PEEP "Fowl Play"
„Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her!“; diese Zeile aus einem bekannten Kinderlied beschreibt trefflich, worum es im Wesentlichen beim neuen Spiel von Richard Breese geht. Zwei bis vier Spieler steuern je einen Fuchs über ein Gelände von Sechsecken, das von allerlei Federvieh bevölkert ist. So tummeln sich anfangs in den vier Ecken des Spielplans Gänse, Puten, Hühner und Enten, die nur darauf warten von unseren Füchsen gemopst zu werden. Naja, ganz so einfach ist es denn nun nicht, denn reihum können unsere lieben Mitspieler (und auch man selber) nach Gusto das Federvieh auf dem Feld herumbugsieren. Eingeschränkt wird die Auswahl nur durch die vorher ausgespielte Handkarte. Diese legt zum einen über aufgedruckte Zahlen die Reihenfolge fest, in der die Spieler aktiv werden, zum anderen ist darauf ein Geflügelplättchen abgebildet, das die Auswahl begrenzt. Denn neben den Geflügelarten weisen die Geflügelspielsteine noch verschiedene Farben (braun, weiß, schwarz) und Formen (rund, viereckig, sechseckig) auf. Wer z.B. ein weißes Huhn (runder Spielstein) als Karte wählt, kann entweder ein weißes Geflügel, ein Huhn oder einen runden Spielstein bewegen (die übrigen beiden Merkmale sind dann jeweils egal). Pro Zug darf drei Felder gezogen werden, wobei auch eine Aufteilung auf mehrere Spielsteine möglich ist. Allerdings dürfen die geführten Geflügelsteine hierbei nach bestimmten Abstandsregeln den Füchsen nicht zu nahe kommen. Die Füchse ihrerseits setzen sich gleich im Anschluss in Bewegung, wenn alle Spieler die Hühner, Enten, Gänse und Puten herumgescheucht haben und machen Jagd auf ihre armen Opfer. Hierbei gehen sie jeweils zwei Schritte, können jedoch hierbei auch die Abkürzung durch den Fuchsbau nutzen und überraschend an der einen oder anderen Stelle des Spielplans auftauchen.
Was ist nun das Ziel unserer Füchse? Möglichst viel Geflügel einkassieren, könnte man denken. Das reicht allerdings nicht zum Sieg, denn es ist tunlichst darauf zu achten, dass sich der Fuchs möglichst „vielseitig“ ernährt: Wer alle vier verschiedenen Geflügelsorten ergattert, hat damit ein Set voll und bekommt bei der Endabrechnung Extrapunkte. Daneben kassiert Punkte wer von einem Merkmal der Geflügelsteine (Form, Farbe) am meisten hat. Eine dritte Art, sich Punkte einzuverleiben bietet die geheime Zielkarte, von der jeder Spieler am Anfang eine zieht. Für jeden Spielstein (Form, Farbe, Art) der sich am Ende noch auf dem Spielbrett befindet gibt es einen Punkt extra. Zusätzlich gibt es auch noch einen Extrapunkt für den, der exakt das auf der Zielkarte abgebildete Geflügel retten konnte.
Wie spielt es sich
Die kurze Skizze der Punkteabrechnung macht deutlich, dass es bei diesem Spiel vieles zu beachten gilt, will man am Ende die meisten Punkte einstreichen: Eigenes Zielgeflügel schützen oder doch ein Opfer bringen, um ein Set voll zu bekommen? Die lieben Mitspieler ärgern, indem man das Federvieh wegtreibt oder doch lieber die Bewegungspunkte nur für den eigenen Bedarf einsetzen? Mit den Mitspielern kurzzeitig gemeinsame Sache machen, um auf möglichst hohe „Schlagzahl“ zu kommen oder doch lieber als einsamer Wolf gefuchst? Diese interessanten Wahloptionen könnten zu einem gelungenen Spiel geführt haben, das zwar nicht sonderlich innovativ, aber zumindest reizvoll und interessant ist. „Könnten“, denn leider tun sie es nicht.
Es hakt einfach an so ziemlich allen Stellen dieses Spiel: Das Geflügel ist am Anfang so reichlich vorhanden, dass sich keine sinnvolle strategische Herangehensweise ausmachen lässt, sondern es vielmehr auf ein eher wenig planloses Hin- und Hergeschiebe der Spielsteine hinausläuft.
Der Abrechnungsmodus mit seiner speziellen Mehrheiten-Artenvielfalt-Systematik mit beigeordneter Zielkartenregelung trägt hier auch nicht gerade zur Übersichtlichkeit der Punktelage und einem möglichen Konkurrenzkampf um selbige bei.
Die Interaktion mit den Mitspielern ist ebenfalls ein deutlicher Schwachpunkt dieses Spiels, da sie kaum stattfindet. So kommt es z.B. eher selten zum Kampf um ein Geflügelstein oder ein geschicktes Ausmanövrieren des Mitspielers. Meistens kann einer hier, der andere da etwas mitnehmen, so dass sich richtige Ärgeraktionen eher in der Endphase des Spiels realisieren lassen, wenn sich das Feld gelichtet hat. Doch gerade wenn es interessanter werden könnte, stellt sich leider folgender Effekt ein: Beim Bemühen, die Mitspieler von den knappen Ressourcen fernzuhalten, kann man meist auch selber nicht viel einstreichen, so dass auch hier der Spielspaß sich nicht so recht einzustellen vermag.
Fazit
Ein Spiel mit einer Reihe guter Ideen, das Material durchaus hochwertig und funktional, die Spielanleitung mit vielen Beispielen illustriert sowie ein klar strukturierte Spielablauf. Das war es aber auch schon mit den positiven Aspekten, die „Fowl Play“ auf sich vereint.
Die guten Ideen wirken unausgegoren umgesetzt, Interaktion findet nur mäßig statt. Die durchaus interessante Punkteabrechnung ist zu unübersichtlich für die Entwicklung geeigneter Strategien, zumindest in Kombination mit den anfangs zu reichlich vorhandenen Geflügelsteinen. Daumen nach unten für dieses langweilige Herumgeschiebe von Federvieh und Füchsen.
Eine Zielgruppe mag sich dennoch freuen: die Sammler, die einen Kauf gewagt haben, denn angesichts der mageren Spielqualität dürfte keine Gefahr bestehen, dass das (limitierte) Spiel von einem größeren Verlag noch mal herausgebracht wird.
Schade für die vielen Fans von anderen Richard-Breese-Spielen, die mit diesem Spiel wohl kaum ihre Freude haben dürften. Bleibt nur zu hoffen, dass er in Zukunft wieder Spiele mit nach Essen bringt, die ihren vergleichsweise hohen Preis durch entsprechende Qualität rechtfertigen.
Richard Breese
Verlag: R&D-Games
2-4 Spieler
Preis: 40 Euro (Erstauflage ausverkauft)