Die Monkey-Island-Erfinder kassierten satte 3,3 Millionen Dollar durch einen Spendenaufruf für ihr neues Spiel. Nun will auch Liebesguru Al Lowe eine Neuauflage seines Antihelden Leisure Suit Larry durch Fans finanzieren lassen. Doch das sogenannte Crowdfunding ist ein fragwürdiger Trend, der Spielern nicht nur Vorteile bringt.
Im Internet tut sich ein neuer Trend auf. Spielefirmen setzen immer häufiger auf so genanntes Crowdfunding. Sie lassen sich ihre Projekte also vom „Schwarm“, im Klartext: vom Nutzer, finanzieren. Diese Möglichkeit haben nicht nur kleine unabhängige Studios für sich entdeckt, sondern auch alt gediente Branchenveteranen. Aktuell sammeln gleich drei Entwicklerlegenden über eine amerikanische Crowdfunding-Plattform Geld für ihre Projekte.
Das jüngste Beispiel liefert Liebesguru Al Lowe. Der Erfinder des Möchtegern-Frauenhelden Larry Laffer will 500.000 Dollar für eine Neuauflage des 1987 erschienen Titels Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards kassieren. Wem Larry kein Begriff ist: Der kleine pummelige Protagonist versucht ständig schöne Frauen aufzureißen. Natürlich sind seine Versuche zum Scheitern verurteilt, was zwar einige erotische, aber vor allem witzige Elemente ins Spiel bringt. Der erfolgreichste Titel war Leisure Suit Larry 7 – Love For Sail aus dem Jahr 1996. Danach ging es für die Reihe bergab. Mit der großangelegten Spendenaktion plant Al Lowe nun das Comeback seiner ulkigen Videospielfigur.
Diese Massenfinanzierungen funktionieren immer nach dem gleichen Prinzip: Ein Initiator stellt den Spendenaufruf auf einer Crowdfunding-Plattform online – die bekannteste heißt Kickstarter und kommt aus den USA – und gibt an, wie viel Geld er benötigt. Dann denkt er sich verschiedene Boni für seine Finanziers aus. Es beginnt damit, dass die Spender eine Version des Spiels zugeschickt bekommen, geht über exklusives „Behind the Scenes“-Material bis hin zu Treffen mit den Erfindern der Videospielfiguren. Schlussendlich wird der Aufruf über möglichst viele Kanäle publik gemacht. Star-Entwicklern wie Al Lowe kommt ihre eigene Popularität dabei zu Gute. Sollte eine Aktion scheitern, weil nicht genug Geld zusammen kommt, erhalten die Spender ihr Geld zurück.
Auch andere ehemalige Promis der Computerspielszene hoffen auf Comebacks ihrer früheren Hits. Einen sicheren Erfolg verbuchte der Wasteland-Erfinder Brian Fargo. Sein Spiel Wasteland 2 schloss seine Finanzierungsrunde mit über zwei Millionen Dollar ab – obwohl das Ziel bei nur 900.000 Dollar lag. Einige Spender waren sogar bereit, mehr als 10.000 Dollar zu geben. Im Gegenzug erhielten sie Einladungen zu einer „exklusiven Privatparty“ mit Brian Fargo und ein Schrein im Spiel wird nach ihnen benannt werden.

Double Fine Adventure ist das neue Projekt der Monkey-Island-Erfinder.
Den Anstoß zum Crowdfunding-Trend gaben aber andere: Die beiden Monkey-Island-Macher Tim Schafer und Ron Gilbert nahmen satte 3,3 Millionen Dollar über Kickstarter ein. Damit finanzieren sie ihr neues Adventure Double Fine. Es zeigt, dass sich Crowdfunding für prominente Entwickler lohnt. Aber auch für Spieler?
Die Spieler können selbst entscheiden, wie viel sie für ein Projekt spenden wollen. Die üblichen Beträge rangieren zwischen 15 und 100 Dollar. Manche Nutzer spenden aber auch bis zu 10.000 Dollar. Dies sind zweifelsohne große Fans und gutbetuchte Gamer. Mit ihrem Geld kaufen sie sich Vorteile, an die ein Normalverdiener nie herankommt. Das ist eine neue Entwicklung im Spielebereich. Bisher kam man eher über Gewinnspiele an außergewöhnliche Boni – nicht mit einem großen Scheck. Sollte sich die Schwarmfinanzierung etablieren, könnte diese Kommerzialisierung für Ärger unter den Gamern sorgen.
Weiterhin ist unklar, was mit dem Geld passiert. Über Kickstarter sollte es das Ziel sein, die Entwicklung eines Spiels zu finanzieren. Sobald aber Geld ins Marketing oder in andere Bereiche fließt, bietet es keinen Mehrwert für die Spieler. Und dafür will bestimmt niemand spenden.
Die größte Frage ist aber, warum Entwicklerlegenden wie Tim Schafer und Brian Fargo überhaupt den Weg der Schwarmfinanzierung wählen. Wer in ihrer Position ein überzeugendes Konzept vorweisen kann, sollte keine Probleme haben, einen Publisher für seine Projekte zu finden. Aber warum wollen Konzerne wie Electronic Arts, Ubisoft oder Activision Blizzard nichts von den Plänen wissen? Rechnen sie mit zu geringen Einnahmen? Oder halten die Ideen der Entwickler einer professionellen Qualitätskontrolle nicht stand?
Andererseits können sich Gamer freuen, dass neue Ableger ihrer alten Lieblingsspiele erscheinen, ohne dass ein großer Konzern ihnen seinen Stempel aufdrückt. Independent-Projekte weisen bekanntermaßen oft die meisten Innovationen auf. Außerdem bekommen sie für jede Spende eine Gegenleistung – zumindest eine Vollversion des Spiels.
Ob man nun als Finanzier auftreten will, bleibt jedem selbst überlassen. Crowdfunding scheint sich aber als Trend zu etablieren. Massentauglich wird es aber nicht werden, denn der Erfolg eines Spendenaufrufs steht und fällt mit der Popularität der Initiatoren. Und spätestens, wenn die ersten per Crowdfunding finanzierten Spiele floppen, wird der Trend abebben.