Am Montag kann es nicht schnell genug Samstag werden. Aber wenn es endlich ins Wochenende geht, kommt schnell Langeweile auf, meint spielen.de-Autor Mark. Zum Glück kennt er einen Ausweg.
„Samstag ist Selbstmord“, proklamierten Tocotronic Mitte der 90er. Und ich komme nicht umhin, der Hamburger Band um Dirk von Lutzow Recht zu geben. Immerhin gehören Gartenarbeit, Verwandtschafts- oder Flohmarktbesuche eher zu den drögen Momenten unseres Lebens. Und zu allem Überfluss schlägt auch noch häufig die Freizeitvorfreude vom Wochenbeginn in Langeweile um: Wenn die Läden früh schließen, die Freunde sich in ihre inneren Familienzirkel zurückziehen und die Facebook-Timeline nur noch im Stundentakt neue Posts ausspuckt, beginnt das große Gähnen. Ja, Tocotronic hatten recht. Samstag ist Selbstmord, oder zumindest unbefriedigendes Abhängen angesagt.
Buch und Film? Nö, danke
Wer mir jetzt mit dem „Lies doch ein gutes Buch, du Samstag-Grinch“-Argument kommt, dem sei gesagt: Hab ich versucht, gebracht hat es allerdings wenig. Weder ein Bestseller noch der Film, den man unbedingt gucken sollte, weil gerade Hans und Franz die Gossip-Diskussionen über Hauptdarsteller x befeuern, können den Samstag retten. Im Gegenteil: Sobald man es sich erst mal auf dem Sofa bequem gemacht hat, um Kehlmanns neuen Wälzer oder Clooneys Polit-Machwerk zu verschlingen, gibt es erst recht kein entkommen vom Couch-Potato-Dasein mehr. Wer nicht das Glück hat, dabei einzuschlummern, wird sich im Anschluss höllisch ärgern, die Hälfte des Wochenendes nicht mit etwas Effektiverem verbracht zu haben.
Am Samstag wird die Bank geplündert!
Ein Plädoyer zum Durcharbeiten will ich aber ebenso wenig formulieren, sondern eine Ode an den Kompromiss. Eine Ode an das Spiel. Wer den Samstag mit Spielen verbringt, der hat beides: Entspannung auf der einen Seite und das Gefühl, etwas geleistet zu haben, auf der anderen. Games pressen uns nicht in die passive Rolle des Lesers oder Zuschauers, sondern fordern unser Geschick und unsere Hirnzellen heraus. Zugegeben, wenn ich in meinem neuen Lieblingsspiel The Bank Robber auf spielen.de einem Gangstertrupp helfe, eine virtuelle Bank zu plündern, nutze ich meine Zeit weder effektiver als mit einem Film oder Buch. Noch ist die ganze Angelegenheit moralisch vertretbar, ja klar. Aber wenn meine Spielfiguren mit der fetten Beute türmen, habe ich trotzdem das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Die Endorphine flitzen, und ich fühle mich gut. Und das, obwohl ich auf dem Sofa rumgelümmelt habe.
Schön ist das. Und wer’s nicht glaubt, soll’s ausprobieren. Es ist Samstag, geht spielen!
Tocotronic-Foto: Universal Music / (C) Sabine Reitmeier