Beitragvon Roman Pelek » 19. August 2004, 23:03
Hi Ferdinand,
Ferdinand de Cassan schrieb:
> wie spannend SJ zu zweit sein kann, sieht man in der BSW. Der
> führende Spieler itzamna1 hat 2594 SJ gespielt, davon 2326 zu
> zweit, selbst Stefan Brück hat von 384 Spielen 357 zu zweit
> gespielt.
Okay, wenn wir bei Statistiken sind: ich habe bei San Juan insgesamt 268 Spiele in der BSW, davon 206 2er. Aber was das aussagt, ist sehr diffizil:
> Spricht das nicht für die Qualität des Spieles zu zweit?
Nicht per se. Es gibt einige Gegenargumente, die meisten wurden von den Vorrednern schon genannt:
a) Man trifft sich zu zweit auf ein kurzes (<10 Minuten) Spielchen zwischendurch und kann das Risiko, dass es länger dauert, nicht in Kauf nehmen
b) Man trainiert für die Vielseitigkeitsliga (nur Spiele, die zu zweit spielbar sind)
c) Man kennt sich, und hat keine Lust auf Unbekannte, die das Spiel vielleicht nicht kennen oder lange grübeln
d) Man möchte seine Siegquote bzw. das ELO-Ranking hoch halten
e) Man schielt auf Punkte für den Aufstieg in der BSW-Hierarchie, und dafür sind 2er-Spiele nunmal vom Verhältnis Nutzen zu Dauer optimal, da alle Bestzungen gleich viele Punkte bringen
f) Man möchte ein Spiel erlernen, auch dafür spricht die 2er-Besetzung - Tutor und Lernender
> Auch ich spiele gerne Spiele, aber oft sind wir nur zu zweit,
> und ich glaube das geht vielen so. Und da ist SJ sicher eine
> gute Wahl!
SJ ist zu zweit sicherlich gut, aber die Komponente der Produktion ist deutlich schwächer als zu dritt oder viert, was die Vielseitigkeit des Spiels m. E. einschränkt. Am Tisch würde ich SJ immer nur zu dritt oder viert spielen. Ebenso geht's mir z. B. mit St. Petersburg: in der BSW überwiegend 2er, am Spieltisch ausschließlich zu dritt oder viert. Am Tisch möchte ich Kommunikation, in der BSW reicht mir manchmal der "2er-Quickie", entweder als Zwischendurchspiel oder um zu sehen, ob ich ein Spiel spielen kann oder nicht.
> Hoffentlich steht bald in jedem Haushalt ein SJ!
Stefan und Leo wär's für ihre jahrelange exzellente Arbeit allemal zu gönnen. Aber das ist nicht das Thema, die Problematik ist die 2er-Besetzungs-Affinität der BSW. Siegquoten, ELO-Rankings sowie der Aufstiegsanreiz und 2er-Turniere forcieren das enorm. Hier wird im Spielebereich eine "Leistungsgesellschaft" etabliert, die denen, die daran teilnehmen möchten, keine andere Wahl lässt. Und über diese Modalitäten lohnt es sich m. E. mal nachzudenken - wollen wir das oder wollen wir es nicht? Eine Aussagekraft über die 2-Spieler-Qualitäten eines Spiels besitzt die BSW m. E. schon seit längerem nicht mehr. Genausowenig wie die Siegquoten in der BSW etwas (allgemeines) aussagen - wenn ich nur 2er gegen Newbies spiele, komme ich auch locker auf 90%. Spiele ich nur 4er mit Spielern, die mir Paroli bieten, sind 40% schon sehr respektabel.
In diesem Kontext hat mich die Auszeichnung für San Juan im Zwei-Spieler-Bereich des Spiel der Spiele auch etwas irritiert, obgleich sehr gerfreut, weil das Spiel allemal jedwedes Lob verdient hat.
Ciao,
Roman