Ausgegraben: die coolsten Sportspiele unserer Jugend

Einmal durchgespielt und liegen gelassen, das ist das Schicksal der meisten Videogames. Nicht aber bei Sportspielen: Sie bieten mit jeder Partie neue Erfahrungen. Eine Ode an Fifa, Pro Evolution Soccer und Co.

Fußball gehört seit Kindheitstagen an zu meinen größten Leidenschaften. Ich liebe es, als Spielmacher Bälle zu verteilen oder als Stürmer das Leder in die Maschen zu knallen. In meinem Verein war ich aber leider nur Verteidiger. Die pummeligen Kinder mussten immer in der Abwehr spielen. Zum Glück hatte ich schon früh einen PC und sämtliche Spielkonsolen. So frönte ich meiner Leidenschaft digital – und nicht nur als Fußballstar. Ich wurde Profi-Basketballer, Wimbledon-Sieger, Box-Weltmeister, Eishockey-Champion… Um es kurz zu machen: Ich habe Sportspiele verschlungen und liebe sie noch heute!

Mit einem Fallrückzieher landete man bei World Cup immer einen Superschuss.

Die pixeligen Anfänge auf dem NES

Alles nahm seinen Anfang auf Nintendos erster Konsole, die außerhalb Japans erschien, dem NES. Zu der Zeit hatte ich noch keine Ahnung von Videospielen und zockte alles, was mir vor den Controller kam (und was meine Mutter mir kaufte). Eines meiner ersten Games war das 1990 erschienene World Cup. In der Fußballsimulation ging es aber wenig um Realismus – knallharte Superschüsse schlugen zuhauf im Tor ein, Rempeln und Grätschen blieb unbestraft, Auswechslungen gab es nicht. Wenn es keine Alternativen gibt, gibt man sich auch mit so etwas zufrieden. Als kleiner Steppke waren meine Ansprüche ohnehin noch nicht so hoch. Heute findet man bessere Fußball-Umsetzungen schon im Browser, zum Beispiel 1 on 1 Soccer, das ihr sogar zu zweit spielen könnt.

Trotzdem hat mich auch als Kind nicht alles einfach so begeistert. Ich besaß George Foreman K.O. Boxing für das NES, was die Herzen von Box-Fans höher schnellen ließ. Wusste man allerdings nicht, so wie ich, wer George Foreman war, ließ es einen relativ kalt. Das Spiel war noch simpler als World Cup. Man steuerte seinen Boxer aus der so genannten dritten Person, die Kamera zeigte ihn also von hinten, und man konnte lediglich nach rechts und links ausweichen sowie gelegentlich eigene Schläge anbringen. Von Zeit zu Zeit holte der Gegner zu einem Superschlag aus. Traf mich dieser, war es um mich geschehen. Wer sich vom fragwürdigen Gameplay überzeugen möchte, kann das in diesem Video tun. Nein, Boxspiele gefielen mir nie. Bis heute kenne ich kein gutes.

Die Basketballer in NBA Jam springen viele Meter durch die Luft.

Basketball als Alternative zum Fußball

Anders sieht es mit Basketballspielen aus. Die PC- und Konsolenumsetzungen waren immer super – und das dann auch noch auf ganz unterschiedliche Arten. Einmal gab es ab 1994 die klassische Simulation von Electronic Arts. In NBA Live steuerte ich mein fünfköpfiges Team, wechselte Spieler aus, gab Taktiken vor. Noch mehr Spaß machte aber NBA Jam für das SNES. Dieser Arcade-Titel war von der Realität so weit entfernt wie World Cup und zog mich gerade deshalb in seinen Bann! Im zwei-gegen-zwei-Modus hechteten die bekanntesten Basketballer der frühen 1990er Jahre über mehrere Meter durch die Lüfte, vollführten die spektakulärsten Dunkings und drehten atemberaubende Pirouetten. Kein Wunder, dass der Titel mehr als eine Milliarde Dollar in die Kassen des Entwicklers Midway und des Herausgebers Acclaim spülte.

Von NBA Jam erschienen noch viele Ableger für Sega Mega Drive, Sega Saturn, Playstation 1 bis 3, Xbox, Xbox 360, Nintendo 64 und Wii. Der Zauber des Erstlings war bei mir jedoch verflogen. Für mich war die Serie ab Mitte der 1990er Jahre vom Bildschirm verschwunden. Ein ähnlich kurzes Intermezzo hatte ich mit Eishockey- und Football-Spielen. Das lag wohl daran, dass ich die Regeln damals noch nicht verstand.

Fifa 12 ist die derzeit realistischste Fußballsimulation.

Fußballspiele wurden endlich cool

Ich kam also wieder zu den Fußballspielen – und da hatte sich mittlerweile einiges getan. Electronic Arts hatte seine Fifa-Reihe gestartet. Mein erstes einigermaßen realistisches Fußballspiel war wohl Fifa Soccer 96. Die Simulation brachte unglaublich viele Lizenzen mit, so dass ich die deutsche Nationalmannschaft endlich mit echten Namen steuern konnte, ich führte Werder Bremen zur virtuellen Meisterschaft und freute mich über jedes Gegentor, das ich den Bayern reinhaute. Und, na ja, daran hat sich bis heute nichts geändert.

Ebenfalls Mitte der Neunziger Jahre brachte Konami das großartige International Superstar Soccer auf den Markt. Das Spiel kam zwar ohne Fifa-Lizenzen daher, fesselte aber durch seinen schnelleren Spielablauf und seine für damalige Verhältnisse tolle Grafik. Ich erinnere mich noch gut, wie ich immer auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad mit Südkorea gegen Brasilien antrat. Underdog gegen Weltklasse-Team – so muss eine Herausforderung aussehen!

In den Neunzigern hatte Konami gleich zwei hervorragende Fußballspiele am Start: International Superstar Soccer und Winning Eleven. Letzteres habe ich zwar nie gespielt, aber es gilt als Vorgänger der Pro-Evolution-Soccer-Reihe – und die hält von der spielerischen Qualität bekanntermaßen locker mit EAs Fifa-Serie mit. Konami hat trotzdem immer noch die Underdog-Rolle inne. Vielleicht habe ich auch deshalb in den letzten Jahren immer häufiger zu PES als zu Fifa gegriffen.

Aber ganz egal, zu welchem Fußballspiel man greift, ob man Tennis bevorzugt oder mit Dirk Nowitzki die NBA unsicher macht – Sportspiele bieten immer etwas Neues. Keine Partie läuft gleich ab. Wer will, kann mit Sportsimulationen mehr Zeit verbringen als mit Rollenspielen wie The Elder Scrolls: Skyrim oder Final Fantasy.