Neun Jahre nach dem ersten Teil von Dead Island ist es soweit: Der Nachfolger Dead Island 2 erscheint am 21. April 2023 für PC (Epic Store), PlayStation 4, PlayStation 5, XBox Series X und XBox One. Der neue Teil des Zombie-Action-Spiels der Entwickler Deep Silver und Dambuster Studios löst bei der Presse bislang eine gute Resonanz aus. Auf Metacritic landet Dead Island 2 bisher bei soliden 75 von 100 Punkten. Ebenso findet sich aber auch Kritik. Auf OpenCritic würden trotz 75 Punkten nur 56 Prozent der Kritiker das Spiel empfehlen. Einige hilfreiche Tipps zum Spiel und wie sich der Nachfolger schlägt, erfahrt ihr hier im Test.
Dead Island 2: Eine Story ohne Tiefe
Dead Island 2 ist eines dieser Spiele, in denen die eigentliche Story nur Beiwerk ist. Sie ist Mittel zum Zweck, um Zombies ordentlich aufzumischen. Dabei bedienen sich die Entwickler einiger bekannter Elemente. Zunächst einmal könnt ihr aus sechs verschiedenen Charakteren wählen. Sie unterscheiden sich dabei nicht nur optisch, sondern auch durch ihre Statuswerte und besonderen Fähigkeiten. Unter den Attributen Zähigkeit, Ausdauer, Regenerationsfähigkeit, kritischer Schaden, Beweglichkeit, maximal Gesundheit und Widerstand besitzt jeder Schlächter eine Stärke und eine Schwäche. Insgesamt gibt es also keine „guten“ oder „schlechten“ Charaktere, sondern nur jene, die zu eurem favorisierten Spielstil passen oder nicht.
Nach der Charakterauswahl startet ihr mit dem Prolog und Tutorial des Spiels. Dieser ist optisch und atmosphärisch wirklich gut inszeniert, lässt aber auch direkt erahnen, wohin sich diese Story entwickeln wird. Denn nachdem ihr von einem Zombie gebissen wurdet, ist eigentlich schon klar: Nein, das Spiel ist hier noch nicht zu End. Also müsst ihr immun sein. Ihr könntet also im post-apokalyptischen Los Angelos der Schlüssel zu einem Heilmittel sein. Diese Geschichte erinnert stark an den ersten Teil des Spiele-Hits „The Last of Us“, in welchem Joel mit der immunen Ellie sich seinen Weg zu einem Krankenhaus kämpft, um ein Heilmittel zu finden. Ob ihr damit in Dead Island 2 erfolgreicher seid als Joel wird hier aus Spoiler-Gründen natürlich nicht verraten. Insgesamt sei jedoch gesagt, dass die grundsätzliche Entwicklung innerhalb der Story sehr vorhersehbar ist.

Die Charakterwahl ist in Dead Island 2 tatsächlich relevanter als nur die Optik. Jeder hat seine persönlichen Schwächen und Stärken und sollte zu eurem Spielstil passen.
Eine trügerische Waffenvielfalt
In Dead Island 2 findet ihr wirklich sehr viele verschiedene Waffen, wovon allerdings einige ähnlich sind. Außerdem gibt es signifikante Vorteile bestimmter Waffentypen, weshalb ihr am Ende doch immer mit ähnlichem Mordwerkzeug herumlaufen werdet. Eure Waffen findet ihr bei Erkundung der Welt, durch das Töten von Zombies und durch das Plündern von Kisten. Dabei habt ihr eine Fülle an verschiedenen Waffen, wie Macheten, Schwertern, Schraubenschlüsseln, Vorschlaghämmern und einigen abgewandelten Versionen. Dabei fällt auf, dass zwar kurze Waffen deutlich schneller sind, aber auch eure Gegner deutlich seltener niedergeschlagen oder betäubt werden. Somit können sie euch durchgehend angreifen. Gerade bei mehreren Gegnern steckt ihr somit in kurzer Zeit viel Schaden ein. Lange Waffen lassen euch etwas mehr Abstand zu den Gegnern halten, treffen im besten Fall direkt mehrere Gegner mit einem Schlag und werfen diese schnell zu Boden.
Bei niedriger Restgesundheit könnt ihr die Sache dann mit einem Stampfer auf den Kopf beenden. Das spart auch Haltbarkeit, denn eure Nahkampfwaffen sind nicht unzerstörbar. Dafür könnt ihr sie mit Geld an einer Werkbank reparieren, sooft ihr wollt. Anfangs ist der Waffenverschleiß noch recht hoch, jedoch erhaltet ihr genügend Waffennachschub, sodass ihr den Zombies nie wehrlos gegenüberstehen solltet. Im weiteren Spielverlauf findet ihr allerdings deutlich langlebigere Nahkampfwaffen und immer mehr Schusswaffen. Diese verlieren keine Haltbarkeit und durch die verschiedenen Munitionstypen habt ihr bei geschicktem Wechsel immer genug Munitionsnachschub. Es ist wenig überraschend, dass ihr mit den Schusswaffen in kurzer Zeit den höchsten Schaden verursachen könnt. Das ist vor allem für die Zeitgenossen sehr entscheidend, die euch gegen Ende des Spiels über den Weg laufen. Mit diesen ist der Nahkampf selten amüsant.

Die Waffenvielfalt in Dead Island 2 hat von kurzen bis langen, schnellen bis langsamen und von Stich- bis wuchtigen Schlagwaffen alles im Angebot. Die passende für euren favorisierten Spielstil werdet ihr schnell herausfinden.
Bekanntes Kampfsystem mit „widerlichen“ Details
Das Kampfsystem erinnert die Profi-Zombie-Schlächter unter euch sicher an das Zombie-Action-Spiel Dying Light 2. Entweder schlagt ihr einfach munter auf alles ein, was vor euch steht oder haltet die gewöhnlichen Zombies mit Tritten von euch fern. Geschickt auszuweichen, kann für einzelne Gegner auch eine Option sein. Durch die kurze Abklingzeit zwischen den Ausweichmanövern hilft es bei größeren Zombie-Horden jedoch kaum. Hier seid ihr oft besser beraten, einfach euren größten Hammer auszupacken und in die Menge zu schlagen. Mehr Variation in den Gefechten bietet beispielsweise der kraftvolle Schlag. Dieser fügt allen Gegnern im Umkreis Schaden zu und wirft sie zu Boden. Auch der Rage-Modus, in welchem ihr nahezu unverwundbar seid und sehr viel Schaden verursacht, kann euch in brenzligen Situationen durchaus die Haut retten.
Es gibt also durchaus ein paar Elemente, um die das Kampfsystem – verglichen mit Dying Light 2 – erweitert wurde. Ein weiterer deutlicher Unterschied ist allerdings nicht funktional, sondern optisch. Ihr werdet nämlich schnell merken, dass die Splatter-Effekte in Dead Island 2 sehr explizit dargestellt werden. Auch die kräftigen Schläge gegen den Kopf der Zombies hinterlassen mehr als nur ein bisschen Blut. Sie werden in mehreren Stufen sichtbar verstümmelt. So hängt beispielsweise der Kieferknochen vom Gesicht herunter. Solltet ihr dann auf Tuchfühlung mit einem Zombie gehen, ist das kein schöner Anblick. Gerade im Hinblick auf die Zulassung für den deutschen Gaming-Markt ist es von Vorteil, dass ihr in Dead Island 2 nur Zombie-Gegner bekämpft und keine menschlichen Feinde. Zur Veröffentlichung der Trailer waren einige Kommentatoren noch skeptisch, ob das Spiel wirklich mit diesen expliziten Details zugelassen wird.

Auch wenn Dead Island 2 nicht das klassische Horrorspiel ist, darf ein Clown natürlich dennoch nicht fehlen!
Waffen-Mods und Talentsystem in Dead Island 2
Hochwertige Waffen im Endgame bringen viele Vorteile und Mods bereits von Haus aus mit. Je nach Qualitätsstufe der Waffe könnt ihr noch weitere Waffenvorteile an der Werkbank hinzufügen. Das Crafting-System knüpft ebenfalls an viele ähnliche Genre-Vertreter an. Ihr sammelt allerlei Schrott, den ihr dann für Waffen-Upgrades benötigt. In der ersten Spielehälfte lohnt sich das Verbessern allerdings nur bedingt. Ihr erhaltet so schnell bessere Waffen, dass die gerade aufgewertete Waffe in Kürze schon wieder überholt ist. Dennoch sind gerade die Mods wirklich mächtig. Sie können entweder eine Betäubung auslösen, den Gegner elektrisieren, verbrennen oder vergiften. Dabei lohnt es sich gerade für eure Schusswaffen unterschiedliche Mods zu verwenden, da manche Gegner gegen bestimmte Effekte immun sind.
Neben der Charakterwahl, Waffen-Mods und -Verbesserungen könnt ihr euren eigenen Spielstil auch weiter anpassen. Das Talentsystem in Dead Island 2 arbeitet mit Sammelkarten. Ihr erhaltet sie hauptsächlich für ein Level-Up und könnt dann eure Wunschkarte(n) in einen der freien Slots legen. Die Anzahl der maximal gleichzeitig ausrüstbaren Karten erhöht sich im Spielverlauf schrittweise. Mit den Karten könnt ihr entweder die Defizite eures gewählten Charakters ausgleichen oder die Stärken weiter ausbauen, je nachdem, was euch im Kampf am Ehesten hilft. Die Karten könnt ihr jederzeit austauschen. So erhaltet ihr beispielsweise Gesundheit bzw. Ausdauer zurück oder erhöht zeitweise euren Schaden bzw. die Zähigkeit, nachdem ihr eine bestimmte Aktion durchgeführt habt. Achtet auf euren Spielstil. Nur Karten mit Aktionen, die ihr tatsächlich auch häufiger ausführt, werden euch helfen.

Eure Fähigkeiten vergebt ihr über ein Sammelkartensystem. Neue Karten schaltet ihr hauptsächlich durch einen Levelaufstieg frei.
Grandiose Atmosphäre und Zombie-Schlächter-Spaß
Letztendlich ist der größte Vorteil von Dead Island 2 die Atmosphäre der Spielwelt. Die knalligen Farben transportieren keine so bedrückende Stimmung, wie beispielsweise in Dying Light 2. Ebenso wenig seid ihr gezwungen, nachts zu spielen. Sobald ihr die Schnellreise-Karte freischaltet, könnt ihr bei der Schnellreise wählen, ob ihr bei Tag oder Nacht ankommen wollt. Wer ein bisschen mehr Horror-Gefühl braucht, kann sich also auch nachts durch Los Angeles kämpfen. Die musikalische Untermalung lässt schon erahnen, dass sich das Spiel nicht zu ernst nimmt. Statt bedrohlicher Stimmung verbreitet die meist rockige Kampfmusik wirklich gute Stimmung. Die Gespräche mit anderen Charakteren sind auch eher humorvoll gehalten und haben gar nicht den Anspruch, eine wirklich sehr ernste Geschichte zu erzählen.
Auch wenn das Kampfsystem keine neue Revolution in der Spielegeschichte darstellt, macht es wirklich Spaß, sich durch die Zombie-Horden zu kämpfen. Durch immer neue Zombie-Typen und ein skalierendes Level-System bleiben die Kämpfe auch stets anspruchsvoll. Gerade die Schläge mit großen, stumpfen Waffen geben euch ein ziemlich wuchtiges Gefühl. Auch gibt es verschiedene Möglichkeiten die Umgebung im Kampf zu nutzen. Neben einem losen Stromkabel ist daher nicht zufällig ein Hydrant. Die Kombination aus Wasser und Strom kann euch helfen, auch große Horden ohne Nahkampf auszudünnen. Taktik bleibt also trotz allem wichtig.

Die vielfältigen Möglichkeiten die Zombies im Gesicht oder den Gliedmaßen im kleinen Detail zu verstümmeln, sind „widerlich faszinierend“.
Fazit
Insgesamt ist Dead Island 2 eine Empfehlung für jeden, dem auch schon Dying Light 2 gefallen hat. Nur dass sich die Entwickler von Deep Silver noch mehr auf den Spielspaß und weniger auf eine ernsthafte Story konzentriert haben. Gerade auf dem PC sieht der neue Action-Titel grafisch wirklich beeindruckend aus. Positiv sei auch erwähnt, dass bis auf wenige verzeihliche technische Fehler wie kurzes Feststecken, auch in der Vorab-Version ohne Day-0-Patch, das Spiel flüssig und reibungslos läuft. Gerade vergangene Releases wie Forspoken oder Hogwarts Legacy haben gezeigt, dass das leider nicht selbstverständlich ist.
Wenn euch eine tiefgehende Story oder die ganz große Spielerevolution nicht vorschwebt, kann Dead Island 2 eine schöne, atmosphärische Abwechslung in einem humorvollen, post-apokalyptischen Szenario sein. Gerade im Koop-Modus ist die Story für den Spielspaß eigentlich nebensächlich. Die 24 Missionen der Story-Quests könnt ihr in etwa 20 Spielstunden meistern. Die 33 Nebenquests und 15 Vermisstenmeldungen bieten euch zusätzlich einen Grund, weitere 30 Stunden Zombies in LA aufzumischen.
Transparenzhinweis: Das Spiel „Dead Island 2“ für den PC wurde für diesen Test von PLAION kostenfrei zur Verfügung gestellt.