Übersetzung von Games – Eine komplexe Aufgabe

Egal, ob Online-Anwendungen, Apps oder auch Konsolen- und PC-Spiele: Der Markt der Games wächst rasant. Dass die Entwickler und Herausgeber von Spielen aller Art nicht nur im eigenen Land, sondern auch international erfolgreich sein müssen, liegt auf der Hand. Ein Spiel in nur einer einzigen Sprache herauszubringen, ist daher kaum denkbar für die meisten Unternehmen. Was es also braucht, sind Übersetzer, die sich mit dem Text innerhalb eines Games auseinandersetzen und ihn in eine oder sogar mehrere Sprachen übersetzen. Mit dieser Aufgabe kommen auf die Verantwortlichen jedoch große Aufgaben zu. Durch eine schlechte Übersetzung kann ein gesamtes Game zum internationalen Spott-Objekt werden.

 

Die Lokalisierung als zentrale Aufgabe

Die Übersetzung eines Spiels wird im Fachbereich nicht als Übersetzung oder Translation, sondern als Lokalisation bezeichnet. Heute ist es üblich, Spiele sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache herauszubringen. Hierdurch öffnet sich für die Entwickler und Unternehmen bereits ein sehr breiter Markt. Wer professionell vorgehen und möglichst viele Kunden weltweit glücklich machen möchte, sollte den sprachlichen Horizont des eigenen Games jedoch noch erweitern. Viele Spieler sind hocherfreut, wenn ein Game oder auch eine App in der eigenen Landessprache verfügbar ist. Bei einem umfangreich gestalteten Game braucht es daher bisweilen einige Übersetzer, die sich monatelang mit den Texten befassen. Dabei muss nicht nur die Sprache der Spielfiguren übersetzt werden, denn auch Menüs und Item-Bezeichnungen sollten nach Möglichkeit in der entsprechenden Sprache vorliegen.

Für ein Unternehmen spielt die Lokalisation eines Spiels eine sehr wichtige Rolle, die den eigenen Erfolg maßgeblich beeinflusst. Daher wird mit der Lokalisation nicht erst begonnen, wenn das Spiel fertig ist. „An den Sprachversionen eines Spiels wird meistens parallel zur Entwicklung gearbeitet, ungefähr drei Monate vor dem Erscheinen beginnt der Endspurt. Dann muss termingerecht getextet, aufgenommen und probegespielt werden, Teamarbeit ist Pflicht. Die deutsche Version des Hit-Rollenspiels „Skyrim“ beschäftigte zum Beispiel 30 Lokalisierer, hinzu kamen rund 60 Synchronsprecher.“ (Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/games/lokalisierung-von-videospielen-wie-die-uebersetzungen-entstehen-a-837075.htm)

 

Da heutzutage viele Aufgaben im Online- und Technik-Bereich von Maschinen und Software übernommen werden, liegt der Gedanke an Übersetzungssoftware nahe. Sicherlich ließe sich durch die Nutzung einer Software viel Geld sparen. In einem Test von computerbild.de zeigte sich jedoch, dass Übersetzungssoftware den Ansprüchen ihrer Anwender in aller Regel kaum entspricht. Es braucht also echte Menschen mit einem großen Verständnis für Sprache, um Spiele richtig zu übersetzen. Schließlich ist Sprache mehr als die Nutzung eines vorgefertigten Rahmens und Wortspiele oder Doppeldeutigkeiten kann keine Übersetzungssoftware erkennen, geschweige denn korrekt in eine andere Sprache übertragen. Das „Corporate Wording“, also die individuelle Sprache mit Wiedererkennungswert, nennt auch das Englisch Übersetzungsbüro Dialecta als sehr wichtig, was sich durchaus auch auf den Spielemarkt übertragen lässt.

Warum Übersetzungen durchaus heikel sein können

Die Erwartungen der Spieler von heute sind durchaus anspruchsvoll. Nicht nur grafisch sollen Games für Konsolen, den Computer oder das Smartphone überzeugen, denn auch die Story muss packend und spannend gestaltet werden. Sogar bei einfachen Puzzle Games ist ein Story-Modus daher durchaus förderlich für den Erfolg des Spiels am Markt. Investiert ein Hersteller zu wenig Zeit und Mühe in die Übersetzung eines Spiels, kann sich dies auf die Kundenzufriedenheit auswirken. Die wenigsten Gamer finden es gut, wenn ein Spiel mit schlechten und fehlerhaften Übersetzungen daherkommt.

Die Anforderungen an moderne und gute Spiele wachsen stetig. (Quelle: dantetg (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Die Anforderungen an moderne und gute Spiele wachsen stetig. (Quelle: dantetg (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für die Übersetzer sind Spiele jedoch ein kompliziertes Aufgabengebiet. Bei der Wandlung in eine andere Sprache müssen sie Faktoren wie:

  • Witze und Wortspiele,
  • Slangs und Dialekte,
  • die individuelle Story
  • und doppeldeutige Begriffe

berücksichtigen. Sonst wird aus einer Fledermaus schnell ein Baseballschläger und eine traurige Spielfigur als blau bezeichnet. Spiele mit gravierenden Übersetzungsfehlern schafften es in der Vergangenheit immer wieder, die Aufmerksamkeit der großen Gamer-Community auf sich zu ziehen. Ein Beispiel hierfür ist das Spiel „The Elder Scrolls: Oblivion“, dessen Item-Bezeichnungen teilweise sehr abenteuerlich ausfielen. Die Aufmerksamkeit, die einem solchen Game gewidmet wird, hat in aller Regel nichts mit positiven Gefühlen zu tun. So kann die allgemeine Reputation eines Unternehmens unter einer schlechten Übersetzung leiden und mögliche Auszeichnungen wie der Computerspielpreis rücken in weite Ferne. Auch „Baldur’s Gate“ mit seinen sächselnden Zwergen sorgte nicht nur für positive Reaktionen.

 

Komische Übersetzungen sind durchaus zahlreich. Im Video finden Interessierte einige Beispiele für eine misslungene Lokalisation.

Dass ein Spiel mit schlechter Übersetzung hierfür gelobt wird, ist praktisch noch nie vorgekommen. Lediglich das Sega Game „Zero Wing“ mit seinem legendären Satz „All your base are belong to us,“ bildet eine Ausnahme und konnte sich dennoch zum echten Kultobjekt entwickeln. Es ist also entscheidend, bei großen und kleinen Games für eine hochwertige und stimmige Übersetzung zu sorgen. Nur so sind Gamer wirklich glücklich und die Bewertungen für das individuelle Spiel fallen besser aus.

Traumjob Game-Übersetzer?

Viele Gamer, die sich schon seit Jahren mit dem Spielen von Konsolen-, PC- oder auch mobilen Games beschäftigen, finden das Berufsbild des Game-Übersetzers durchaus interessant. Dass hinter der Tätigkeit als „Localization Manager“ oder Übersetzer sehr viel mehr steckt als die bloße Freude am Spielen, wissen dabei nur die wenigsten. So hat das Übersetzen eines Games zunächst gar nichts mit dem Spielen des selbigen zu tun. Die meisten Übersetzer erhalten lediglich eine Textdatei mit den entsprechenden Dialogen und Bezeichnungen, die sie am PC in eine andere Sprache übertragen müssen.

Dies macht den Job zu einer großen Herausforderung, denn umfangreiches Wissen rund um die Story und den Charakter eines Spiels sind nicht immer verfügbar. Die Übersetzung eines Spiels ist daher mit einem nicht zu unterschätzenden Recherche-Aufwand verbunden. Vorgängerspiele, Zusatzmaterial und detaillierte Charakterbeschreibungen müssen die Übersetzer vor der Aufnahme ihrer Arbeit zunächst eingehend studieren.

Wer trotz der komplizierten und aufwändigen Arbeitsweise das Berufsbild des Game-Übersetzers nach wie vor als echten Traumjob betrachtet, sollte auch den Anforderungen der Unternehmen und Agenturen entsprechen. Diese fordern nicht nur Spaß am Spielen und Erfahrung in diesem Bereich, sondern perfekte Sprachkenntnisse und im besten Fall sogar ein Studium der Sprachwissenschaften. Kann ein Gamer all dies vorweisen, so könnte der Job als Game-Übersetzer durchaus mehr als nur ein Traum sein.