Beitragvon Tacitus » 27. Oktober 2009, 23:24
Hallo,
also ich habe die alte AH-Ausgabe von 1990 und vor seeeeehr vielen Jahren haben wir auch einige Male gespielt. Soweit ich mich erinnere, ist die Spielidee ganz nett.
Jeder Spieler repräsentiert den Fraktionsführer einer Partei in Rom. Die Partei hat einen gewissen Einfluss an Stimmen im Senat und man versucht durch Koalitionen mit anderen Parteien die Staatsentscheidungen so zu seinen Gunsten zu beeinflussen, dass die eigene Macht wächst. Der Drahtseilakt besteht darin, das Interesse des Staates gegen die eigenen Interessen abzuwägen. Denn wenn der Staat die Lösung von Problemen (z.B. Kriege, Aufstände, Hungersnöte) zu lange verschleppt, weil die Lösung eben genau das Geld kosten würde, das man selbst gerne für seine Partei abschöpfen würde, dann kann Rom als Ganzes untergehen und alle haben verloren. Geht man die Lösung von Kriegen jedoch zu intensiv an und überträgt zu viele Legionen auf einen Konsul, so könnte dieser auf Idee kommen, erst den Feind und dann Rom selbst zu besiegen. Letztendlich ist das ganze Spiel ein Check and Balance mit antiken Mitteln, das durch die Fülle von Siegmöglichkeiten viele Ansätze zulässt. Soweit die Theorie.
Ich kann mich allerdings auch daran erinnern, dass in unserer Runde niemand einem anderen den Sieg gegönnt hat. Und da es relativ einfach war, einen beim Volk beliebten Senator über die Klinge springen zu lassen und wir die Armee lieber etwas schwächlich als zu stark ausgestattet haben, damit keiner mit den Truppen durchbrennt. Kam es bei uns nie zu einem Sieg der Parteien, sondern regelmäßig zum Untergang Roms. Und der "letzte amtierende Zensor", also der, der in der letzten Runde noch mal alle ans Messer liefern konnte, zum geflügelten Wort in der Spielerunde.
Mein Fazit: Gute Idee, aber bei Spielern, die alle gewinnen wollen und es von Diplomacy und 18XX gewohnt sind, mit Haken und Ösen zu spielen, ein eher totes Rennen. Aber manchmal kann ja auch der Weg das Ziel sein und der führt ja, wie wir alle wissen, immer nach Rom.
Gruß
Tacitus