Wer heute cool sein will, trägt sie: Die Nerdbrille ist zum gefragten Accessoire geworden – sogar unter Promis. Stars wie Johnny Depp, Anne Hathaway oder Scarlett Johannson zeigen, wie sich Nerdkultur zum Massenphänomen entwickelt.
Prominente machen die Nerdbrille salontauglich
Früher hieß sie noch Hornbrille. In fast jeder Schulklasse gab es ein oder zwei Kinder, die mit riesigen Gläsern in dickem schwarzem Rahmen herumliefen. Sie gehörten zu denen, die man im Sportunterricht als letztes wählte, mit denen man seine Nachmittage lieber nicht verbrachte. Oft hatten es diese Kinder schwer. Sie galten als Streber, Eigenbrödler, ja, als Außenseiter. Könnten die Nerds von damals ihre Kindheit heute noch einmal durchleben, sähe sie anders aus: Hornbrillen sind „chic“ geworden. Prominente wie Johnny Depp, Anne Hathaway oder Scarlett Johannson haben sie zum Trend gemacht.

Im Spiel Nerd Makeover kleidet ihr die Figuren nach euren Vorstellungen ein.
Als Urvater der Nerdbrille gilt Woody Allen. Die Regielegende trägt die eigenwilligen Modelle seit über 50 Jahren. Auch Microsoft-Gründer Bill Gates ist seit eh und je mit Nerdbrille auf jedem Foto zu sehen. Man kann die Nerdbrille fast als ein Statussymbol betrachten: Früher war sie das Markenzeichen derjenigen, die in einem Bereich außergewöhnlich talentiert waren. Heute trägt sie jeder, der seinen Coolness-Faktor pimpen will. Und so trägt sie dazu bei, dass der Begriff „Nerd“ nicht mehr gleich den Gedanken „Uh, der hockt den ganzen Tag vorm PC und stinkt“ auslöst.
Aus dem Rand- wird ein Massenphänomen
Diesen Imagewandel nutzen natürlich auch diverse Medien für sich. Wäre die Nerdkultur immer noch ein Außenseiterphänomen, würde es Serien wie „IT-Crowd“ aus Großbritannien nicht geben. Noch populärer ist die US-Serie „The Big Bang Theory“, die dienstags abends auf ProSieben läuft. Darin spielen vier Wissenschaftler die Hauptrollen. Zwar trägt nur einer eine Nerdbrille, Leonard Hofstadter, aber jeder von ihnen erfüllt sämtliche zu Nerds passenden Klischees. Sie brennen für Comics, Science-Fiction und sind äußerst unbeholfen im Umgang mit Frauen. Die Serie funktioniert, da die Klischees sehr überspitzt dargestellt werden. Auch wenn die Vorurteile in Wahrheit längst überholt sind, wie die Promi-Beispiele zeigen.
Eines machen die Entwicklung und die mediale Aufmerksamkeit deutlich: Nerdkultur ist zum Massenphänomen geworden. Was früher noch verschrien war, gilt heute als „in“. Nerdbrille und „Star Wars“ erleben Revivals. Videospiele sind – auch wenn manch konservative Parteien anderes behaupten – ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Auf spielen.de gibt es sogar ein Dress-up-Spiel, das Nerd Makeover heißt.
Wir wollen nun kein Plädoyer für die Nerdbrille lostreten. Aber es ist doch spannend zu beobachten, wie ehemals abstoßende Dinge „chic“ werden. Weil Anti-Nerds sie populär machen.