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Anspruchsniveau contra Absatzchancen

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Frank

Danke

Beitragvon Frank » 19. Januar 2008, 13:23

Wollte gerne meinen Dank für die vielen (bis auf wenige Ausnahmen) sehr guten und informativen Antworten loswerden!

Neben den ganzen schönen Antworten nehme ich für mich im wesentlichen 2 Dinge mit:

1. Die meisten hier im Forum sehen die Sache mit den anspruchsvollen Spielen nicht so wie ich. Auch wenn es bei einigen "Nur" daran liegt, dass ihnen 1 Knaller pro Jahr reicht. Freut mich für Euch!

2. Großverlage agieren doch irgendwie anders, als ich mir das vorgestellt habe. Auch im Hinblick auf "anspruchsvolle" Spiele.

Ganz herzlichen Dank an Hanno, Frank, Stefan und Christian die hier von Verlagsseite interessante Statements abgegeben haben! Gerne hätte ich auch noch was von Heiko, Uli und anderen gehört. Aber das war so auch schon toll!

Ein wenig vermisst habe ich die Spieleerfinder. Inwieweit die Absatzchancen für sie im Vorfeld eine Rolle spielen, ist mir noch nicht klar. Roman hat hier einen interessanten Beitrag geschrieben, Peer hat eher über die Verlagssicht gesprochen. Da hätte ich mir mehr Beiträge aus Autorensicht gewünscht ;-)

Einen ganz besonderen Dank möchte ich noch an Hanno (Lookout-Games) richten:
Du hast erwähnt, dass Agricola eher 50¤ kosten müßte und es Dich ein wenig traurig macht, dass der Preis eher in Richtung 30¤ geht. Das verstehe ich, stehe als Käufer aber natürlich eher auf der "anderen" Seite.
Ende 2006 hatte ich mich mal zu der Politik von Ludoart geäußert. Die sehen ihre Spiele als Kunstwerke und schreiben dem Handel vor, zu welchem Mindestpreis diese verkauft werden dürfen. So verhindern sie aus ihrer Sicht einen zu niedrigen Preis.
Ihr (Lookout-Games)habt diese Jahr auch ein Kunstwerk veröffentlicht.
Agricola ist in vielen Augen ein absolutes spielerisches Kunstwerk, in den (gefühlten) 1.000 Karten steckt viel Liebe zum Detail und ich bin schon gespannt auf eine eventuelle Luxusausgabe und die ganzen hübschen Pimp-my-Agricola Ideen, die es zum Teil schon gibt.
Ich danke Euch, für Eure Entscheidung, dieses Kunstwerk zu einem relativ niedrigen Preis anzubieten! Eure Kunst weiß ich deshalb trotzdem zu schätzen. Sehr sogar. Und aufgrund des relativ niedrigen Preises werden vielleicht mehr Leute Eure Kunst schätzen, als sonst.

Gruß und Danke an alle
Frank

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Uli Blennemann
Kennerspieler
Beiträge: 488

Re: Danke

Beitragvon Uli Blennemann » 19. Januar 2008, 14:03

Frank,

mir fällt es schwer, mich zur Sache zu äußern...Grenzen verschieben sich, Begriffe sind (zu?)unscharf.

Es beginnt damit, dass ich im Unterschied zum sehr geschätzten Stefan unsere Zeitalter der Entdeckungen und Vor dem Wind als Familienspiele sehe.
Nur: Was ist ein denn heute ein Familienspiel? Welche Familie spielt denn noch regelmäßig? Wer sitzt da am Tisch (die Mutter und 2 Kinder im Grundschulalter?)?

In meinen Augen interessiert den Großteil der Bevölkerung "Spielen" überhaupt nicht, egal ob ein Spiel 3 oder 8 Seiten Regeln aufweist. Wer aber wirklich Interesse zeigt, wird sich auch nicht durch ein maßvolles Regelstudium schrecken lassen (Vor dem Wind weist z.B. "netto" 4 Seiten Regeln A5 auf).

Zudem konnte ich mich in Leipzig, Essen, München, Stuttgart & Wien persönlich davon überzeugen, dass interessierte Familien sehr wohl gerne Zeitalter und Wind spielten.

Selbstverständlich spielen sie es ganz anders als z.B. ein Vielspieler, der analytisch an eine Partie herangeht. Dies mindert aber in keinster Weise ihren Spielspaß!

Uli

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widow-s-cruse

Risikounternehmungen "anspruchsvolle" Spiele

Beitragvon widow-s-cruse » 19. Januar 2008, 14:11

Hallo Christian,

Christian Hildenbrand schrieb:

>Eggertspiele sind in erster Linie Peter
> und Philipp, die in Hamburg ... sorry ... Harburg sitzen und
> fleißg tun. Dazu kommt dann noch ein bissel der Vertrieb
> (also wir) und der ein oder andere, der für den Verlag
> mitarbeitet, aber letztlich nur teilweise ins Gewicht fällt
> (finanziell).
>
> Amigo (70), Huch/Hutter (alle zusammen auch etwa 15-20),
> Ravensburger/alea (>100) usw. müssen schicht anders rechnen.

Warum wird beim Aufwand die Marke alea nicht mit Eggertspiele verglichen?

Die Strukturen und der Aufwand sind ähnlich.
Nur - dass die Marke alea noch eine große Firma im Rücken hat, die in der Lage wäre, Mißerfolge zu puffern(abzuschreiben).

Ravensburger hat doch wahrscheinlich mit der erzeugten Marke alea die Idee verfolgt, risikobelastete Spiele auf dem Markt zu werfen, die sich auch mal als Supererfolg entpuppen können.

Mit Puerto Rico wird dann auch reichlich Ruhm (=Gewinn?)eingefahren. Aber wird dieser Erfolg damit gleich wieder zum belasteten Fluch?
Statt nach einem ähnlich ruhmreichen Spiel zu suchen, wird eher nach den Auflagefähigekeiten der zu entwickelden Spiele geschielt. Das (bereits hohe) Niveau wird niedrig gehalten, um das Ziel Auflage zu erreichen.

Verrät und verschleißt Ravensburger damit nicht die (vermutliche) Idee der Marke alea? Und läßt Ravensburger sich nicht die Butter vom Brot nehmen, wenn der Markt der "anspruchsvollen" Spiele mit den Kleinverlagen geteilt oder überlassen wird?

Ich habe keine Vorstellung, ob für Ravensburger bei dem anstehenden Projekt etwas anderes als Ruhm übrig bleibt? Aber wenn Microsoft Nutzen aus Puerto Rico ziehen möchte, ist eigentlich schon fast davon auszugehen. :)

Wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen im Bereich "anspruchsvoller" Spiele leisten können sollte, dann ist das eigentlich Ravensburger mit der Marke alea.

Ob sie sich trauen, steht auf einem anderen Blatt. :)

Liebe Grüße

Nils

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Luna
Spielkind
Beiträge: 4

Was ist ein Familienspiel?

Beitragvon Luna » 19. Januar 2008, 14:42

Hi Uli,

Uli Blennemann schrieb:

> dem Wind als Familienspiele sehe.
> Nur: Was ist ein denn heute ein Familienspiel? Welche Familie
> spielt denn noch regelmäßig? Wer sitzt da am Tisch (die
> Mutter und 2 Kinder im Grundschulalter?)?

Die Kids sitzen am Tisch, mit ihrem NDS in der Hand. Und genau diese Emtwicklung verschlafen wir gerade.

Ciao,
Roman

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Christian Hildenbrand

Re: Risikounternehmungen "anspruchsvolle" Spiele

Beitragvon Christian Hildenbrand » 19. Januar 2008, 15:05

widow-s-cruse schrieb:

> Warum wird beim Aufwand die Marke alea nicht
> mit Eggertspiele verglichen?

> Die Strukturen und der Aufwand sind [b]ähnlich[b].
> Nur - dass die Marke alea noch [b]eine große Firma im Rücken[/b]
> hat, die in der Lage wäre, Mißerfolge zu
> puffern(abzuschreiben).

Und genau damit gibst Du Dir praktisch selbst die Antwort. Es ist nicht nur Stefan, der an den Spielen arbeitet, sondern es steht/stand der komplette Apparat von Ravensburger dahinter (Vertrieb ist ja inzwischen ausgelagert zu Heidelberger).

> Ravensburger hat doch wahrscheinlich mit der erzeugten Marke
> alea die Idee verfolgt, risikobelastete Spiele auf dem Markt
> zu werfen, die sich auch mal als Supererfolg entpuppen können.

So wie ich das verstanden hatte damals mit Ra, Tadsch Mahal und Co. sollte alea die Marke im Hause Ravensburger sein, die Spiele macht, die über dem sonst bekannten Niveau (spielerischer Anspruch) der Ravensburger-Spiele liegen.

Nichtsdestotrotz kann eine Firma, kann ein wirtschaftliches Unternehmen nicht damit rechnen, dass Spiele keinen Gewinn einfahren müssen. Dieses gilt für die Puzzles wie für die Memorys wie für die alea-Spiele bei Ravensburger.

> Mit Puerto Rico wird dann auch reichlich Ruhm
> (=Gewinn?)eingefahren. Aber wird dieser Erfolg damit gleich
> wieder zum belasteten Fluch?
> Statt nach einem ähnlich ruhmreichen Spiel zu suchen, wird
> eher nach den Auflagefähigekeiten der zu entwickelden Spiele
> geschielt. Das (bereits hohe) Niveau wird niedrig gehalten,
> um das Ziel Auflage zu erreichen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Stefan nicht versuchen würde, ein Spiel vom Kaliber "Puerto Rico" nicht durchzusetzen in der Programmplanung von alea. Doch wenn nichts da ist bzw. nichts da ist, das das Potential zeigt, einen gewissen Erfolg zu zeigen, macht es keinen Sinn, trotzdem mit Gewalt eines zu machen.

> Verrät und verschleißt Ravensburger damit nicht die
> (vermutliche) Idee der Marke alea? Und läßt Ravensburger sich
> nicht die Butter vom Brot nehmen, wenn der Markt der
> "anspruchsvollen" Spiele mit den Kleinverlagen geteilt oder
> überlassen wird?

Der Markt der anspruchsvollen Spiele wird in diesem Forum in meinen Augen gnadenlos überschätzt. Klar, es gibt eine nicht ganz kleine Gruppe von Spielern, die sich solchen Spielen annehmen würden, doch ist diese in einem dennoch überschaubaren Ausmaß. Dazu kommt, dass diese Gruppe auch nicht alles kaufen wird.

Ich will mal eine Milchmädchenrechnung aufstellen:

Im Topf:
* 10.000 Spieler, die sich solchen Spiele annehmen würden
* 10 anspruchsvolle Spiele, die in einem Jahrgang kommen

Jeder der Spieler kauft sich im Schnitt 3 neue Spiele ... das macht 30.000 Spiele - verteilt auf die 10 Stück, die im Topf sind, wären das 3.000 Spiele pro Spiel. Mit einer solchen Auflage schafft jeder einzelne der größeren Verlage gerade so den "Break-Even", sprich die Kosten für die Auflage sind gerade so rausgeholt. Damit hat sich für keinen die lange (!) Entwicklung dieses Spiels wirklich gelohnt.

(MILCHMÄDCHEN!)

Im nächsten Jahr sind die nächsten 10 anspruchsvollen Spiele, die die ersten 10 von diesem Jahr wieder vergessen machen.

> Ich habe keine Vorstellung, ob für Ravensburger bei dem
> anstehenden Projekt etwas anderes als Ruhm übrig bleibt? Aber
> wenn Microsoft Nutzen aus Puerto Rico ziehen möchte, ist
> eigentlich schon fast davon auszugehen. :)

Hier stelle ich mal in den Raum (ohne zu wissen, was die Herstellung eines Computerspiels wirklich kostet), dass die reinen Produktionskosten des Produktes (ohne vorherige Entwicklung, Grafik und dem Kram - also alles das, was für die 2., 3. usw. Auflage ansteht) bei vielleicht 10% von denen des Brettspiels liegen (und ich glaube, damit liege ich sogar viel zu hoch). Und ich glaube fast, dass das Volumen des Produktes niedrigere Logistik-Kosten mit sich bringen.

> Wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen im Bereich
> "anspruchsvoller" Spiele leisten können sollte, dann ist das
> eigentlich Ravensburger mit der Marke alea.

Meine Meinung: wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen nicht leisten kann, dann ist es Ravensburger, weil hier viel mehr Prestige verloren gehen kann, wenn sich herumspricht: "Hier ist ein Spiel, das ist so anspruchsvoll, das versteh ich nicht. Da ist das blaue Dreieck drauf. Ich glaube, da schauen wir lieber, dass wir in Zukunft die Spiele mit dem Amigo-Zeichen oder dem Reiter auf der Sau nehmen ... die scheinen leichter zu verstehen zu sein für uns."

> Ob sie sich trauen, steht auf einem anderen Blatt. :)

Ich bin mir sicher, dass fast alles, was dieser Verlag macht, gena überlegt ist - aus verschiedenen Blickwinkeln heraus. Dafür sind sie lange genug im Geschäft. ;-)

Spielerische Grüße,

Christian
Redaktion HUCH & friends

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Christian Hildenbrand

Gleicher Beitrag - (hoffentlich) richtig formatiert!

Beitragvon Christian Hildenbrand » 19. Januar 2008, 15:14

Args ... blöde nicht vorhandene Vorschau ... hier noch mal zum besser Lesen:


widow-s-cruse schrieb:

> Warum wird beim Aufwand die Marke alea nicht
> mit Eggertspiele verglichen?

> Die Strukturen und der Aufwand sind [b]ähnlich[/b].
> Nur - dass die Marke alea noch [b]eine große Firma im Rücken[/b]
> hat, die in der Lage wäre, Mißerfolge zu
> puffern(abzuschreiben).

Und genau damit gibst Du Dir praktisch selbst die Antwort. Es ist nicht nur Stefan, der an den Spielen arbeitet, sondern es steht/stand der komplette Apparat von Ravensburger dahinter (Vertrieb ist ja inzwischen ausgelagert zu Heidelberger).

> Ravensburger hat doch wahrscheinlich mit der erzeugten Marke
> alea die Idee verfolgt, risikobelastete Spiele auf dem Markt
> zu werfen, die sich auch mal als Supererfolg entpuppen können.

So wie ich das verstanden hatte damals mit Ra, Tadsch Mahal und Co. sollte alea die Marke im Hause Ravensburger sein, die Spiele macht, die über dem sonst bekannten Niveau (spielerischer Anspruch) der Ravensburger-Spiele liegen.

Nichtsdestotrotz kann eine Firma, kann ein wirtschaftliches Unternehmen nicht damit rechnen, dass Spiele keinen Gewinn einfahren müssen. Dieses gilt für die Puzzles wie für die Memorys wie für die alea-Spiele bei Ravensburger.

> Mit Puerto Rico wird dann auch reichlich Ruhm
> (=Gewinn?)eingefahren. Aber wird dieser Erfolg damit gleich
> wieder zum belasteten Fluch?
> Statt nach einem ähnlich ruhmreichen Spiel zu suchen, wird
> eher nach den Auflagefähigekeiten der zu entwickelden Spiele
> geschielt. Das (bereits hohe) Niveau wird niedrig gehalten,
> um das Ziel Auflage zu erreichen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Stefan nicht versuchen würde, ein Spiel vom Kaliber "Puerto Rico" nicht durchzusetzen in der Programmplanung von alea. Doch wenn nichts da ist bzw. nichts da ist, das das Potential zeigt, einen gewissen Erfolg zu zeigen, macht es keinen Sinn, trotzdem mit Gewalt eines zu machen.

> Verrät und verschleißt Ravensburger damit nicht die
> (vermutliche) Idee der Marke alea? Und läßt Ravensburger sich
> nicht die Butter vom Brot nehmen, wenn der Markt der
> "anspruchsvollen" Spiele mit den Kleinverlagen geteilt oder
> überlassen wird?

Der Markt der anspruchsvollen Spiele wird in diesem Forum in meinen Augen gnadenlos überschätzt. Klar, es gibt eine nicht ganz kleine Gruppe von Spielern, die sich solchen Spielen annehmen würden, doch ist diese in einem dennoch überschaubaren Ausmaß. Dazu kommt, dass diese Gruppe auch nicht alles kaufen wird.

Ich will mal eine Milchmädchenrechnung aufstellen:

Im Topf:
* 10.000 Spieler, die sich solchen Spiele annehmen würden
* 10 anspruchsvolle Spiele, die in einem Jahrgang kommen

Jeder der Spieler kauft sich im Schnitt 3 neue Spiele ... das macht 30.000 Spiele - verteilt auf die 10 Stück, die im Topf sind, wären das 3.000 Spiele pro Spiel. Mit einer solchen Auflage schafft jeder einzelne der größeren Verlage gerade so den "Break-Even", sprich die Kosten für die Auflage sind gerade so rausgeholt. Damit hat sich für keinen die lange (!) Entwicklung dieses Spiels wirklich gelohnt.

(MILCHMÄDCHEN!)

Im nächsten Jahr sind die nächsten 10 anspruchsvollen Spiele, die die ersten 10 von diesem Jahr wieder vergessen machen.

> Ich habe keine Vorstellung, ob für Ravensburger bei dem
> anstehenden Projekt etwas anderes als Ruhm übrig bleibt? Aber
> wenn Microsoft Nutzen aus Puerto Rico ziehen möchte, ist
> eigentlich schon fast davon auszugehen. :)

Hier stelle ich mal in den Raum (ohne zu wissen, was die Herstellung eines Computerspiels wirklich kostet), dass die reinen Produktionskosten des Produktes (ohne vorherige Entwicklung, Grafik und dem Kram - also alles das, was für die 2., 3. usw. Auflage ansteht) bei vielleicht 10% von denen des Brettspiels liegen (und ich glaube, damit liege ich sogar viel zu hoch). Und ich glaube fast, dass das Volumen des Produktes niedrigere Logistik-Kosten mit sich bringen.

> Wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen im Bereich
> "anspruchsvoller" Spiele leisten können sollte, dann ist das
> eigentlich Ravensburger mit der Marke alea.

Meine Meinung: wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen nicht leisten kann, dann ist es Ravensburger, weil hier viel mehr Prestige verloren gehen kann, wenn sich herumspricht: "Hier ist ein Spiel, das ist so anspruchsvoll, das versteh ich nicht. Da ist das blaue Dreieck drauf. Ich glaube, da schauen wir lieber, dass wir in Zukunft die Spiele mit dem Amigo-Zeichen oder dem Reiter auf der Sau nehmen ... die scheinen leichter zu verstehen zu sein für uns."

> Ob sie sich trauen, steht auf einem anderen Blatt. :)

Ich bin mir sicher, dass fast alles, was dieser Verlag macht, gena überlegt ist - aus verschiedenen Blickwinkeln heraus. Dafür sind sie lange genug im Geschäft. ;-)

Spielerische Grüße,

Christian
Redaktion HUCH & friends

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Michael G.
Spielkamerad
Beiträge: 45

Re: Risikounternehmungen "anspruchsvolle" Spiele

Beitragvon Michael G. » 19. Januar 2008, 15:32

> Der Markt der anspruchsvollen Spiele wird in diesem Forum in
> meinen Augen gnadenlos überschätzt.

Sehe ich ähnlich. Ist aber im Prinzip nur die typische Zielgruppen-Egozentrik, die man überall antreffen kann: "was wir als echte Checker hier in einem Forum gut finden, müssten doch 'da Draußen' alle gut finden." :)

> Klar, es gibt eine nicht
> ganz kleine Gruppe von Spielern, die sich solchen Spielen
> annehmen würden, doch ist diese in einem dennoch
> überschaubaren Ausmaß. Dazu kommt, dass diese Gruppe auch
> nicht alles kaufen wird.

Eben. IMO sogar ein mitentscheidender Punkt. Je kleiner die Zielgruppe, desto mehr bist du darauf angewiesen, dass von dieser Zielgruppe auch ein sehr hoher Anteil kauft. Was er aber nicht tut, nicht jeder Vielspieler legt sich automatisch ein Agricola oder Cuba zu.


> Ich will mal eine Milchmädchenrechnung aufstellen:
>
> Im Topf:
> * 10.000 Spieler, die sich solchen Spiele annehmen würden
> * 10 anspruchsvolle Spiele, die in einem Jahrgang kommen
>
> Jeder der Spieler kauft sich im Schnitt 3 neue Spiele ... das
> macht 30.000 Spiele - verteilt auf die 10 Stück, die im Topf
> sind, wären das 3.000 Spiele pro Spiel. Mit einer solchen
> Auflage schafft jeder einzelne der größeren Verlage gerade so
> den "Break-Even", sprich die Kosten für die Auflage sind
> gerade so rausgeholt.

Ich kenne die Geschäftsmodelle der Verlage zugegebenermaßen nicht wirklich, aber sind Brettspiele nicht ein noch halbwegs langlebiges Konsumprodukt? In dem Sinn, dass es auch nach dem ersten Jahr noch spürbare Umsätze erzielt (natürlich je nach Art und Thematik des Spiels)? Und das üblicherweise auch noch zum Vollpreis? Da wäre ein Break-Even doch schon mal ganz okay. In der Videospielbranche z.B. hast du heutzutage für die Erstverwertung gerade mal noch ein paar wenige Wochen Zeit. Danach ist das Produkt mit etwas Pech komplett tot.

> Damit hat sich für keinen die lange (!)
> Entwicklung dieses Spiels wirklich gelohnt.

Hier Einspruch: Wie gesagt, ich weiß nicht, wie ein Spieleverlag en Detail intern funktioniert. Aber als Laie würde ich mal sagen, die Art der Entwicklung ist doch eigentlich das Tolle an einem Brettspiel. Die große Vorarebit macht ein einzelner, das Risiko und der finanzielle Aufwand sind im Vergleich zu anderen Medien (siehe weiter unten) doch immer noch erfreulich gering. Von DAHER wäre eben für mich als Laie genau andersrum: Die Art und der relative Aufwand der Entwicklung machen es doch überhaupt erst möglich, über "freakige" oder gar "risikoreiche" Projekte trotzdem mal genauer nachzudenken.

> Im nächsten Jahr sind die nächsten 10 anspruchsvollen Spiele,
> die die ersten 10 von diesem Jahr wieder vergessen machen.

Schon, aber siehe oben. Brettspiele haben immerhin nicht mit hardware-Problemen oder extremm schneller Veralterung zu kämpfen. Ein PR dürfte auch heute noch seine relativ gleichmäßigen Verkaufszahlen haben.

> Hier stelle ich mal in den Raum (ohne zu wissen, was die
> Herstellung eines Computerspiels wirklich kostet), dass die
> reinen Produktionskosten des Produktes (ohne vorherige
> Entwicklung, Grafik und dem Kram - also alles das, was für
> die 2., 3. usw. Auflage ansteht) bei vielleicht 10% von denen
> des Brettspiels liegen (und ich glaube, damit liege ich sogar
> viel zu hoch).

Falls du konkret das 360-PR meinst: Das ist eh nicht vergleichbar, weil es allein über Online "verkauft" wird, in dem Sinn also kein klassisches "greifbares" Produkt ist. Auch sind die Entwicklungskosten mit einem echten Videospiel nicht mal ansatzweise vergleichbar, es wird auch dementsprechend billig verkauft.

Reden wir von einem "echten" Computerspiel, darfst du allerdings nicht die GEWALTIGEN "Materialkosten" in der Entwicklung übersehen. Grundsätzlich kostet ein typisches Computerspiel in der Entwicklung heutzutage mindestens einen siebenstelligen betrag, immer öfter gehts sogar Richtung achtstellig. Allein dadurch istder Break-Evene hier in astronomischen Höhen; dass die Herstellung selbst da kaum was kostet, ist so gesehen schon ein unbedingtes Muss.

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Christian Hildenbrand

RE: Risikounternehmungen "anspruchsvolle" Spiele

Beitragvon Christian Hildenbrand » 19. Januar 2008, 15:48

"Michael G." hat am 19.01.2008 geschrieben:

> Ich kenne die Geschäftsmodelle der Verlage zugegebenermaßen
> nicht wirklich, aber sind Brettspiele nicht ein noch
> halbwegs langlebiges Konsumprodukt? In dem Sinn, dass es
> auch nach dem ersten Jahr noch spürbare Umsätze erzielt
> (natürlich je nach Art und Thematik des Spiels)? Und das
> üblicherweise auch noch zum Vollpreis? Da wäre ein
> Break-Even doch schon mal ganz okay.
>
>> Damit hat sich für keinen die lange (!)
>> Entwicklung dieses Spiels wirklich gelohnt.
>
> Hier Einspruch: Wie gesagt, ich weiß nicht, wie ein
> Spieleverlag en Detail intern funktioniert. Aber als Laie
> würde ich mal sagen, die Art der Entwicklung ist doch
> eigentlich das Tolle an einem Brettspiel. Die große
> Vorarebit macht ein einzelner, das Risiko und der
> finanzielle Aufwand sind im Vergleich zu anderen Medien
> (siehe weiter unten) doch immer noch erfreulich gering. Von
> DAHER wäre eben für mich als Laie genau andersrum: Die Art
> und der relative Aufwand der Entwicklung machen es doch
> überhaupt erst möglich, über "freakige" oder gar
> "risikoreiche" Projekte trotzdem mal genauer nachzudenken.

Wunsch und Realität sind leider nicht immer vereinbar. Gut sehen kannst Du die Realität, wenn nach 1-2 Jahren eigentlich "gute" Spiele schon wieder im Ausverkauf sind.

Selbstverständlich entwickelt kein Spieleverlag mit dem Ziel, nicht mindestens 2-3 Jahre mit dem entsprechenden Spiel Verkaufszahlen zu erzielen, natürlich entwickelt kein Spieleverlag mit dem Ziel, nur eine Auflage des entsprechenden Spiels zu machen. Doch immer wieder passiert es ... siehe den Beitrag von Frank, der ein paar Amigo-Spiele nannte. "Il Principe", "Walhalla", ... gute Spiele, die nach kürzester Zeit abgestempelt werden müssen mit "war wohl nix". Denn den wirklichen Gewinn mit Spielen macht man oft erst mit der 2. Auflage, wenn die Grafik-, Werkzeug- und sonstige Entwicklungskosten bereits abgedeckt sind und nicht mehr einberechnet werden müssen.



Wie gesagt, mit der Entwicklung von Computerspielen kenn ich mich nicht aus. Doch ich denke, dass Deine 6-7stelligen Beträge sicherlich nicht bei umgesetzten Brettspielen zu finden sind. Hier müssen wir dann doch einen Unterschied machen zwischen "Carcassonne", "Siedler", ... und den mächtig videountestützten und mit viel Trara ausgestatteten Computerspielen oder auch den Sportspielen, bei denen ein Lukas P. oder ein Miro K. sich vorne auf der Verpackung finden und 5-6-stellige Lizenzen kassieren für ihre Präsenz.


Alles in allem muss ich sagen, dass ich das Thema sehr interessant finde - sowohl als Spieler als auch als Verlagsmitarbeiter. Das wäre mal was schönes für eine richtige Diskussionsrunde. ;-)

Grüße,

Christian
Redaktion HUCH & friends

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peer

Re: Danke

Beitragvon peer » 19. Januar 2008, 16:48

Hi,
Frank schrieb:
> geschrieben, Peer hat eher über die Verlagssicht gesprochen.
> Da hätte ich mir mehr Beiträge aus Autorensicht gewünscht ;-)

Das fällt mir schwer. Ich selbst plane nicht was ich für Spiele mache. Ich denke nicht "Oh heute mal was für Alea!". Vielmehr warte ich ab (:-) ) was mir so einfällt. Konkret bastel und entwickle ich die Spiele, die mir Spaß machen und ich gehe da 100%ig von meinem eigenen Geschmack aus: Was würde ich gerne spielen, aber das gibt es so noch nicht? Was fände ich mal interessant auszuprobieren?
Zielgruppen oder so interessieren mich erst einmal nicht - ICH GANZ ALLEIN bin die Zielgruppe (wobei ich hoffe, dass meine Protos auch meinen Mitspielern gefallen). Erst wenn das Spiel soweit fertig ist, vielleicht noch etwas Feintuning benötigt, überlege ich ob und wem ich das anbieten kann. Manchmal gibt es auch keinen Verlag (Ich habe ein Segelspiel -"Rund Fünen" - das ich keinen Verlag angeboten habe. Es ist zu thematisch und damit ist die Zielgruppe zu klein. Da ich aber lange selbst gesegelt habe war mir ein solches Spiel wichtig. Und mit meinen ehemaligen Segelkameraden spiele ich es sehr gerne.)

Das mag nicht allzu "professionell" klingen, aber Spiele entwickeln ist nunmal bislang immer noch ein Hobby. Zwar eines von dem ich hoffe auch in Zukunft ein paar Euronen zu gewinne, aber noch steht meine "künstlerische Freiheit" im Vordergrund- und das ist mir auch wichtig.
Insofern sollte sich -wenn überhaupt- andere Autoren zu dieser Thematik äußern :-)


ciao
peer

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Glomeor
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Re: Genau, Stefan!

Beitragvon Glomeor » 19. Januar 2008, 16:57

> Aber nochmal inhaltlich: Heißt das, das die Leute von
> eggertspiele am verhungern sind, weil sie Cuba statt
> Spongebob verlegen?

peer und Christian haben schon etwas dazu gesagt, aber trotzdem hier nochmal aus erster Hand:

Wir verhungern nicht,
... aber 3 von 4 Menschen hier im Verlag haben noch einen anderen Beruf.
.. aber nun erst nach 11 jähriger Verlagsgeschichte wird es nach Plan Anfang März dazu kommen, dass wir aus dem Keller von Peters Haus in ein echtes Büro umziehen können.
... aber ohne persönlichen Einsatz, der über das normale Maß eines normalen Jobs hinaus geht, wäre das nicht zu machen. Beispiel: Einige Tausend kleine Glöckchen für Hamburgum kommen hier in einem großen Karton an. Um alles im finanziellen Rahmen zu halten, engagiert Peter seine Tochter und einige Freundin, um die Glöckchen je zu fünft in einem Zipper zu konfektionieren.
... aber das Risiko ist groß, denn wie bereits in einem anderen Posting beschrieben, befinden wir uns in einer Nische, die eine nicht besonders große Zielgruppe bereithält. Wenn ein Spiel da nicht ankommt ist's schlecht, da gibt es keinen Sekundärmarkt.

Wir machen gern Spiele. Wir werden weiterhin Spiele machen, die immer etwas Besonderes sein wollen. Das heißt aber nicht, dass wir immer nur komplexe Spiele machen. Ich glaube nicht, dass das eine Frage von Niveau ist. Es ist die Frage ob es sich lohnt, wirklich ein neues Spiel zu veröffentlichen, weil es Situationen gibt, in denen (viele) Menschen dieses Spiel und nicht ein anderes spielen möchte.

Tobias
Redaktion - eggertspiele

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Michael G.
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Beiträge: 45

Re: Was ist ein Familienspiel?

Beitragvon Michael G. » 19. Januar 2008, 17:04

Luna schrieb:
>
> Hi Uli,
>
> Uli Blennemann schrieb:
>
> > dem Wind als Familienspiele sehe.
> > Nur: Was ist ein denn heute ein Familienspiel? Welche Familie
> > spielt denn noch regelmäßig? Wer sitzt da am Tisch (die
> > Mutter und 2 Kinder im Grundschulalter?)?
>
> Die Kids sitzen am Tisch, mit ihrem NDS in der Hand. Und
> genau diese Emtwicklung verschlafen wir gerade.

Nope, schon vor 20 oder gar 25 Jahren hatte man als Kiddy für Monopoly keine Augen, wenn nebenan ein 2600er, C64er oder Amiga wartete. das ist kein neues "Problem", und schon gar keine Ausrede für irgendwas.

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Dirk Piesker
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Beiträge: 950

Preis Agricola

Beitragvon Dirk Piesker » 19. Januar 2008, 17:19

> unten gepresst. Ein Spiel wie Agricola müsste eigentlich
> nicht die von uns empfohlenen 40 Euro, sondern 50 Euro
> kosten, um die Kosten zu decken und die Leute, die daran
> gearbeitet haben, entsprechend zu entlohnen. Stattdessen hat
> sich der Preis knapp über 30 Euro eingependelt.
> Verkehrte Welt.

Gib mir Eure Bankverbindung und ich überweise sofort
die fehlenden 20 Euro. Das meine ich ernst.

Agricola hat etwas geschafft, was keines meiner 380 Spiele
im Regal bislang geschafft hat:

Meine Frau will es dringend spielen. Von selbst.

Diese Tatsache macht für mich jegliche Diskussion um
Spielreiz, Noten und Geschmack obsolet.
Vielen Dank dafür !

Gruß,
Dirk

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Marc

Re: Risikounternehmungen "anspruchsvolle" Spiele

Beitragvon Marc » 19. Januar 2008, 17:23

Michael G. schrieb:
> Ich kenne die Geschäftsmodelle der
> Verlage zugegebenermaßen
> nicht wirklich, aber sind Brettspiele nicht
> ein noch halbwegs
> langlebiges Konsumprodukt?

Bei "Siedler" war die große Überraschung, dass es sich im zweiten Jahr immer noch gut verkaufte wie im ersten.

Wenn sich Spiele über Jahre gut verkaufen würden, würden die Verlage die Marke weniger pflegen müssen. Aber sie bringen lieber eine Erweiterung, eine Würfelspielvariante oder einen Klon mit deutlichem Hinweis auf den Ursprung heraus. Würde das Spiel so laufen, wäre das alles unnötig.

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Roman

Re: Was ist ein Familienspiel?

Beitragvon Roman » 19. Januar 2008, 17:55

Hi Michael,

Michael G. schrieb:
> Nope, schon vor 20 oder gar 25 Jahren hatte man als Kiddy für
> Monopoly keine Augen, wenn nebenan ein 2600er, C64er oder
> Amiga wartete. das ist kein neues "Problem", und schon gar
> keine Ausrede für irgendwas.

Weder das eine noch das andere sollte es sein. Ich gehöre selbst zur Generation "Killerspiele", die laut Presse für jeglichen Unsinn mit verantworlich ist und immer für eine billige Entschuldigung gut ist.

Nichtsdestotrotz solle man nicht unbedingt ignorieren, was jenseits des Tellerrands geschieht. Eben weil man es Erfahrung kennt.

Ciao,
Roman (Haben Sie ein fiktives Problem mit Jugendgewalt? Sind die Renten nicht mehr sicher? Oder möchten Sie sich marketingtechnisch anderweitig gelungen an die Zielgruppe 50+ wenden? Ich bin für sie da.)

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Klaus Knechtskern
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RE: Risikounternehmungen "anspruchsvolle" Spiele

Beitragvon Klaus Knechtskern » 19. Januar 2008, 19:40

"Christian Hildenbrand" hat am 19.01.2008 geschrieben:

> Alles in allem muss ich sagen, dass ich das Thema sehr
> interessant finde - sowohl als Spieler als auch als
> Verlagsmitarbeiter. Das wäre mal was schönes für eine
> richtige Diskussionsrunde. ;-)
>
> Grüße,
>
> Christian
> Redaktion HUCH & friends

Wann und wo? ;-)

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Niccolo
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Beiträge: 1333

Re: Was ist ein Familienspiel?

Beitragvon Niccolo » 19. Januar 2008, 21:37

Michael G. schrieb:
> Nope, schon vor 20 oder gar 25 Jahren hatte man als
> Kiddy für
> Monopoly keine Augen, wenn nebenan ein 2600er, C64er oder
> Amiga wartete.

Einspruch!

Nach dem 2600er wartete ein 800XL, dann ein 512er und dann ein 1040er!

Commodore!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! was denkt er sich?


Aber sonst alles Schnickschnack -- nie wurde so viel Brettspiel gespielt wie heute.

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Niccolo
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Beiträge: 1333

Re: Danke

Beitragvon Niccolo » 19. Januar 2008, 21:37

Uli Blennemann schrieb:

> Welche Familie spielt denn noch regelmäßig?

Oh - wann und wie und wo spielte denn je eine Familie regelmäßig?

Ich muß mal schnell meine Eltern anrufen und fragen, ob sie sich an einen Abend erinnern können, wo wir auf Familienspieltag machten.

(was gab es denn da schon toll an Familienspielen neben [b]Mensch ärger dich nicht[/b] und [b]Monopoly[/b]????)

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Schmagauke
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Beiträge: 92

Re: Danke

Beitragvon Schmagauke » 20. Januar 2008, 00:22

Frank schrieb:


> Ein wenig vermisst habe ich die Spieleerfinder. Inwieweit die
> Absatzchancen für sie im Vorfeld eine Rolle spielen, ist mir
> noch nicht klar.

Hallo Frank, ich antworte mal als Erfinder, auch wenn ich gerade erst mein erstes Spiel bastel.
Ich gehöre ebenfalls zur "anspruchsvollen" Fraktion und kann mir Deine Probleme vorstellen.
Mein Problem ist in erster Linie, daß ich nie genug Mitspieler finde, Spiele gibt es mehr als genug.
Auch alte Spiele. Wenn Du richtigen Anspruch willst, hol Dir ASL (ja, das gibt es wieder: http://www.multimanpublishing.com/index1.php), nimm Dir 1-2 Jahre Zeit und Du kennst die Grundregeln ;)
Ich als "angehender Erfinder" kann Dir folgendes sagen:
Ich arbeite gerade an einem (für meine Begriffe relativ) komplexen Brettspiel, ein Strategiespiel.
Ich werde es fertig stellen, den Prototypen basteln und mir anschauen, ob die vielen Ideen so zusammen funktionieren, wie ich es gerne hätte. Ich hoffe sie tun es und bilde mir dabei etwas auf meine 18 Jahre Erfahrung als Strategiespieler ein.
Aber trotzdem denke auch ich jetzt schon an mögliche Verkaufszahlen, sollte das Spiel jemals seinen Weg zu einem Verlag und darüber hinaus finden.
Aus 2 Gründen:
1.: Ich stelle es mir sehr deprimierend vor, wenn man sehr viel Zeit investiert und stolz ist auf das, was man erreicht, und das Spiel dann (fast) niemanden interessiert.
2.: Wenn ich bedenke, wieviel Zeit man vorraussichtlich insgesamt investiert haben wird, bis das Spiel "im Laden steht", dann sollte man doch wenigstens etwas Geld erwarten können und nicht bloß ein paar hunderter, die nicht mal die Kosten decken, die man auch als Erfinder schon hatte.

Aber zur Beruhigung:
Ich sehe es mit "Otto" und den "Freaks" (wie ich auch einer bin)folgendermaßen:
Wenn ich 1.000.000 Stück an "Ottos" verkaufe und keins an Freaks, dann ist mein Spiel zwar ein riesiger finanzieller Erfolg und ich freue mich, aber das bedeutet, daß mein Spiel inhaltsloser und sinnentleerter Bockmist sein muss :P
Wenn aber nur 500 Freaks mein Spiel haben wollen und Ottos fragen:"Ist das das Telefonbuch von München?", DANN habe ich eine Meisterleistung vollbracht, kann tierisch stolz auf mich sein und mich ohne Geld zur Ruhe setzen :)


> Richtung 30¤ geht. Das verstehe ich, stehe als Käufer aber
> natürlich eher auf der "anderen" Seite.

Du solltest aber gerade als Käufer auf der "richtigen" Seite stehen.
Wie kannst du anspruchsvolle Qualität verlangen, ohne bereit zu sein, auch einen angemessenen Preis zu zahlen? ;)

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Christian Hildenbrand

RE: Danke

Beitragvon Christian Hildenbrand » 20. Januar 2008, 01:16

"Niccolo" hat am 19.01.2008 geschrieben:
> Uli Blennemann schrieb:
>
>> Welche Familie spielt denn noch regelmäßig?
>
> Oh - wann und wie und wo spielte denn je eine Familie
> regelmäßig?
>
> Ich muß mal schnell meine Eltern anrufen und fragen, ob sie
> sich an einen Abend erinnern können, wo wir auf
> Familienspieltag machten.
>
> (was gab es denn da schon toll an Familienspielen neben
> [b]Mensch ärger dich nicht[/b] und [b]Monopoly[/b]????)



Hallo Nicolo,

WIR haben regelmäßig mit der ganzen Familie gespielt, und ich denke, ich kann auch noch die wichtigsten Spiele aufzählen zu der Zeit:

- Rommé
- MAD - Das Kartenspiel
- Kniffel
- Malefiz
- Trivial Pursuit / Spiel des Wissens

Und ich muss sagen, wir hatten immer viel Spaß dabei. Oft haben wir ganze Urlaube durch Rommé-Listen geführt.

"Was gab es denn da schon toll an Familienspielen" ... das ist eine - sorry wenn ich das so sage - arrogante Einstellung des "das kann man doch nicht spielen nennen, was damals passiert ist."

Spielerische Grüße,

Christian

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Chregi Hansen
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RE: Danke

Beitragvon Chregi Hansen » 20. Januar 2008, 09:26

Hallo Christian
Ich kann mich auch noch an die Spiele meiner Kindheit erinnern: Monopoly (oft den ganzen Sonntag), Canasta, Malefiz und als Schweizer natürlich Jassen. Sicher rückblickend keine Hammerspiele, aber das regelmässige Spielen hat dazu geführt, dass ich mich später als Jugendlicher via Risiko anderen Spielen zugewandt habe und dadurch eine völlig neue Welt entdeckte.

Mit meinen eigenen Kindern spiele ich heute anderes: aktuell Zooloretto, Filou, Magic, Finstere Flure, Siedler, Dog oder Elfenland. Trotzdem haben sie immer noch grössten Spass, mal "nur" ein Monopoly oder ein Spiel des Lebens (die New Generation Ausgabe schlug hier ein wie eine Bombe) zu zocken.

Darum denke ich, das "was" ist gar nocht so wichtig. Hauptsache, es wird überhaupt noch am Familientisch gespielt und nicht nur mit dem Gameboy oder der Playstation.

Gruss aus der Schweiz
Chregi (dessen Kinder trotzdem eine Playstation haben ;-) )

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Christian Hildenbrand

RE: Danke

Beitragvon Christian Hildenbrand » 20. Januar 2008, 10:07

Hallo Prof. Chregi,

> Darum denke ich, das "was" ist gar nocht so wichtig.
> Hauptsache, es wird überhaupt noch am Familientisch
> gespielt und nicht nur mit dem Gameboy oder der Playstation.

Wunderschön gesagt. :-)

Sonntägliche Grüße,

Christian (gestern 2 * gesiedelt - die Rommé-Runde abends dann aber wegen Abendveranstaltung verpasst ... stattgefunden hat sie trotzdem)

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peer

Re: Danke

Beitragvon peer » 20. Januar 2008, 11:19

Hi,
wir haben regelmäßig gespielt - meistens das Spiel des Jahres, aber auch viel Verrücktes Labyrinth. Mit dem älter werden meinerseits (Eltern werden ja nicht älter ;-) ) kamen dann auch mehr und mehr andere Spiele dazu.

Auch heute spielen wir noch wenn wir zusammen kommen - zuletzt an Weihnachten.

Ohne den "Familienspieletag" würde ich heute hier nicht schreiben.

ciao
peer

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Niccolo
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RE: Danke... Familienspiele

Beitragvon Niccolo » 20. Januar 2008, 14:07

Christian Hildenbrand schrieb:

> WIR haben regelmäßig mit der ganzen Familie gespielt,

Und ich denke, dass das die Ausnahme ist.

Mein Großvater hat genaugenommen verflixt viel mit mir gespielt: Die Klassiker wie: Mensch ärger dich nicht, dieses Hütchenspiel, Halma, Fuchs und Henne, Schnapsen, Schach...

Aber abgesehen von so Laufspielen wie Mensch ärger dich nicht, wüßt ich nicht von allzuviel Spielen zu berichten.


Tatsächlich begannen wir mit regelmäßigen Familienspielen in den späten 80ern und dann in den 90ern ... eben seitdem eine wahre Schwemme an Spielen auf den Markt kam.

Die waren gottlob auch i.d.R. von einer Komplexität, dass sie tatsächlich meist familientauglich waren.


> denke, ich kann auch noch die wichtigsten Spiele
> aufzählen zu
> der Zeit:
>
> - Rommé
> - MAD - Das Kartenspiel
> - Kniffel
> - Malefiz
> - Trivial Pursuit / Spiel des Wissens
>
> Und ich muss sagen, wir hatten immer viel Spaß dabei. Oft
> haben wir ganze Urlaube durch Rommé-Listen geführt.

Geb ich Dir auch gerne recht - seh ich nicht anders.


>> "Was gab es denn da schon toll an Familienspielen" ...

> das ist eine - sorry wenn ich das so sage - arrogante
> Einstellung des "das kann man doch nicht spielen nennen,
> was damals passiert ist."

Meinte ich doch nicht arrogant - schau deine Liste oben an... und dann versuch sie toll zu verlängern.
Und die Spiele waren meist schon 'ewig' da und sind es noch.
Heute? Da schafft es kaum wer alle Neuerscheinungen genauer anzusehen.

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Herbert

Re: Anspruchsniveau contra Absatzchancen

Beitragvon Herbert » 20. Januar 2008, 14:46

Frank schrieb:
>
> Hey,
>
> Ich würde hier gerne einmal darüber diskutieren, ob es sich
> denn wirklich nicht mehr lohnt, Spiele für anspruchsvolle
> Spieler (Bitte, keine Streitereien über diesen Begriff!) zu
> machen. Obwohl alea eigentlich die Marke für anspruchsvolle
> Spiele ist, scheinen auch hier jetzt Absatzzahlen vor dem
> Anspruch zu stehen (Nein, alea macht deswegen keine
> schlechten Spiele!). Phalanx hat vor einer Weile sein
> Anspruchsniveau gesenkt und macht "nur" noch Familienspiele,
> sicher steht auch da der Absatzmarkt dahinter. Ein sehr
> renomierter Autor hat mir mal auf eine Mail, warum er kein
> anspruchsvolles Spiel wie XXX mehr macht sehr offen und
> ehrlich von Absatzzahlen berichtet.

Das ist wohl so: Anspruch verkauft sich nicht so gut wie der massenmarkt.

> Halloooo!
> Ich rufe hilfesuchend in die Welt: Gibt es denn keine Chancen
> mehr für den anspruchsvollen Markt?

Doch, den gibt es. Das zeigen ja die Kleinverlage dieser Welt.

> In meinen Augen steht ein Verlag wie eggertspiele derzeit
> ziemlich alleine da. Dann gibt es noch Kleinverlage wie
> Histogames, deren Anspruch auch hoch, aber leider nicht mein
> Thema ist.

Eggertspiele ist m.E. derzeit führend in der Kategorie, aber nicht allein. Siehe Lookout, Alea (immer noch!), Hans im Glück, Pro Ludo, Don, Days of Wonder, GMT, Z-Man, Splotter, .....


> Ich möchte hier bitte keine Statements hören wie "Aber Notre
> Dame" ist doch toll oder "Anasazi" hat mir aber gut gefallen.

Welch Diskussion, wo Antworten von vornherein ausgeschlossen sind.

> Ich möchte auch keine Statements, die mich fragen, ob mir das
> Prinzip des Kapitalismus nicht vertraut ist.

Aber auf das Prinzip des Kapitalismus hinweisen dürfen muss man schon bei der Fragestellung...

> Aber ich möchte gerne eine Diskussion und zwar möglichst mit
> Beteiligung aus den Verlagen (Hallo Christian, Uli, Stefan
> und all die anderen) anstossen, ob ich denn wirklich nur alle
> paar Jahre auf einen wirklichen Knaller oder zumindest ein
> paar richtig anspruchsvolle Spiele hoffen darf? Traut sich
> noch jemand Spiele für die "anspruchsvollen" Spieler abseits
> von Fantasy- und Rollenspielen auf den Markt zu bringen?

Ich finde 2007 war ein Super-Jahrgang, gerade im High-End-Segment (da ist das mit gemeint, was die meisten als 'Spiele für Vielspieler' bezeichnen). Sogesehen wird die Diskussion zum falschen Zeitpunkt geführt.


Gruss aus dem Münsterland
Herbert

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Niccolo
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Re: Danke

Beitragvon Niccolo » 20. Januar 2008, 14:48

peer schrieb:

> wir haben regelmäßig gespielt [...]
> Auch heute spielen wir noch wenn wir zusammen kommen -
> zuletzt an Weihnachten.
> Ohne den "Familienspieletag" würde ich heute hier nicht
> schreiben.

Der Begriff "regelmäßig" ist halt ein bisserl dehnbar.

ich treibe regelmäßig Sport!

Wie oft muß ich also Sport treiben, dass der Begriff nicht in Frage gestellt wird.

Was ist die nächste Stufe hinter regelmäßig?
Ständig?

Ich verstehe unter regelmäßig eine Tätigkeit, die mehrmals pro Woche - aber zumindest wöchentlich - betrieben wird.

Und das mag bei dir zutreffen, bei Chris, auch meine Familie spielt mit Begeisterung... aber ich stellte hauptsächlich in Frage: "früher" wurden mehr Familienspiele gespielt als heute - das bezweifel ich.

und ausserdem - wie viele Neuerscheinungen verträgt der durchschnittliche Wohnzimmerschrank?
Ich bin über die stete Masse an Neuerscheinungen erfreut - aber nicht minder erstaunt.


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