Beitragvon Christian Hildenbrand » 19. Januar 2008, 15:05
widow-s-cruse schrieb:
> Warum wird beim Aufwand die Marke alea nicht
> mit Eggertspiele verglichen?
> Die Strukturen und der Aufwand sind [b]ähnlich[b].
> Nur - dass die Marke alea noch [b]eine große Firma im Rücken[/b]
> hat, die in der Lage wäre, Mißerfolge zu
> puffern(abzuschreiben).
Und genau damit gibst Du Dir praktisch selbst die Antwort. Es ist nicht nur Stefan, der an den Spielen arbeitet, sondern es steht/stand der komplette Apparat von Ravensburger dahinter (Vertrieb ist ja inzwischen ausgelagert zu Heidelberger).
> Ravensburger hat doch wahrscheinlich mit der erzeugten Marke
> alea die Idee verfolgt, risikobelastete Spiele auf dem Markt
> zu werfen, die sich auch mal als Supererfolg entpuppen können.
So wie ich das verstanden hatte damals mit Ra, Tadsch Mahal und Co. sollte alea die Marke im Hause Ravensburger sein, die Spiele macht, die über dem sonst bekannten Niveau (spielerischer Anspruch) der Ravensburger-Spiele liegen.
Nichtsdestotrotz kann eine Firma, kann ein wirtschaftliches Unternehmen nicht damit rechnen, dass Spiele keinen Gewinn einfahren müssen. Dieses gilt für die Puzzles wie für die Memorys wie für die alea-Spiele bei Ravensburger.
> Mit Puerto Rico wird dann auch reichlich Ruhm
> (=Gewinn?)eingefahren. Aber wird dieser Erfolg damit gleich
> wieder zum belasteten Fluch?
> Statt nach einem ähnlich ruhmreichen Spiel zu suchen, wird
> eher nach den Auflagefähigekeiten der zu entwickelden Spiele
> geschielt. Das (bereits hohe) Niveau wird niedrig gehalten,
> um das Ziel Auflage zu erreichen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Stefan nicht versuchen würde, ein Spiel vom Kaliber "Puerto Rico" nicht durchzusetzen in der Programmplanung von alea. Doch wenn nichts da ist bzw. nichts da ist, das das Potential zeigt, einen gewissen Erfolg zu zeigen, macht es keinen Sinn, trotzdem mit Gewalt eines zu machen.
> Verrät und verschleißt Ravensburger damit nicht die
> (vermutliche) Idee der Marke alea? Und läßt Ravensburger sich
> nicht die Butter vom Brot nehmen, wenn der Markt der
> "anspruchsvollen" Spiele mit den Kleinverlagen geteilt oder
> überlassen wird?
Der Markt der anspruchsvollen Spiele wird in diesem Forum in meinen Augen gnadenlos überschätzt. Klar, es gibt eine nicht ganz kleine Gruppe von Spielern, die sich solchen Spielen annehmen würden, doch ist diese in einem dennoch überschaubaren Ausmaß. Dazu kommt, dass diese Gruppe auch nicht alles kaufen wird.
Ich will mal eine Milchmädchenrechnung aufstellen:
Im Topf:
* 10.000 Spieler, die sich solchen Spiele annehmen würden
* 10 anspruchsvolle Spiele, die in einem Jahrgang kommen
Jeder der Spieler kauft sich im Schnitt 3 neue Spiele ... das macht 30.000 Spiele - verteilt auf die 10 Stück, die im Topf sind, wären das 3.000 Spiele pro Spiel. Mit einer solchen Auflage schafft jeder einzelne der größeren Verlage gerade so den "Break-Even", sprich die Kosten für die Auflage sind gerade so rausgeholt. Damit hat sich für keinen die lange (!) Entwicklung dieses Spiels wirklich gelohnt.
(MILCHMÄDCHEN!)
Im nächsten Jahr sind die nächsten 10 anspruchsvollen Spiele, die die ersten 10 von diesem Jahr wieder vergessen machen.
> Ich habe keine Vorstellung, ob für Ravensburger bei dem
> anstehenden Projekt etwas anderes als Ruhm übrig bleibt? Aber
> wenn Microsoft Nutzen aus Puerto Rico ziehen möchte, ist
> eigentlich schon fast davon auszugehen. :)
Hier stelle ich mal in den Raum (ohne zu wissen, was die Herstellung eines Computerspiels wirklich kostet), dass die reinen Produktionskosten des Produktes (ohne vorherige Entwicklung, Grafik und dem Kram - also alles das, was für die 2., 3. usw. Auflage ansteht) bei vielleicht 10% von denen des Brettspiels liegen (und ich glaube, damit liege ich sogar viel zu hoch). Und ich glaube fast, dass das Volumen des Produktes niedrigere Logistik-Kosten mit sich bringen.
> Wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen im Bereich
> "anspruchsvoller" Spiele leisten können sollte, dann ist das
> eigentlich Ravensburger mit der Marke alea.
Meine Meinung: wenn sich ein Verlag risikohafte Unternehmungen nicht leisten kann, dann ist es Ravensburger, weil hier viel mehr Prestige verloren gehen kann, wenn sich herumspricht: "Hier ist ein Spiel, das ist so anspruchsvoll, das versteh ich nicht. Da ist das blaue Dreieck drauf. Ich glaube, da schauen wir lieber, dass wir in Zukunft die Spiele mit dem Amigo-Zeichen oder dem Reiter auf der Sau nehmen ... die scheinen leichter zu verstehen zu sein für uns."
> Ob sie sich trauen, steht auf einem anderen Blatt. :)
Ich bin mir sicher, dass fast alles, was dieser Verlag macht, gena überlegt ist - aus verschiedenen Blickwinkeln heraus. Dafür sind sie lange genug im Geschäft. ;-)
Spielerische Grüße,
Christian
Redaktion HUCH & friends