Beitragvon LemuelG » 7. November 2011, 16:42
Beide Spiele finden sich in der allerobersten Liga der Zeichenspiele ... ich kenne keine besseren.
Bei Identik gibt es immer einen Erklärer (wechselt reihum), während alle anderen zeichnen. Während eine Sanduhr durchläuft (90 Sekunden), muss der Erklärer eine vorgegebene Zeichnung den anderen Mitspielern erklären, ohne dass diese das Original sehen können. Nach Ablauf der Zeit werden die 10 Bewertungskriterien enthüllt, die weder der Erklärer noch die Zeichner vorher kannten. Diese beziehen sich auf einzelne Details der Zeichnungen (z.B. die Zahl der sichtbaren Ohren, die Größe der Sonne in Relation zum Kopf einer Figur, etc.). Je nachdem, ob ein Zeichner das Detail erfüllt hat oder nicht, bekommt er einen Punkt. Dabei kommt es in keiner Weise aufs schön zeichnen an - im Gegenteil, je krummer, desto lustiger. Der Erklärer bekommt einen Punkt für jedes Kriterium, das mindestens ein Zeichner getroffen hat.
Bei Pictomania sind in jeder Runde 6 Listen vorgegeben, auf denen jeweils 7 Begriffe stehen. Die Begriffe einer Liste sind einander sehr ähnlich, z.B. Baum und Hecke und Busch und Palme, etc. Durch Austeilen von Symbol- und Zahlenkarten wird jedem Spieler genau 1 der 6 Listen und genau eine der 7 Zahlen geheim zugeordnet (jede Zahl ist unabhängig von den Listen also nur einmal im Spiel). Dann fangen alle gleichzeitig an, ihren so ermittelten Begriff zu zeichnen. Parallel versuchen sie, die Begriffe der anderen zu erkennen. Auf diese tippen sie durch Ablegen von Zahlenkarten ihrer Farbe auf den Stapel des jeweiligen Zeichners. Wenn alle Spieler bis auf einen verkündet haben, dass sie nicht mehr tippen und nicht mehr zeichnen wollen, indem sie sich ein Punkteplättchen absteigender Wertigkeit nehmen, muss der letzte Spieler auch aufhören und bekommt kein Punkteplättchen. Dann wird Zeichner für Zeichner ausgewertet. Die Tippkarten werden in Legereihenfolge aufgedeckt. Wer richtig liegt, bekommt ein Punkteplättchen in der Farbe des Zeichners (ebenfalls absteigend, d.h. der erste richtige Tipp ist mehr wert als der zweite, etc.). Wer falsch liegt, bekommt kein Plättchen, stattdessen wird seine Karte in die Tischmitte gelegt. Das wird reihum so durchgeführt. Jeder bekommt dann Pluspunkte entsprechend den gesammelten Punkteplättchen, die man von anderen Spielern für richtige Tipps erhalten hat. Haben andere Spieler auf die eigene Zeichnung falsch getippt, konnte man nicht alle Punkteplättchen der eigenen Farbe abgeben und bekommt diese Punkte als Minuspunkte. Schließlich zählen die Punkte auf dem "Geschwindigkeitsplättchen" (das man fürs Beenden des Zeichnens und Tippens bekam) für den Spieler, der allein am häufigsten falsch getippt hat (siehe in der Tischmitte gesammelte Karten) als Minuspunkte, für alle anderen als Pluspunkte. Gespielt wird über 5 Runden, wobei jeweils neue Listen ins Spiel kommen.
Beide Spiele sind auf ihre individuelle Weise genial. Identik zieht den Reiz aus dem Zeitdruck, aus den (oft missglückenden) Versuchen, die verworrenen Beschreibungen des Erklärers umzusetzen, aus dem Schimpfen über Details, die in der Beschreibung vergessen wurden und aus dem Lachen über eigene und fremde Zeichnungen. Pictomania reizt durch die Erkenntnis, wie anders man eine knappe Strichskizze interpretieren kann (ist der Kreis nun ein Pfannkuchen von der linken Liste, ein Mond oder eine Sonne von der daneben oder eine Orange von der ganz rechts?), aus dem Versuch, Mitspielern beim Tippen zuvorzukommen (aha-Erlebnisse) und aus dem Grübeln über die Darstellbarkeit zunehmend abstrakter Begriffe (es gibt 4 Listenfarben, von einfach bis sehr schwer, wobei letztere sehr abstrakte Begriffe wie hier, dort, übermorgen, klug beinhalten können).