Deutsche Cosplay-Meisterschaft: „Mehr Männer wären wünschenswert“

Derzeit laufen die Vorentscheide für die Deutsche Cosplay-Meisterschaft 2012. Daniela Barmetler, Mitorganisatorin des Wettbewerbs, hat uns über den Verkleidungstrend aus Japan und sein Standing in Deutschland aufgeklärt.

Spielen.de: Daniela, wer im Netz auf Cosplay-Bilder stößt, der könnte schnell den Eindruck gewinnen, dass der Verkleidungstrend aus Japan ein Mädchending ist. Stimmt das?
Daniela Barmetler: Hier in Deutschland sind überwiegend Frauen Cosplayer. In anderen Ländern wie zum Beispiel Italien oder Spanien dominieren allerdings die Männer. Allgemein gesehen ist Cosplay also kein Mädchending. Woran es liegt, dass es in Deutschland so wenige männliche Cosplayer gibt, weiß ich leider nicht. Es ist aber sehr schade, mehr Männer in der Szene wären wünschenswert.

Spielen.de: Wann bist du zum ersten Mal mit Cosplay in Kontakt gekommen?
Barmetler: So richtig in Kontakt mit Cosplay bin ich 1999 gekommen. In dem Jahr habe ich auch selbst mit Cosplay angefangen, wenn auch eher schlecht als recht, aber damals war es auch noch recht ungewöhnlich, wenn jemand tatsächlich eine Perücke getragen hat.

Spielen.de: Hat gerade das Ungewöhnliche dich an Cosplay fasziniert?
Barmetler: Fasziniert ist nicht ganz das richtige Wort – Cosplay hat mich interessiert, weil ich schon als Kind gerne Theater gespielt habe und Kostüme tragen wollte. Durch Cosplay kam für mich dann also eigentlich ’nur‘ die Herstellung dieser Kostüme dazu. Mit der Zeit wurde ich immer ehrgeiziger und wollte die Kostüme so detailgetreu wie nur möglich anfertigen, um dem Design gerecht zu werden.

Daniela Barmetler als Yuffie aus Final Fantasy VII (Foto: Christoph Gerlach)

Spielen.de: In was für Kostümen warst du bisher schon unterwegs?
Barmetler: In sehr, sehr vielen. Grob geschätzt habe ich etwa 120 Kostüme hergestellt oder getragen, seit ich mit Cosplay angefangen habe. Mein erstes Kostüm dieses Jahr war Zelda aus dem aktuellsten Spiel der Legend-of-Zelda-Reihe Skyward Sword. Eines meiner liebsten und aufwändigsten Kostüme ist zudem Yuna aus Final Fantasy X, und die DCM habe ich mal mit Sakura aus dem Manga Tsubasa Reservoir Chronicle gewonnen. Andere Kostüme, die ich sehr gerne mag, wären zum Beispiel der Prinz aus Suikoden V oder Yuffie aus dem Film zum Spiel Final Fantasy VII: Advent Children.

Spielen.de: Inzwischen stellst du nicht nur mehr eigene Cosplay-Kostüme her, sondern du organisierst auch die Deutsche Cosplay-Meisterschaft mit. Wie ist es dazu gekommen?
Barmetler: Naja, ich habe 2009 die Deutsche Cosplay-Meisterschaft gewonnen und bin danach gefragt worden, ob ich nicht einmal in der Jury mitmachen möchte. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht sicher genug darin, andere zu bewerten, wenn man es so nennen möchte. Für 2011 hatte ich mich dann als Teilnehmerbetreuer angeboten, da es für die Teilnehmer schwierig war, einen Ansprechpartner zu finden. Auch habe ich inzwischen mehrmals für einen Wettbewerb, nicht nur für die DCM, in der Jury gesessen. Als dann für die Meisterschaft 2012 eine große Veränderung im Team anstand, hatte mich Peter Müller gefragt, ob ich seinen Posten als fachliche Leiterin übernehmen würde. Er übernimmt jetzt die Rolle der allgemeinen DCM-Leitung und koordiniert den technischen und den fachlichen Bereich. Ihm direkt unterstellt sind Björn Sandner als technische Leitung und ich.

Daniela als Sakura aus Tsubasa Reservoir Chronicle (Foto: Christoph Gerlach)

Spielen.de: Wie viele Besucher kommen eigentlich immer zu euren Veranstaltungen? Und wie viele Teilnehmer gibt es?
Barmetler:Das ist jedes Jahr unterschiedlich und kommt auf den Austragungsort der einzelnen Vorentscheide an. Die meisten Zuschauer haben wir auf jeden Fall im Finale der Deutschen Cosplay-Meisterschaft auf der Frankfurter Buchmesse. Da muss jedes Jahr der Saal Harmonie geschlossen werden – aufgrund der Masse an Besuchern.
Pro Vorentscheid können sich bis zu 16 Teams à zwei Personen anmelden, von denen sich höchstens drei Paare je Vorentscheid für das Finale qualifzieren können. Für das Finale gehen wir aktuell von einem Richtwert von 20 Teams aus, denn die Anzahl der Qualifikanten hängt von der Anzahl der teilnehmenden Paare des jeweiligen Vorentscheids ab.

Spielen.de: Wo wollt ihr mit den Deutschen Cosplay-Meisterschaften noch hin? Mehr mediale Aufmerksamkeit wäre ja sicher schön.
Barmetler: Ja, das wäre schon schön. Wir wollen mit der Meisterschaft zum einen der Allgemeinheit das Thema Cosplay näherbringen und zeigen, dass wir keine weltfremden Eigenbrödler sind, sondern Menschen mit einem kreativen Hobby. Und zum anderen den Cosplayern in Deutschland einen fairen Wettbewerb bieten, bei dem jeder durch das Regelwerk sehen kann, was genau bewertet wird und wie die Vorraussetzungen sind. Die Deutsche Cosplay-Meisterschaft war der erste Wettbewerb mit einem einheitlichen Regelwerk, durch das die Bewertung aller Vorentscheide vergleichbar ist.
Wie sich das Ganze letztendlich weiterentwickeln wird, kann ich nicht genau sagen, aber vielleicht wäre ein vergleichbarer europäischer Wettbewerb möglich. Wir wollen auf jeden Fall auch das Ausland auf uns aufmerksam machen.

Titelbild: Katharina Mayer