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Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Allgemeine Spiele-Themen
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Winston
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Winston » 9. Mai 2016, 23:33

Frank -Riemi- Riemenschneider hat geschrieben:Hallo große Kinder ;-)

Meine Frage an euch:

Soll man Kinder beim Spiel grundsätzlich gewinnen lassen?

Ich kriege das in meinem Bekanntenkreis mit. Lass das Kind gewinnen und alles ist gut. Verliert es, hat man Stress. Was machen diese Eltern? Richtig! :-(

Wie haltet ihr das?


Hallo!

Grundsätzlich? Nein. Davon würde ich abraten.
Es hängt natürlich auch davon ab, was so gespielt wird und wie alt das Kind ist. Beim Schach kann man sich schon ein wenig zurücknehmen ;) Ich würde nur die Finger von Spielen lassen die wirklich frustrierend sein können. Ein Niedlerlage im klassischen Monopoly ist für mich total frustrierend, weil eigentlich alle bis auf einen mit nichts aussteigen und man Stück für Stück zusieht wie das eigene Imperium auseinandergerissen wird.
Ich hab da noch eine lebhafte Erinnerung an meine Kinderzeit wo ich einmal im Zorn ein Monopoly Brett abgeräumt habe. Bei Sowas wie Scotland Yard oder Labyrinth der Meister ist das z.B. nie passiert. Man hat sich bemüht so gut es ging, aber es hat halt nicht gereicht. Selbst bei einer Niederlage steigt man mit einem guten Gefühl aus.


Man muss aber auch lernen zu verlieren. Das kommt in Spielen (und im Leben) vor. Bei einem Vierpersonenspiel ist es sehr wahrscheinlich zu verlieren wenn alle ungefähr gleich stark sind. Ein guter Verlierer bzw. guter Gewinner zu sein, ist wichtig.
Insgesamt würde ich sagen mit ansteigendem Alter immer weniger zurücknehmen. Die Kinder bemerkens auch irgendwann. Spätestens wenn sie erwachsen sind und sich fragen: "Wieso sind fast alle Schachpartien mit Papa unentschieden ausgegangen?" :)

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Sascha 36

Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Sascha 36 » 10. Mai 2016, 00:18

Puh, unsere Kinder bekommen nichts geschenkt, sie müssen sich aufs harte Leben vorbereiten, man muss mit Niederlagen umgehen ......
Ich mein jetzt mal im Ernst, wenn ich ein Kind mal gewinnen lasse, was ist schon so schlimm dran ? Diese harte Welt Platte find ich echt überzogen und in keinster Weise kindgerecht.

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malzspiele
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon malzspiele » 10. Mai 2016, 08:44

Unser Sohn hatte das Glück, schon immer viel und mit verschiedenen Leuten zu spielen. Während wir als Eltern eher auf Einhaltung der Regeln gepocht und ernsthaft gespielt haben, haben seine Oma und seine Tante, bei denen er regelmäßig länger war, ihn gern haben gewinnen lassen.

Diese Kombination war m.E. sehr gut, so hat er selbst gelernt, dass ein Spiel nur dann wirklich Spaß macht, wenn alle Parteien ehrlich und engagiert spielen. Und man kann jedem halbwegs vernünftigen (auch jüngeren) Menschen leicht klar machen, dass beispielsweise bei 3 Mitspielern eben nur 1 von 3 gewinnen kann.

Genauso wichtig ist aber auch die Auswahl der Spiele. So etwas wie Monopoly haben wir ihn genau einmal spielen lassen, um dann mit ihm gemeinsam zu ergründen, was an dem Spiel schlecht ist, und anschließend bessere Spiele zu spielen.

Ciao
Stefan
www.malz-spiele.de | 23. + 24. März 2019 www.braunschweig-spielt.de​ ​| 23. November 2019 www.spiel-mit-den-loewen.de

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Sascha 36

Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Sascha 36 » 10. Mai 2016, 09:19

Genauso finde ich es es auch gut, das Einhalten der Regeln, der respektvolle Umgang mit dem Spielmaterial und das ehrliche Spiel sind Punkte die ich als Erzieher seit 16 Jahren den Kindern beim Spielen vermittelt habe. Aber auch das Spiele Spaß machen, das es nicht immer darauf ankommt das man gewinnt, sondern um die soziale Interaktion an sich. Ich weiß nicht wie oft ich in meiner Zeit im Kindergarten UNO, Sagaland oder Memory verloren habe, davon waren wenige absichtlich , aber morgens um 7 30 Uhr mal Höchstleistungen bei Memory raus zu hauen das schaffen eher nur Kinder, mir wollte das nicht ganz gelingen.
Ich meine es geht ja auch darum das man Zeit mit Kindern verbringt, Ihnen zeigt das man Spaß daran hat mit Ihnen ein Spiel zu spielen.
Wie dagegen meine Spielwelt aussieht, das kann sich schon mal in hohem Maß unterscheiden.
Auch wenn die harte Welt da draußen wartet, in einem der reichsten Länder mit einem der besten sozialen Netze frag ich mich wie man auf solche Aussagen kommt, lebt das Kind in seiner Kinderwelt und da gehört es auch hin und muss sich nicht ewig alte Dogmen von der Zukunft anhören.

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Harald
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Harald » 10. Mai 2016, 11:10

Hier meine Meinung zu dem Thema, die ich so ähnlich auch für die letzte Ausgabe des „spielböxchen“ aufgeschrieben habe:

Wie schwierig Spielen ist, wie viel Kinder dabei lernen müssen, wie viel Arbeit Spielen bedeutet, wird klar, wenn wir uns Erwachsene anschauen. Denn diese schaffen am Spielbrett einen Spagat, der für die Kleinen kaum zu meistern ist. 90 Minuten sitzen wir am Tisch, kämpfen um jeden Siegpunkt, gönnen dem Gegner keinen Vorteil und freuen uns unbändig über dessen miserablen Würfelwurf. Und wenn wir am Ende verlieren: Natürlich ärgern wir uns. Aber nach einer Minute wird der Ärger nur noch geschauspielert und in Minute 93 ist alles wieder in im Lot. Wie sollen Sechsjährige so etwas hinbekommen?
Das Besondere an einem Brettspiel sind die Regeln. Und die sind weder durch kreative Neuinterpretationen oder Mogeln zu unterlaufen. Sonst funktioniert das Spiel nicht, weil es dann – wichtig – keinen Spaß macht.
Ja, Spielen muss Spaß machen. Deswegen ist es so fatal, dass Mensch ärgere dich nicht immer noch zum Standard in deutschen Kinderzimmern gehört. Denn pädagogisch erinnert es an die fünfziger Jahre. Um Spaß am Spiel geht es nicht, sondern zu lernen, Frust auszuhalten.
Selbst viele Erwachsene mögen keine destruktiven Spiele, wo man immer wieder rausfliegt. Die Beliebtheit der Siedler von Catan ist dafür ein deutlicher Beleg. Auch wenn man sich über nicht tauschbereite Mitspieler oder bösartige Räuber ärgern kann: was man einmal gebaut hat, behält man. Nie besteht die Gefahr, dass einem die mühsam errichtete Straße, die Siedlung oder gar die Stadt weggenommen werden. Konstruktive Spiele sind beliebt. Auch bei Kindern.

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Winston
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Winston » 10. Mai 2016, 15:59

Das kann ich so nur unterschreiben.

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LiannaMaelie
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon LiannaMaelie » 7. Juni 2016, 20:53

Ich hab meinen 3-jährigen Sohn schonmal bei Lotti Karotti gewinnen lassen, weil er sich so gefreut hat.
Vermutliche habe ich es nun somit verabsäumt, ihn auf das harte wirkliche Leben vorzubereiten. :D :D

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Lehni
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Lehni » 8. Juni 2016, 00:08

grundsätzlich gewinnen lassen: Nein
ab und zu gewinnen lassen: Aber natürlich doch.
Ich spiele ja auch nicht gerne spiele, wo ich von vornherein weiß, dass ich gegen einen anderen keine Chance habe. Mir gehts dabei nicht um's Gewinnen, aber das Spannungselement um den Sieg mitzuspielen, sollte lange vorhanden sein. Und wenn mir das so geht, wird das bei einem Kind nicht anders sein. Es soll Spaß am Spiel haben (der kommt wenn man ab und zu gewinnt) aber auch lernen, dass man auch mal verliert und die Welt dabei nicht untergeht.


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