Die Siedler Online zählt zu den erfolgreichsten Browserspielen Deutschlands. Bei vielen Gamern stellt sich aber Frust ein, sagt der Siedler-Veteran Shandrogar. Denn Serverausfälle und Spamming gehören zum Alltag. Seine Ratschläge an Spieleinsteiger lest ihr im großen Spielen.de-Interview.
Shandrogar spielt seit Mai 2011 Die Siedler Online. Level 45 hat er mittlerweile erreicht. Die Obergrenze liegt bei 50. Der 30-jährige Bioinformatiker aus Berlin ist in der Community für seine komplexen Taktikkarten bekannt, die er in seiner Freizeit unentgeltlich entwickelt und allen Spielern im offiziellen Forum zur Verfügung stellt.
Spielen.de: Wie war dein erster Eindruck von der Community von Die Siedler Online?
Shandrogar: Am Anfang war ich ziemlich begeistert, weil alles praktisch reibungslos funktioniert hat. Auch das Verhalten der Spieler von Die Siedler Online untereinander war super. Ich hatte das Gefühl, dass sich relativ wenige Kinder unter den Nutzern befunden haben. Es gab wenig Spamming und insgesamt war ein angenehmes Klima. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch selbst noch viel im Hilfechannel gelesen und geantwortet.

Die schöne, heile Welt in Die Siedler Online empfinden nicht alle Spieler so.
Spielen.de: Wie würdest du die Situation in Die Siedler Online heute beschreiben? Hat sich etwas verändert?
Shandrogar: Es war ein schleichender Wandel aus meiner Sicht. Heute wird Die Siedler Online von den jungen Spielern beherrscht. Manche der alten Hasen meinen, dass die Pro7-Werbung zu viele Kiddies und „einfache Leute“ auf die Tagesordnung gerufen hat.
Spielen.de: Inwiefern stören junge Nutzer das Spiel?
Shandrogar: Hauptsächlich mit Spam, sie befassen sich nicht ernsthaft mit Die Siedler Online. Für sie ist es eine weitere „klicki-bunti“-Chatplattform, auf der sie anonym Mist von sich geben. Das gilt aber nicht für alle jungen Spieler. Es gibt durchaus einige Ausnahmen, die von ernsthaften Spielern nicht zu unterscheiden sind.
Spielen.de: Was zeichnet einen ernsthaften Spieler aus?
Shandrogar: Ernsthafte Spieler müssen nicht bierernst und ehrgeizig vor dem Spiel sitzen. Mit ernsthaft meine ich, sich langfristig mit dem Spielkonzept von Die Siedler Online auseinanderzusetzen und sich auch einzubringen. Dabei soll der Spaß selbstverständlich im Vordergrund stehen
Spielen.de: Wie wichtig ist es in Die Siedler Online in einer Gilde zu sein?
Shandrogar: Die meisten Gilden haben Beschränkungen, was die Aufnahme anbelangt (Alter / Level / aussagekräftige Bewerbung). Ich denke, Gildenmitglied zu sein ist aktuell überhaupt nicht wichtig für den Fortschritt. Aber es macht natürlich mehr Spaß.
Spielen.de: Welche Rolle spielt eine Gildenmitgliedschaft dann?

In Die Siedler Online errichtet euer eigenes kleines Inselimperium.
Shandrogar: In unserer Gilde sind oft Ratespiele (mit Verlosungen von Gegenständen) und eine Gilde ist natürlich der erste Ansprechpartner bei Problemen. Bevor ich in einer Gilde war, waren meine Community der Global-Channel und der Hilfechannel. Seitdem ich in einer Gilde bin, hat sich das geändert. Es hat sich eine Art Mini-Einheit gebildet, eine Subcommunity. Ich habe mit anderen Spielern auf dem Server praktisch nichts mehr zu tun. Es gibt noch ein paar Handelspartner, aber im Grunde spielt sich für mich alles im Gildenchat ab. Der Vorteil einer Gilde: Man spielt mit Leuten, die man mag.
Spielen.de: Bedeutet das im Umkehrschluss, dass es neue Spieler heute schwerer haben als noch vor einem Jahr, Anschluss in Die Siedler Online zu finden?
Shandrogar: Ich glaube, dass sie deutlich länger alleine spielen müssen, denn die wenigsten Gilden nehmen Spieler unter Level 30. Dieses Level kann man aus Sicht eines Spielers zwischen Stufe 40 und 50 relativ schnell erreichen. Der Neue hat damit auch die Ernsthaftigkeit, von der ich vorhin gesprochen habe, unter Beweis gestellt.
Spielen.de: Wie lange muss man in etwa spielen, bis man Level 30 erreicht hat?

Ohne eine gute Versorgung mit Weizen kommt ihr in Die Siedler Online nicht weit.
Shandrogar: Länger als vier Wochen. Unsere Gilde nimmt aber auch Mitglieder ab Stufe 26 auf. Und es gibt Gilden, die keine Beschränkung haben.
Spielen.de: Macht es denn überhaupt Spaß, Die Siedler Online so lange alleine zu spielen? Immerhin steht bei Browserspielen doch der Community-Gedanke im Vordergrund.
Shandrogar: Alleine zu spielen macht keinen Spaß. Eine Möglichkeit, dem vorzubeugen, wäre, dass Spieler am Anfang automatisch in einer Anfangsgilde sind, gemeinsam mit anderen. Dadurch haben sie auch einen Gildenchat. In dieser Gilde könnte man nach Level im Gildenrang aufsteigen und dann mit Stufe 20 automatisch rausfliegen.
Spielen.de: Was ist von den öffentlichen Chatkanälen zu halten?
Shandrogar: Sie bieten reichlich Stoff, damit einem nicht langweilig wird. Irgendwann wird es einem älteren Spieler wie mir aber zu anstrengend und nervig, sodass man diese Chats ignoriert. Außerdem ist Die Siedler Online stark darauf ausgelegt, dass man es auch alleine spielen kann. Schließlich baut man allein an seiner Insel und kämpft nur gegen Computergegner. Ich kenne sogar Leute, die Level 50 sind und nie in einer Gilde waren.
Spielen.de: Wie kommt es in der Community bzw. in einer Gilde an, wenn ein Spieler echtes Geld für Die Siedler Online ausgibt? Ist das verpönt oder total normal?

In jeder von Shandrogars Taktikkarten steckt viel Arbeit.
Shandrogar: Manche Leute sind stolz darauf, ohne Echtgeldeinsatz zu spielen. Die schauen etwas abfällig und neidisch auf die Echtgeldspieler herab.
Spielen.de: Warum neidisch?
Shandrogar: Weil Echtgeldspieler es in der Regel einfacher haben. Sie müssen viele schwierige Entscheidungen nicht treffen. Sie haben mehr Rohstoffe für ihre Gebäude und genügend Bauplätze. Ab einem gewissen Punkt in Die Siedler Online fehlt es an allen Ecken.
Spielen.de: Wie ist es in eurer Gilde?
Shandrogar: Bei uns haben fast alle Mitglieder 25 bis 50 Euro ausgegeben. Also verpönt ist es bei uns nicht. Wobei das mit den ganzen Ausfällen, die sich Blue Byte in letzter Zeit geleistet hat, auch verändert. Wie man heute noch Geld für Die Siedler Online ausgeben kann, verstehen wenige.
Spielen.de: Du sagst, fast alle eure Gildenmitglieder haben 25 bis 50 Euro ausgegeben. Wie viel ist es bei dir?
Shandrogar: Ich habe zwischen 100 und 200 Euro ausgegeben.
Spielen.de: Was denkst du, wie sich Die Siedler Online weiterentwickeln wird?
Shandrogar: Blue Byte hat viel versprochen, aber es dauert immer alles länger als geplant. Das Hauptproblem sind Ausfälle und unberechenbare Server, die Abenteuer und Quests zum Glücksspiel machen. Das sind Spielspaßkiller, und die gab es in letzter Zeit immer dann, wenn ein Update eingespielt wurde. Deshalb kehren viele ältere Spieler Die Siedler Online den Rücken. Aber ich sehe noch nicht schwarz.