Beitragvon Micha A. » 18. Januar 2008, 12:54
"Frank" hat am 18.01.2008 geschrieben:
> Hey,
>
> weiter unten wurde mal das Anspruchsniveau des neuen
> alea-Spieles angesprochen.
> In dem Zusammenhang hat ein Leser gepostet, dass alea wohl
> erst wieder ein Spiel mit einer "7" oder mehr auf der Skala
> veröffentlicht, wenn die Absatzchancen mind. 20.000 Ex
> betragen.
>
> Ich würde hier gerne einmal darüber diskutieren, ob es sich
> denn wirklich nicht mehr lohnt, Spiele für anspruchsvolle
> Spieler (Bitte, keine Streitereien über diesen Begriff!) zu
> machen. Obwohl alea eigentlich die Marke für anspruchsvolle
> Spiele ist, scheinen auch hier jetzt Absatzzahlen vor dem
> Anspruch zu stehen (Nein, alea macht deswegen keine
> schlechten Spiele!). Phalanx hat vor einer Weile sein
> Anspruchsniveau gesenkt und macht "nur" noch
> Familienspiele, sicher steht auch da der Absatzmarkt
> dahinter. Ein sehr renomierter Autor hat mir mal auf eine
> Mail, warum er kein anspruchsvolles Spiel wie XXX mehr
> macht sehr offen und ehrlich von Absatzzahlen berichtet.
>
> Halloooo!
> Ich rufe hilfesuchend in die Welt: Gibt es denn keine
> Chancen mehr für den anspruchsvollen Markt?
> In meinen Augen steht ein Verlag wie eggertspiele derzeit
> ziemlich alleine da. Dann gibt es noch Kleinverlage wie
> Histogames, deren Anspruch auch hoch, aber leider nicht
> mein Thema ist.
>
> Ich möchte hier bitte keine Statements hören wie "Aber
> Notre Dame" ist doch toll oder "Anasazi" hat mir aber gut
> gefallen. Ich möchte auch keine Statements, die mich
> fragen, ob mir das Prinzip des Kapitalismus nicht vertraut
> ist.
> Aber ich möchte gerne eine Diskussion und zwar möglichst
> mit Beteiligung aus den Verlagen (Hallo Christian, Uli,
> Stefan und all die anderen) anstossen, ob ich denn wirklich
> nur alle paar Jahre auf einen wirklichen Knaller oder
> zumindest ein paar richtig anspruchsvolle Spiele hoffen
> darf? Traut sich noch jemand Spiele für die
> "anspruchsvollen" Spieler abseits von Fantasy- und
> Rollenspielen auf den Markt zu bringen? Was sagen die
> ganzen Spieleerfinder, insbesondere die noch etwas Neueren?
> Habt Ihr schon beim Entwickeln den Absatzmarkt im Auge?
> Müsst Ihr familientauglich erfinden, damit Ihr überhaupt
> einen Verlag findet?
>
> So viele Fragen, ich weiß.
> Auf eine rege Beteiligung hofft trotzdem
> Frank
Hallo Frank,
ab wann ist denn "anspruchsvoll" für Dich auch wirklich anspruchsvoll? Was benötigt ein solches Spiel aus deiner Sicht? Lange Regeln? Lange Spieldauer? Große Entscheidungsvielfalt?
Ist ein Agricola für Dich anspruchsvoll? Oder Euphrat und Tigris? Die Macher? Roads & Boats? 18xx? Funkenschlag? Antiquity? Indonesia?
Ich persönlich kann Deine Aussage nämlich nicht unbedingt bestätigen - was aber auch an einer unterschiedlichen persönlichen Beurteilung liegen kann, welche Spiele denn nun anspruchsvoll sind und welche nicht.
Ich z.B. bin mit einem Level, wie ihn Cuba, Puerto Rico, Amyitis, Imperial, Agricola etc. bieten völlig zufrieden.
Ein "Friedrich", das zugegebenermassen sehr interessante Mechanismen hat ist mir persönlich schon wieder zu nahe an der Grenze zu "Arbeit" (zumindest, wenn man Preußen spielt). Gleiches gilt für Roads & Boats oder Antiquity. Um diese Spiele einigermassen auszuloten bedarf es sicherlich einiger Partien - was bei der zugehörigen Spieldauer nicht für jeden so ohne weiteres zu realisieren sein dürfte.
Da bevorzuge ich lieber Kürzeres, was aber genau so knackig sein kann. Man könnte auch sagen: Mir ist die Komplexität eines Spieles egal, solange es mir Spaß macht. Und da es von dieser Sorte genügend Spiele gibt ist es mir völlig wurscht, ob sich da am oberen Ende der Komplexitätsskala noch was tut oder nicht.
Und aus der Sicht des Autors sage ich folgendes: Ich habe zwar bisher nur 2 Spiele verlegt, welche aber vom Anspruch her schon ein wenig auseinander waren. Das einfachere Spiel hat sich mittlerweile fast 10x so gut verkauft wie das (etwas) schwierigere. Dies kann natürlich auch am Thema liegen, an der Grafik oder daran, dass das schwierigere Spiel vielleicht einfach schlechter war.
Aus kommerzieller Sicht würde ich jederzeit wieder einen No-Brainer designen. Geht schneller, hat m.E. höhere Veröffentlichungschancen beim Verlag, verkauft sich besser. Auch wenn man damit z.B. hier im Forum keine besonders große Anerkennung erntet.
Gruß
Micha
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"Never argue with idiots. They bring you down to their level, then beat you with experience."