Beitragvon Gustav der Bär » 27. Juni 2002, 06:18
Günter, mein Lieber, du führst diesen Meinungsaustausch ja inzwischen mit einer Verbissenheit, als müsstest du in mir einen ernsthaft gefährlichen politischen Gegner in der Öffentlichkeit unglaubwürdig machen.
Dabei sind wir doch - siehst du das denn nicht? - in fast allen Punkten einer Meinung. Ob jetzt ein konkreter Witz von einem einzelnen Zuhörer, der bereits vorab erwartet hat, einen antisemitischen Witz zu hören, als antisemitisch missverstanden werden kann oder nicht: Ist das wirklich von solcher Bedeutung? Kann man nicht jede denkbare Aussage missverstehen, wenn man schon mit der entsprechenden Erwartungshaltung zuhört?
Ich hoffe, es gelingt mir jetzt, mich wirklich verständlich zu machen (ich hatte nicht in Erwägung gezogen, dass allein die Bedeutung des Wortes "entnehmen" gleich einen Nebenkriegsschauplatz eröffnen könnte):
- Ich habe den Witz nicht wörtlich wiedergegeben (= abgeschrieben, zitiert), sondern, wie es sich meines Erachtens für Witze gehört, aus dem Gedächtnis frei nacherzählt, wobei ich meinen persönlichen Formulierungs-Stil genommen habe. Erst, als du mit dem Vorwurf des Antisemitismus kamst, habe ich in meinen Büchern nachgesucht, woher ich ihn eigentlich hatte.
- Die Passage mit den Deutschen steht nicht im Original-Witz-Text, die habe ich entweder mal irgendwo aufgeschnappt oder dann selbst dazu gedichtet. Das kann ich nicht mehr sagen und es erscheint mir persönlich auch nicht so bedeutend für die Sachfrage, da es die Pointe nicht beeinflusst, wie viele und welche Völker befragt werden (so lange es nicht mehr als fünf werden, weil dann der Witz nicht mehr funktionieren würde).
- Nach meiner Einschätzung (und mehr als meine Einschätzung habe ich letztlich nicht, wenn ich Werturteile fälle) gibt es in diesem Witz weder inhaltlich noch formal auch nur den leisesten Vorwurf, dass Juden generell habgierig seien. Es ist ein Witz, kein Dokumentarbericht. Witze müssen nur witzig sein, sie müssen nicht wahr sein. Ich ziehe weder in Erwägung, dass Juden habgierig sind, noch ziehe ich in Erwägung, dass zu irgend einem Zeitpunkt in der Vergangenheit Gott in Person die Welt besucht hat, um einem Vertreter gleich die einzelnen Völker zu besuchen, noch ziehe ich in Erwägung, die Angehörigen aller befragten Völker könnten im Chor einen gemeinsamen Text aufgesagt haben (in sofern ist auch "... sagten die Franzosen" nicht realistisch und ich hoffe, mir bleibt jetzt ein Brief der Französischen Botschaft erspart, in dem mir vorgeworfen wird, antifranzösische Witze zu erzählen, weil ich unterstelle, es könnte nicht jeder Franzose für sich allein sprechen).
- Tja, und was soll ich sagen: Bei mir steht der Witz im Buch drin. Anders formuliert natürlich, wie gesagt, aber eindeutig der selbe Witz.
Was soll ich also jetzt machen? Die Seite einscannen und ins Internet stellen? Du würdest doch sofort behaupten, ich hätte mit einem Desktop-Publishing Programm das Schriftbild gefälscht und den Witz nachträglich eingefügt, nicht wahr? Dir das Buch zuschicken? Um dann hier zu lesen, dass es nie angekommen ist?
Auf jeden Fall - und hier bitte ich dich, mich sehr richtig zu verstehen - lasse ich mich von dir nicht in die Rolle eines Angeklagten drängen, der im Kreuzverhör die Richtigkeit jedes einzelnen Wortes seiner Aussage in Zweifel ziehen lassen muss, während du in der Rolle des Staatsanwalts mit Vorwürfen und Behauptungen um dich werfen darfst, so viel du nur willst, ohne selbst in Beweisnot zu geraten.
Ich denke, es ist für dich und für mich und für uns alle besser, die Diskussion an dieser Stelle einfach abzubrechen und uns anderen Themen zuzuwenden.
Ich selbst weiß, dass ich kein Antisemit bin, ich bin der festen Überzeugung, dass der "fünf Gebote"-Witz nicht antisemitisch ist, und ich nehme zur Kenntnis, dass du zumindest, was letzteren Punkt anbelangt, meine Meinung nicht teilst. Was immer wir jetzt auch weiter tun würden, lieber Günter, niemals würde einer von uns beiden seine Meinung ändern, nicht wahr? Erkennen wir lieber beide, wo wir Schluss machen müssen, ehe sich aus einer Meinungsverschiedenheit noch mehr entwickelt.
Ich überlasse dir gern in dieser Angelegenheit das letzte Wort.
Auf Xuntheit!
Gustav der Bär
(Peter Gustav Bartschat)