Dying Light 2: Stay Human - Titelbild

Dying Light 2 im Test – so gut ist der Nachfolger

Der langerwartete Nachfolger des beliebten Zombie-Action-Spiels Dying Light ist seit dem 04. Februar 2022 für Playstation 4 und 5, Xbox und PC erhältlich. Zuvor wurde Dying Light 2: Stay Human mehrfach verschoben und die Fans auf eine wahre Geduldsprobe gestellt. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch. Mit 5,6 von 10 Punkten erhält Dying Light 2 eher durchwachsene Nutzerbewertungen auf metacritic. Die einen sind die begeistert, die anderen schwer enttäuscht. Dazwischen gibt es kaum Meinungen. Bei den Redaktionen dagegen, kommt das Spiel mit 79 von 100 Punkten deutlich besser an, aber selten ohne deutliche Kritik. Wird der Nachfolger dem ersten Teil der Reihe gerecht?

Spannende Story mit kleinen Schwächen

Ein viel kritisierter Punkt ist die Hauptgeschichte von Dying Light 2. Hat man bereits den ersten Teil der Reihe gespielt, ist jedoch klar, dass auch dieser Teil nicht durch eine sehr spannende und extrem gut erzählte Story punkten konnte. Das ist jedoch ein generelles Problem von Open-World-Spielen, die es nicht einfach haben, eine Geschichte so stringent und atmosphärisch zu erzählen, wie ein Spiel, welches euch schlauchartig durch seine Welt leitet. Die Hauptgeschichte wirkt insgesamt wie ein großer Flickenteppich aus vielen kleinen Haupthandlungen. Der eigentliche Protagonist, Aiden, wird hierbei fast vollständig außer Acht gelassen.

Ihr sucht seine in der Kindheit verlorene Schwester Mia und braucht hierfür Mitstreiter, die ihm bei seiner Suche helfen. Wie in Open-World-Rollenspielen üblich, hilft euch jedoch niemand ohne Gegenleistung und von euch werden viele Gefallen eingefordert. Dafür braucht ihr wiederum andere Personen, die ebenfalls von euch erst einige Gefallen erfüllt haben wollen. So verliert sich zunächst euer Hauptziel etwas. Genau dieses Muster kennen wir aber auch von dem Rollenspiel-Meisterwerk „The Witcher 3“. So muss Geralt erst einmal vielen Leuten helfen, um auf seiner Suche nach Ciri voranzukommen. Auch sind die Nebenmissionen in Dying Light 2 immerhin nicht vollständig von der Suche entkoppelt und Aiden erwähnt seine Schwester in den Dialogen hin und wieder.

Dying Light 2 - Windmühlen

Das Einnehmen von Windmühlen fordert eure Kletterkünste. Ohne genug vergebene Punkte in Ausdauer könnt ihr viele der Windmühlen allerdings nicht einnehmen.

Repetitive Spielweise immer neu erzählt

Das Spielprinzip der Missionen hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht stark verändert: Personen aus Dark Zones retten, Gegenstände wiederbeschaffen, gefährliche Bereiche erkunden und sich dabei nicht selten durch Horden von Zombies kämpfen. Dennoch sind auch die Nebenmissionen gut erzählt und sind zum Teil sehr erfrischend. Viele der Missionsgeber sind sehr speziell charakterisiert und mehr als nur farblose NPCs. Das gilt vor allem auch für die Hauptcharaktere, die allesamt ihre Eigenarten und ihren Charakter haben und diesen auch gut innerhalb der Story präsentieren. Was alle vereint: Die harte Welt nach dem Ausbruch des Virus‘ zeigt sich hier in allen Facetten. Der raue Umgangston, Menschen mit Existenzängsten, Betrug und Verrat scheinen an der Tagesordnung. Jeder kämpft in erster Linie für sich selbst ums Überleben.

Dying Light 2 - Fertigkeiten

Neben den bekannten Fertigkeitspunkten in Kampf und Parkour steigert ihr eure Ausdauer und Gesundheit mit gefundenen Hemmstoffen.

Ähnlich wie im erster Teil verbringt ihr in Dying Light 2: Stay Human eure Zeit vor allem mit dem Verprügeln von etlichen Zombie-Horden. Dazu müsst ihr euch nun auch je nach Aktivität an die Tag- und Nachtzeit anpassen. Es gibt jetzt deutlich mehr Missionen, die nur nachts erledigt werden können, weil dann deutlich mehr Zombies draußen auf den Straßen sind. Somit habt ihr in Gebäuden ein leichtes Spiel. So empfiehlt es sich, nur nachts in die sogenannten Dark Zones zu gehen, in denen ihr entweder viele Ressourcen oder Schätze erhaltet, die ihr beim Händler eures Vertrauens verkaufen könnt. Militärkonvois sucht ihr dagegen besser tagsüber auf bzw. alle Dinge, für welche euch die Nacht keinen spürbaren Vorteil bringt.

„Die Jagd“ bringt den Horror

Für das Absolvieren von Kampf- und Parkour-Aktivitäten erhaltet ihr wie gewohnt bei Nacht Bonuspunkte – sofern ihr sie überlebt. Das ist jedoch in Dying Light 2 jetzt deutlich leichter. Insgesamt sieht man in der Nacht etwas besser. In Acht nehmen müsst ihr lediglich vor den Heulern, die ein Symbol mit einem schreienden Zombie über den Kopf trägt. Wenn euch diese entdecken, schreien sie zügig los und die Jagd beginnt.

Bei der Jagd gibt es insgesamt 4 Stufen: Auf der ersten Stufe kommen aus allen Winkeln die sehr flinken und wendigen Runner, die ihr noch recht gut bezwingen könnt. Stufe 2 erhöht lediglich die Zahl der Runner, die euch ohne gute Waffen schon ein wenig zusetzen können. Ab Stufe 3 wird es dann kritischer. Die altbekannten Schattenjäger tauchen zusätzlich auf und können euch selbst mit guter Ausrüstung und hohen Lebenspunkten bereits mit wenigen Schlägen töten. Solltet ihr Stufe 4 erreichen, verfolgen euch gleich mehrere Schattenjäger und ihr solltet schleunigst das Weite suchen.

Dying Light 2 - Entscheidungen

In Dying Light 2 werdet ihr nicht selten vor moralische Entscheidungen gestellt, die das Spiel oder den Ausgang einzelner Nebenmissionen beeinflussen.

Eine „entspannte“ Nacht in Dying Light 2

Städte, Basen und kleine Lager bieten euch Schutz durch UV-Licht. Das hält die Runner und Zombies von euch fern und die Jagd endet. Danach könnt ihr wieder relativ unbeschadet durch die Nacht streifen. Haltet ihr euch also von den Heulern fern, ist die Nacht wenig bedrohlich und bietet dafür Bonuspunkte für alle eure Aktionen. Das erhöht den Spaß bei Nacht, senkt allerdings auch den Horror-Faktor immens. Einzig bei der „die Jagd“ kommt wieder dieses beklemmende Gefühl zum Vorschein, wenn um euch die Runner aus allen Ecken kriechen und lautstark schreien. Auch die Schattenjäger sind stärker und bedrohlicher, was sie im ersten Teil ab einer gewissen Ausrüstungsstufe nur noch bedingt waren. Dying Light 2 bietet nachts also eher den „Horror auf Abruf“ bzw. bei einer Unaufmerksamkeit eurerseits.

UV-Licht

Das UV-Licht in den kleinen Lagern und sicheren Zonen schützt euch nicht nur vor Infizierten, sondern setzt auch nachts die Zeit zurück bis ihr mutiert.

Dying Light 2 bietet kaum Herausforderung

Zweifelsohne macht es auch im Nachfolger viel Spaß, sich mit allerlei Hämmern und Macheten den Weg durch die Zombie-Horden zu bahnen. Dennoch bleibt zumindest auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“ jegliche Herausforderung auf der Strecke. Bosskämpfe sind zwar etwas schwieriger, aber ebenfalls keine große Herausforderung. Wenn euch das stört, solltet ihr nicht davor zurückschrecken, euer Spiel auf „Schwer“ zu spielen. Auch in diesem Modus kommt ihr sehr gut durch. Schattenjäger sind definitiv weiterhin ein bedrohlicher Gegner, jedoch werdet ihr nur sehr selten mit ihnen konfrontiert.

Häufiger dagegen trefft ihr auf die Flüchter, die ihr lediglich überraschen und dann mit ein bis zwei Schlägen niederstrecken könnt. Umso aggressiver sind dagegen Banshees, die euch niederreißen und sich sehr schnell bewegen können. Es ist zwar sehr mühsam, diese zu treffen und zu erledigen, allerdings verursachen sie so wenig Schaden, dass es eher eine Frage der Zeit als des Könnens ist. Auch die Goliaths und Demolisher wirken zunächst durch ihre Größe und riesigen Knüppel sehr imposant. Ihr Schlagradius ist groß, aber dafür bewegen sie sich sehr langsam. Wartet also bis sie zum Schlag ausholen, weicht aus, platziert zwei Schläge und wiederholt das Ganze. So sind auch diese Gegner nach ein bisschen Übung überhaupt kein Problem. Spitter dagegen gehen auf Distanz und beschießen euch mit gelbem Schleim. Überwindet ihr schnell deren Distanz, könnt ihr sie mit wenigen Schlägen niederstrecken.

Grafisch ein Upgrade des ersten Teils

Wenn ihr eure Reise ins postapokalyptische Villedor beginnt, reist ihr erst einmal durch einen Wald. Die Natur, Lichteffekte und vor allem die Berge mit den Wasserfällen im Hintergrund sind grafisch eine Wucht. Auch die Stadt sieht insgesamt sehr gut aus und bringt die richtige Atmosphäre ins Spiel. Auch viele Animationen sind jetzt etwas detaillierter. Während ihr im ersten Teil mit einer Machete fast auf die Zombies immer gleich eingeschlagen habt, so als wolltet ihr ein Schnitzel weichklopfen, wirken eure Angriffen nun deutlich dynamischer. Da Dying Light bereits grafisch gut vorgelegt hat, ist der zweite Teil nun mehr ein gutes Upgrade, aber keinesfalls eine Revolution oder „Next-Gen-Grafik“. Auch Funktionen wie Raytracing lohnen sich hier weniger. Schaltet es also aus und spielt auf DirectX 11 lieber möglichst flüssig. Auch so muss sich Dying Light 2 grafisch keineswegs verstecken.


Mit diesem Video könnt ihr euch einen Eindruck über die Grafikunterschiede und Animationen von Dying Light und Dying Light 2 verschaffen.

Ein technisch durchwachsenes Erlebnis

Technisch hatte Dying Light 2 einen etwas holprigen Start. Die Versionen auf der PlayStation und der Xbox laufen flüssig und auch ohne nennenswerte Bugs. Auf dem PC dagegen gibt es verschiedene Klagen: Einige Spieler mit noch etwas älteren Grafikkarten beschweren sich über geringe FPS und ein nicht gut optimiertes Spiel. Mit entsprechender Hardware gibt es jedoch keine Probleme. Im Test lief das Spiel im Einzelspieler-Modus auch ohne Abstürze oder größere Fehler ab. Es sind eher Feinheiten, die oftmals den Entwicklern viel Zeit abfordern, die bis zum Release offensichtlich dann doch zu knapp wurde. So bleibt man hier und da in einer Ritze oder am Türrahmen hängen oder Aiden hält sich nicht dort fest, wo ihr es geplant habt. Insgesamt aber verzeihliche Fehler, die sicherlich zum Teil mit kommenden Updates auch noch behoben werden.

Während Einzelspieler kaum Probleme haben, konnten viele im Koop-Modus gar nicht spielen oder haben stetig über Abstürze geklagt. Das ist laut Techland durch mehrere zügige Updates nun eher die Ausnahme. Dennoch gibt es weiterhin ein Phänomen, welches viele Steam-Spieler wurmt. Offenbar gibt es einen Fehler, durch den ihr keine Online-Freunde einladen oder von anderen eingeladen werden könnt. Der Grund ist absurd: Solltet ihr 300 oder mehr Freunde bei Steam besitzen, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass ihr von dem Bug betroffen seid. Zahlreiche Spieler berichten bereits darüber, dass durch Entfernen eines einzigen Freundes von 300 auf 299 Steam-Freunde der Bug behoben werden kann. Für alle mit 400 Freunden oder mehr ist das Entfernen natürlich oftmals keine realistische Option. So bleibt diesen Spielern der Koop-Modus bis dato verwehrt.

Deutsche Synchronisation – besser nicht

Kaum ein Kritikpunkt kommt von deutschen Spielern so häufig wie dieser: Die deutsche Synchronisation bringt einige Schwächen mit sich. Viele kritisieren vor allem Aidens Sprecher, der als Protagonist leider nicht die Qualität abgeliefert hat, die sich die Spieler gewünscht hätten. Hinzukommt, dass viele Witze nicht gut im Deutschen herübergebracht werden und so die Gespräche etwas eintöniger wirken. Dass erst 99 Prozent der deutschen Synchronisation implementiert sind, merkt ihr vor allem dann, wenn die Untertitel aktiviert sind. Selten fehlen Sätze oder werden plötzlich mittendrin abgeschnitten. Auch fällt auf, dass ein junges Mädchen eine sehr erwachsene Stimme hat, dann wieder auf eine etwas kindlichere wechselt und das mehrfach im selben Gespräch.

Ebenso sorgt ein Rätsel für Verwirrung, weil ihr in der abgebildeten Notiz die englische Version seht und daneben die deutsche Übersetzung. Gesucht wird hier die Zahl Sieben. Im Deutschen werdet ihr gefragt, wie ihr einen verlorenen Ring im Sand findet: Nämlich durch Sieben. Im Englischen entsteht aus der gesuchten Zahl bei Wegnahme des ersten Buchstabens das Wort „even“ – also seven. Solltet ihr des Englischen mächtig sein, empfiehlt es sich die Sprache umzustellen.

Dying Light 2 - Übersetzungsschwierigkeiten

Die deutsche Übersetzung unterscheidet sich nicht nur in Audio und Untertitel, sondern auch Rätsel sind teilweise umgeschrieben, damit sie übersetzt noch zum gleichen Ergebnis führen.

Fazit

Insgesamt ist Dying Light 2: Stay Human ein wirklich gutes Spiel, was technisch auf dem PC noch ein paar Startschwierigkeiten hat und zweifellos manchen Spieler enttäuscht hat. Bei den hohen Erwartungen, die viele an den zweiten Teil hatten, ist das wenig überraschend. Dying Light 2 liefert etwa 25-30 Stunden Hauptstory und etwa 80-100 Stunden für sämtliche Haupt- und Nebenmissionen. Grafisch ist es ein klares, wenn auch nicht überragend großes, Upgrade zum ersten Teil und bietet euch jetzt auch noch weitere Survival- und RPG-Elemente. Im Einzelspieler auf der Konsole und auf dem PC mit entsprechender Hardware gibt es nahezu keine nennenswerten technischen Schwierigkeiten. Einzig der Koop-Modus macht einigen PC-Spielern noch ein paar Probleme, die jedoch weitestgehend behoben sind. Insofern ist Dying Light 2 für jeden eine Empfehlung wert, der bereits den ersten Teil mit Vergnügen gespielt hat.

Transparenzhinweis: Das Spiel „Dying Light 2: Stay Human“ für den PC wurde für diesen Test von Techland kostenfrei zur Verfügung gestellt.