Facebook kauft den Fotodienst Instagram für eine Milliarde Dollar. Im Netz werden empörte Stimmen laut – zu Recht.
Kaum ist bekannt, dass Facebook Instagram kaufen wird, sucht die Netzgemeinde auch schon nach Alternativen für den Fotodienst. The Next Web stellt acht ähnliche Apps vor, mit denen man seine Fotos digital aufpolieren kann. Sogar das Handelsblatt kommt mit einem App-Ratgeber daher. Der Grund: Viele User sind empört über den 1-Milliarde-Dollar-Deal. „Facebook hat Instagram gekauft. Überlege nun ernsthaft, meinen Account zu löschen“, schreibt ein Thorsten bei Twitter. „Tja Instagram, die paar Tage waren schön mit uns. Aber Fakebook und ich – wir sind leider nicht kompatibel“, stöhnt missy.d in den Netzäther.
Dass das böse blaue Facebook das von Netznutzern weltweit geliebte Instagram aufkauft, geht vielen Usern gegen den Strich. Hinter ihren gehässigen Kommentaren steckt zum einen die Befürchtung, dass Facebook mithilfe von Instagram in Zukunft noch mehr ihrer persönlichen Daten abgreifen, noch mehr ihrer privaten Fotos auf den eigenen Servern katalogisieren wird. Es schwingt aber auch eine Angst vor dem Untergang der weiten, freien Netzwelt mit, eine Angst vor der Vereinnahmung des WWW durch wenige milliardenschwere Monopolisten.
Mit Instagram fällt eine weitere freie Bastion im Netz
Vor ein paar Monaten schrieb das Nachrichtenmagazin Spiegel, die Strukturen des Webs seien gefestigt: Google, Facebook, Apple und Amazon würden die digitale Welt dominieren. Daran ist nichts zu rütteln. Um einen Mail-Account bei Google, ein Profil bei Facebook, iTunes oder Amazon herumzukommen, das gelingt heute kaum noch jemandem. Egal ob es um Kommunikation, das Speichern von Dokumenten oder den täglichen Lifestyle-Spaß geht – die Monopolisten greifen in alle Bereiche der Nutzung eines jeden Onliners ein.
Youtube war lange Zeit eine Safety Zone, eine unvereinnahmte Bastion – bis das Videoportal 2006 vom Suchmaschinenriesen Google gekauft wurde. Skype verlor 2011 seine Unabhängigkeit, als Microsoft sich den Messaging-Dienst für 8,5 Milliarden Dollar unter den Nagel riss. Aber es gab ja noch das hippe Instagram, diese schicke App, mit der User ihre Fotos von Festivals, Konzerten oder Freunden mit Effekten aufstylen, ins Netz laden und teilen konnten. Das war innovativ und cool, alle machten mit. Aber gerade, weil alle mitmachten, wird Instagram bald Teil des Facebook-Universums sein. Eine weitere freie Independent-Bastion ist gefallen, das Netz ist um eine unabhängige Social-Media-Insel ärmer.
Kein Monopol hält für die Ewigkeit
Die Empörung darüber wird abklingen, natürlich. Aber nicht nur, weil die mediale Aufmerksamkeit über den Instagram-Deal allgemein nachlassen wird, sondern auch, weil Facebook sich mit Instagram nicht die letzte unabhängige Insel einverleibt hat. Wie The Next Web und das Handelsblatt in ihren Ratgeber-Artikeln zeigen: Mit Pixlr-O-Matic, Hipstamatic oder Vignette gibt es für iPhones und Android-Geräte Alternativen zu Instagram. Gute Alternativen. Vielleicht wird eine von den Konkurrenz-Apps in ein paar Jahren ebenfalls von Facebook oder Google ins Ziel gefasst, weil jetzt all die entrüsteten Instagram-Nutzer darauf umsteigen. Auch das hat der Spiegel festgehalten: Das Web ist im Wandel, nichts hält für die Ewigkeit. Am Ende, und sich das bewusst zu machen, ist beruhigend, nicht einmal die Netz-Monopole.