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Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

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Tom

Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

Beitragvon Tom » 15. August 2006, 15:26

Hallo,

in der Diskussion über alte Fantasyspiele ist eine interessante Frage aufgeworfen worden. Ich mache aber lieber einen neuen Beitrag "auf" um den unteren Beitrag nicht zu verwässern.

Frage:
- Lohnt es sich alte Spiele neu aufzulegen?
- Hätten alte Spiele (wie z.B. alte Fantasyspiele) eine Chance auf dem heutigen Markt?
- Gibt es genug Fans die einen Nachdruck kaufen würden?

Ich glaube, dass sich eine neue Produktion in 99,9 % der Fälle nicht lohnen würde.
Die meisten Spiele hatten zu ihrer Zeit ihre Berechtigung. Aktuell sind sie der Konkurenz nicht gewachsen. Das bezieht sich auf fast alle Aspekte (Spielmechanismus, Grafik usw.).

Meiner Meinung nach verknüpfen wir mit diesen Spielen Erinnerungen.
Erst diese Erinnerungen machen das Spiel für uns "wertvoll".

Bei vielen dieser alten "Schätze" die ich ergattern konnte und tatsächlich noch einmal gespielt habe, machte sich bald Ernüchterung breit: "Was hat mir damals eigentlich so gut gefallen?"
Peinlich wird es, wenn ich anderen von diesem Spiel vorgeschwärmt habe und diese dann verständnlislos den Kopf schütteln während ich mich köstlich amüsiere.

Und seien wir doch mal ehrlich. Ich will doch keinen Nachdruck. Ich möchte doch dann ein wirklich altes Spiel aus dieser Zeit, oder?

So, dass war meine Meinung - bestimmt aber nicht die einzig wahre, oder?

Gruß

Tom
PS: Kann es eigentlich eine wahre Meinung geben oder sind nicht alle Meinungen gleichwahr?

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Martin M.

Re: Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

Beitragvon Martin M. » 15. August 2006, 15:50

Tom schrieb:
>
> Frage:
> - Lohnt es sich alte Spiele neu aufzulegen?

In manchen Fällen bestimmt, siehe die Neuauflagen von z.B. Conquest of the Empire oder Loopin' Louie. Ebenso sei verwiesen auf Spiele wie Hase und Igel, Tikal oder Torres, immerhin Spiele des Jahres, die von Abacusspiele neu aufgelegt werden.

> - Hätten alte Spiele (wie z.B. alte Fantasyspiele) eine
> Chance auf dem heutigen Markt?

Kommt wiederum drauf an. Hase und Igel z.B. ist ein Klassiker, der bestimmt auch in 50 Jahren noch gespielt wird. Und wenn Du Dir die Preise anschaust, die auf ebay für Titan oder Full Metal Planete bezahlt werden, dann würde ich denen auch durchaus eine Chance geben.

> - Gibt es genug Fans die einen Nachdruck kaufen würden?

Bei den genannten Titan oder Full Metal Planete eindeutig ja. Ein anderes Beispiel ist Roborally, das gerade neu aufgelegt wurde, und die Leute kaufen lieber die Neuauflage als Mondpreise auf ebay zu bezahlen.

> Ich glaube, dass sich eine neue Produktion in 99,9 % der
> Fälle nicht lohnen würde.
Würde ich nicht pauschalisieren. Siehe meine Beispiele.

> Die meisten Spiele hatten zu ihrer Zeit ihre Berechtigung.
> Aktuell sind sie der Konkurenz nicht gewachsen. Das bezieht
> sich auf fast alle Aspekte (Spielmechanismus, Grafik usw.).

Nun, ich finde z.B. bei MÄDN und Monopoly weder den Spielmechanismus noch die Grafik sonderlich aufregend, trotzdem sind es sehr alte Spiele, die immer noch gut laufen. Ähnlich die genannten Beispiele Hase und Igel, Tikal und Torres - bei diesen Spielen ist die Grafik nebensächlich, der Mechanismus hat aber das Zeug zum Klassiker.

> Meiner Meinung nach verknüpfen wir mit diesen Spielen
> Erinnerungen.
> Erst diese Erinnerungen machen das Spiel für uns "wertvoll".

Recht gebe ich Dir da bei meiner persönlichen Enttäuschung, Metropolis. Als Zehnjähriger habe ich es geliebt und mir jetzt wieder gekauft - hat mich überhaupt nicht vom Hocker gerissen.

> Bei vielen dieser alten "Schätze" die ich ergattern konnte
> und tatsächlich noch einmal gespielt habe, machte sich bald
> Ernüchterung breit: "Was hat mir damals eigentlich so gut
> gefallen?"
> Peinlich wird es, wenn ich anderen von diesem Spiel
> vorgeschwärmt habe und diese dann verständnlislos den Kopf
> schütteln während ich mich köstlich amüsiere.

Ging mir auch so bei Metropolis. Gegenbeispiel ist Titan, welches mir ein Freund vorgestellt hat und davon ähnlich begeistert war, wie Du es schilderst. Wäre es nicht so verflucht teuer auf ebay, hätte ich es mir gekauft.

> Und seien wir doch mal ehrlich. Ich will doch keinen
> Nachdruck. Ich möchte doch dann ein wirklich altes Spiel aus
> dieser Zeit, oder?

Das hängt davon ab, ob man Spieler oder Sammler ist. Ich persönlich ziehe eine Neuauflage vor, wenn ich dafür weniger Geld bezahlen muß.

> So, dass war meine Meinung - bestimmt aber nicht die einzig
> wahre, oder?
>
> Gruß
>
> Tom
> PS: Kann es eigentlich eine wahre Meinung geben oder sind
> nicht alle Meinungen gleichwahr?

Ich denke, eine Meinung kann per se niemals wahr sein, sondern eben immer subjektiv;)

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Manuel Siebert
Brettspieler
Beiträge: 57

Re: Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

Beitragvon Manuel Siebert » 15. August 2006, 16:02

Drei Beispiele:

Outpost - Wurde als Zepter von Zavandor neu aufgelegt. Die Regeln wurden komplett überarbeitet und das Thema verändert. Der Reiz von Outpost bleibt erhalten, auch wenn man beim Spielen nur selten an das Original erinnert wird. Einige bekannte Elemente sind zu erkennen. Hier ist ein Klassiker völlig verändert worden und dann neu aufgelegt und ich möchte Das Zepter von Zavandor auf keinen Fall vermissen.

Conquest of the Empire - Wurde als Zwei-in-Eins Spiel neu aufgelegt. Zum einen durfte Martin Wallace sein Struggle of Empires mit einem römisch-antiken Thema in einer riesigen Box neu auf den Markt bringen. Zum anderen hat man die Originalregeln des Gamemaster-Klassikers leicht überarbeitet und als Option dem Spiel beigefügt. Nostalgiker spielen die klassische Fassung, für die anderen gibt es eine hervorragende Struggle of Empires-Variante mit opulenter Ausstattung. Würde SoE nicht schon in meinem Regal stehen, hätte ich hier sofort zugegriffen und es sicherlich nicht bereut. Über kurz oder lang (vermutlich kurz, wenn man an Eagle Games Situation denkt) werde ich es wohl noch kaufen, einfach wegen des Spielbretts. Zur Not wird das einfach gerahmt und aufgehängt, wenn das Spiel schon nicht gespielt wird...

Warrior Knights - Für die Neuauflage hat Fantasy Flight zwei hochgradig talentierte Spieleautoren gewinnen können (wie übrigens für die kommende Blood Royal Neuauflage auch) und herausgekommen ist ein Klassiker im modernen Gewand. Das neue Warrior Knights ist dicht am Original, trifft aber den Nerv der Zeit durch elegantere Regeln und ein stärkeres "Eurogame"-Feeling. Vorher war es ja doch eher ein chaotisches 80er Jahre Wargame, aber die großartige Neuauflage übertrifft das Original um Längen.

Das waren drei Spiele ohne das ich lange überlegen musste, bei denen die Neuauflage sich nicht nur gelohnt hat, sondern sogar besser war als das Original. Bei längerem Nachdenken würde die Liste sicher noch etwas länger werden.

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Björn Kalies

Re: Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

Beitragvon Björn Kalies » 15. August 2006, 16:20

Also bei Arkham Horror wurde einiges an den alten Regeln überarbeitet - das Spiel ist anspruchsvoll und hat eine dichte Spielatmosphäre.
Ich bin froh über diese Neuauflage.

Gruß,
Björn

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TimoH.

Re: Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

Beitragvon TimoH. » 15. August 2006, 17:22

Ich denke hier ist es fast wie mit Neuerscheinungen:

Was muss auch vom Produkt, also genau jedes Spiel für sich, überzeugt sein.

Natürlich sind auch viele ältere Spiele nicht so dolle, aber das trifft auch auf sehr viele neue zu oder ?

Da kann man als Verlag ja sogar vorher "testen" bevor ich mir die Rechte kaufe.
Aufwand ist gering, da ja Regeln etc. komplett vorhanden. Bei vielen gibt es auch Hausregeln, so dass man schnell eine Variante spielen kann und so doch den Urmechanismus noch besser bewertet.

Ich für meinen Teil bin es seid ungefähr einem Jahr eher müde mir die Neuerscheinungen genauer anzusehen, von denen dann viele auch irgendwie nicht mein Fall sind. Ich warte lieber etwas ab, bis der erste Hype um ist.
Also könnte man sagen, ich warte bis sich ein Spiel etabliert hat, bevor ich mich überhaupt die Regeln downloade, durchlese und erst dann das Spiel kaufe.

Gerade Fantasy Flight geht ja derzeit den Weg und ich denke, gar nicht mal so unerfolgreich, da sonst solche Programme doch schnell eingestellt werden.

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Lukas Merlach
Kennerspieler
Beiträge: 193

RE: Alte Spiele neu aufgelegt - Chancen?

Beitragvon Lukas Merlach » 17. August 2006, 10:21

> Frage:
> - Lohnt es sich alte Spiele neu aufzulegen?
> - Gibt es genug Fans die einen Nachdruck kaufen würden?

Bisher unerwähnt:
Es muss doch vor allem darum gehen, das alte Spiel auch neuen Spielern zugänglich zu machen. (und für den Verlag ums verkaufen)
So machen die Neuauflagen von Hase und Igel oder Ave Cäsar zweifellos Sinn, die Spiele sind einfach gut. (Obwohl keiner, der das alte Spiel hat, die Neuauflagen mit ihren Verschlechterungen kauft ;-)

Neuauflagen nur für Fans, die das Spiel schon kennen (oder sogar haben) sind wohl kaum rentabel.

Lukas

> PS: Kann es eigentlich eine wahre Meinung geben oder sind
> nicht alle Meinungen gleichwahr?
Meine.

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Peter Gustav Bartschat

[OT] Materialen zum Wahrheitsgehalt von Meinungen

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 17. August 2006, 20:04

Tom schrieb:
> PS: Kann es eigentlich eine wahre Meinung geben oder sind
> nicht alle Meinungen gleichwahr?

Lukas Merlach schrieb:
> Meine.

Wenn wir davon ausgehen, das "wahr" das ist, was mit überprüfbaren Tatsachen übereinstimmt, dann kann es durchaus wahre Meinungen geben.

Zu beachten ist dabei, dass nicht alle Tatsachen überprüfbar sind. So lässt sich die Meinung "Auf dem fünften Planeten des Sirius lebt eine intelligente Rasse im Einklang mit der Natur und vermeidet es, von den Menschen entdeckt zu werden, weil sie deren schlechten Einfluss fürchtet." nicht überprüfen: Wir können daher keine Aussage darüber treffen, ob diese Meinung war ist oder nicht, und sie höchstens als Ausdruck einer individuellen Sichtweise, die für jeden mit Ausnahme des diese Meinung Äußernden irrelevant ist, zur Kenntnis nehmen.

Überprüfen lässt sich allerdings durchaus die Richtigkeit der Meinung, dass die die "Spiel´06" vom 19. bis zum 22. Oktober 2006 in den Messehallen beim Gruga-Gelände in Essen stattfände: Man kann nämlich zu diesem Zeitpunkt selbst nach Essen fahren, die Messehallen betreten und sich ein Bild davon machen, was sich dort ereignet. Im Hinblick auf diese Meinung kann man daher eine Aussage darüber treffen, ob sie wahr ist oder nicht.

Und dann gibt es noch die Meinungen, die ungeachtet aller Überprüfungen mit gegenteiligem Ergebnis weiter existieren, wie zum Beispiel die Meinungen, Horoskope würden präzise Vorhersagen der nahen Zukunft ermöglichen, der Genuss von Urin habe eine gesundheitsfördernde Wirkung und jeder, der Arbeit haben wolle, fände auch welche.

Zwangläufig immer wahr sind die Meinungen, die Ausdruck eines subjektiven Empfindens sind, und alle Meinungen, die zu dieser Gruppe gehören, sind gleich wahr. Wenn ich der Meinung bin, "Republic of Rome" sei mein Lieblingsspiel, dann ist diese Meinung wahr, und sie bleibt auch dann wahr, wenn ich der einzigen Mensch auf der Welt sein sollte, dessen Lieblingsspiel "Republic of Rome" ist.

Zwangsläufig immer falsch sind die Meinungen, die Männer im Hinblick darauf haben, was sie während einer aktuellen Fragestunde ihrer Partnerin am besten antworten, ohne Ärger zu bekommen.

Mein Fazit: Es kann durchaus wahre Meinungen geben, aber nicht jede Meinung ist zwangsläufig wahr.

Mit einem lieben Gruß
Gustav


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