Rund 560.000 Deutsche sind internetabhängig, weitere 2,5 Millionen gelten als „problematische Internetnutzer“. Diese Ergebnisse der PINTA-Studie stellt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, in den Vordergrund, obwohl die Zahl der Drogentoten auf ein Rekordtief gesunken ist.
Die PINTA-Studie steht für „Prävalenz der Internetabhängigkeit“ und wird von den Universitäten in Lübeck und Greifswald in Zusammenarbeit mit der Bundesdrogenbeauftragten erstellt. Das Ergebnis ist, dass die Zahl der Internet- und Spielsüchtigen ständig steigt. 2011 spielte fast ein Viertel der 16- und 17-Jährigen bei einem Glücksspiel mit, darunter Automatenspiele und Sofortlotterien. 2009 waren es noch 15 Prozent der Jugendlichen in dieser Altersgruppe.
Dyckmans fordert deshalb eine „drastische Reduzierung“ der Glücksspielautomaten in Lokalen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Derzeit sind pro Lokal drei dieser Geräte erlaubt.
Auch von der Internetsucht sind Jugendliche am stärksten betroffen. Während insgesamt rund 560.000 Menschen laut der PINTA-Studie als „abhängig“ gelten, sind es in der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen 2,4 Prozent. Weitere 13,6 Prozent, was 1,4 Millionen 14- bis 24-Jährigen entspricht, zählen zu den „problematischen Internetnutzern“.
Internetabhängigkeit wird in der Studie unter anderem durch eine Reihe von Merkmalen bestimmt. Internetsüchtige leben fast nur noch in der virtuellen Welt des Internets. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle darüber, wie viel Zeit sie im Internet verbringen, sie leiden unter Entzugserscheinungen wie Missstimmung, Angst, Reizbarkeit oder Langeweile, wenn sie nicht online sind. Abhängige nutzen das Internet, um schlechten Gefühlszuständen zu entrinnen und nehmen dabei auch negative Konsequenzen in Kauf. Sie gehen nicht mehr zur Arbeit oder zur Schule, vernachlässigen soziale Kontakte und verwahrlosen teilweise sogar körperlich. „Wenn mehrere von diesen Kriterien gleichzeitig vorliegen, spricht man von einer Internetabhängigkeit“, erklären die Autoren der PINTA-Studie.
Zur Internetsucht zählt für Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans auch Spielsucht. Auffällig an der Studie ist, dass in der Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen deutlich mehr Mädchen (4,9 Prozent) als Jungen (3,1 Prozent) internetabhängig sind. Die auffälligen Mädchen nutzen vorwiegend soziale Netzwerke im Internet (77,1 Prozent der Abhängigen) und eher selten Onlinespiele (7,2 Prozent). Die jungen Männer nutzen seltener soziale Netzwerke (64,8 Prozent) und häufiger Onlinespiele (33,6 Prozent). „Wir vermuten, dass Mädchen und junge Frauen besonders empfänglich sind für die Bestätigungen, die man in sozialen Netzwerken findet, und dadurch auch eher eine Abhängigkeit entwickeln können“, erklärt Privatdozent Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck. „Das genaue Ausmaß dieser Störungen können wir aber erst in vertiefenden Befragungen untersuchen.“
Während die Zahl der Internetsüchtigen zunimmt, sinkt die der Drogentoten. 2011 starben 986 Menschen an übermäßigem Konsum von hartem Stoff, 2010 waren es noch 1237 Tote.