Beitragvon Adomnan » 21. November 2008, 23:45
Sagen wir es so: Die Qualität der Spielkarte hängt zunächst von der "Kartonsorte" ab. Wenn man sich da für billigeren Quartettkartenkarton entscheidet statt für Spielkartenkarton, verliert man sehr stark an Haltbarkeit. Erkennen, welcher Karton verwendet wurde, kann man dabei meist auch als Laie, indem man die Karte gegen eine Lampe hält. SpiKa hat eine Zwischenschicht, durch die kein Licht kommt, bei QuaKa kann man oft durchsehen. Die Namen dieser Sorten sind übrigens historisch - die eine wurde für Quartette benutzt, die nicht viel auszuhalten hatten, die anderen z.B. für Turnierskatspiele, die hoher Belastung standhalten mussten.
Dazu kommt die Grammatur der Karte. Die reicht im Normalfall und bei beiden Sorten von 250g/qm bis zu 450g/qm mit diversen Zwischenschritten. Schwerer bedeutet hier natürlich haltbarer und, wie Frank Jaeger es zurecht festgestellt hat, teurer. Aber, um zum Eingangsposting zurück zu kommen: Die DICKE der Karte ist kein Indikator für die Grammatur. Ich kenne 250g Karton, der zwar ein größeres Volumen hat, als 305g SpiKa, aber nach 10 Spielen oft schon auseinander fällt. Der ist allerdings so schlecht, dass er nicht einmal als QuaKa bezeichnet wird ...
Grundsätzlich gilt: Der Verlag entscheidet, wie wichtig ihm eine hohe Haltbarkeit ist und wieviel er dafür bereit ist zu zahlen. Schließlich bezahlt der Verlag ja die Rechnung. Die Lieferanten, hier vor allem die Drucker, können und sollen da zwar beratend helfen, mehr aber auch nicht. Dabei spielt natürlich eine Rolle, wie oft das einzelne Spiel erwartungsgemäß gespielt werden wird. Ein schnelles Kartenspiel kommt sicher öfter auf den Tisch als ein 8-Stunden-Strategiespiel und entsprechend müssen die Karten auch haltbarer sein.
Natürlich ist die Haltbarkeit nicht die ganze Qualität einer Karte und hier kommt die Leinenprägung erst ins Spiel. Tendenziell verschlechtert sie zwar die Haltbarkeit der Karte etwas (ja, da bin ich sicher), aber dafür wirkt diese edler, was auch nicht unwichtig ist. Bei einem wirklich guten Spielkartenkarton von 330g/qm (z.B. die Grammatur der Markenskat/dokospiele) oder höher sollte eine Karte aber mit oder ohne Leinenprägung mehrere hundert Spiele aushalten. Mein Hinweis zu "Leinenqualität" bezog sich auch nur darauf, dass vorher gesagt wurde, dies wäre eine Art Überzug und würde die Haltbarkeit erhöhen.
Übrigens habe ich auch schon einmal erlebt, dass dem "dicken" 250g Karton eine Leinenprägung verpasst wurde. Der hält dann vielleicht nur noch 8 Spiele statt der oben geschätzten 10, aber wenn das jemand trotz Vorwarnung unbedingt möchte, wird die Druckerei den Auftrag auch nicht ablehnen.
Letzte Anmerkung zu China: Es gibt durchaus hochwertige Spielkartenproduktionen aus China. Auch im Druck und in der Weiterverarbeitung. Aber auf diesem Level ist China eben nicht günstiger als die Europäer und auch nicht zuverlässiger als die weniger zuverlässigen Europäer. Also wäre es derzeit Unsinn, für den europäischen Markt bestimmte Spielkarten in China produzieren zu lassen.
LG
Adomnan