Spielen.de-Autor Mark hat geheult wie ein Baby, als Lost nach sechs Staffeln zu Ende ging. Und auch mit einem Pixelhelden verbinden ihn viele Emotionen. Ist er jetzt übertrieben sentimental oder doch normal?
Was für ein erhabenes Gefühl damals, zum ersten Mal als Link die Hylianische Steppe zu betreten. Mutig das Schwert zu schwingen. Kakariko zu besuchen. Zelda zu retten. Hach.
Selbst mit dem Älterwerden ist meine Begeisterung für neue Zelda-Titel nicht versiegt. Im Gegenteil: Die Freude darüber, endlich wieder die Steuerung des elfenohrigen Helden im grünen Dress übernehmen zu können, wächst sogar mit jedem weiteren Spiel an. Link und ich, wir sind langjährige Kumpel. Immerhin verbindet uns: Zelda aus den Klauen von Agahnim, Ganondorf und Ghirahim gerettet, Epona befreit, die Zoras und Goronen besucht und Drachen bekämpft zu haben. Wenn Nintendo sich eines Tages dazu entschließen sollte, den heroischen Hylianer über die Klinge springen zu lassen, ich wäre traurig. Mit Sicherheit.
Stopp. Bin ich eigentlich noch ganz knusper, eine emotionale Beziehung zu einem Polygonenmännchen aufzubauen? Vielleicht ist das ja der erste Schritt in ein Leben voller verschreibungspflichtiger Tabletten und stundenlanger Therapiestunden? Zur Vorsicht frage ich in meinem Bekanntenkreis nach, ob da schon mal irgendwo irgendwann sentimentale Gefühle für eine Videospielfigur aufkamen. Und – zum Glück – ich bin nicht das einzige Games-Sensibelchen.
Pixelhelden und Sensibelchen

Pixelhelden, die wir lieben: Mario und Yoshi von Nintendo
„Ich erinnere mich immer wieder gern an Lynx, den Scharfschützen, Gus, den MG-Spezialisten, Shadow, den Schattenkrieger, und Igor, den Russen, zurück“, sagt J., und bevor ich diesen Kommentar als Scherz auffasse, schickt er hinterher: „Ich habe früher wirklich, wirklich viel Jagged Alliance 2 gespielt. Kein Witz, die Figuren daraus sind wie Kumpel.“ K. wiederum geht das Herz auf, wenn sie Marios grünes Reittier Yoshi wiedertrifft. „Seit ich Yoshi’s Island auf dem SNES gespielt habe, bin ich verliebt in den kleinen Kerl“, sagt sie. „Er ist sooo süß. Bei Mario Kart würde ich niemals einen anderen Charakter nehmen. Ich würde ja auch nicht meinen Freund betrügen.“
Und M. verspürt ein noch stärkeres Verbundenheitsgefühl zu Travis Touchdown aus dem Action-Adventure No More Heroes als ich zu Link. „Zum ersten mal habe ich No More Heroes gezockt, nachdem mit meiner Ex-Freundin Schluss war“, erzählt er mir. „Und es tat herrlich gut, mit Travis ein paar Gegner zu zerschneiden und mit ihm einen Typen an meiner Seite zu haben, der ähnlich großes Pech bei Frauen hat.“
Während meine Bekannten mir all das erzählen, wird mir klar: Vermutlich hat jeder von uns Gamern einen guten Videospielfreund. Für manche ist es Mario, für andere Sonic, Lara Croft, Kyle Katarn oder Mega Man. Charaktere, die uns etwas bedeuten, weil sie ein Stück unseres Weges mitgegangen sind. Und möglicherweise sind wir alle nicht ganz knusper. Aber dabei immerhin nicht allein.