Beitragvon Thygra » 17. August 2010, 08:05
>>>Das kann ich nicht bestätigen. Aus langjähriger Einzelhandelstätigkeit ist mir kein Fall bekannt, bei dem Verlage Nachteile durch den Preisverfall hatten. Dieser geht fast ausschließlich zu Lasten des Einzelhandels. Die Listenpreise bleiben indes stets die gleichen.
Das sehe ich anders. Ich war 16 Jahre im Einzelhandel und arbeite nun seit knapp 3 Jahren für Verlage. Der Kostendruck für die Verlage ist enorm hoch. Die Konkurrenz wird immer größer und zugleich sind die Produktionskosten gestiegen. Eigentlich müssten viele Spiele einen höheren Verkaufspreis haben. Der "Normalverbraucher" ist aber kaum bereit, die Preise zu bezahlen, die eigentlich nötig wären. Also können die Verlage keine höheren Preise am Markt durchsetzen.
Das führt durchaus dazu, dass Verlage teilweise mit kleineren Gewinnmargen kalkulieren müssen. Die einzige Möglichkeit, das zu kompensieren, sind Kooperationen mit Verlagen im Ausland, um so größere Auflagen produzieren und die Herstellungskosten senken zu können. Das schaffen aber meist nur die größeren Verlage, die kleinen und mittleren können da nicht immer mithalten. Und selbst die größeren Verlage finden nicht für jedes Spiel Partner im Ausland, sondern nur für ein paar.
Es ist richtig, dass teilweise auch der Einzelhandel Abstriche an der Gewinnspanne macht. Wenn ein Spiel 35 Euro kosten muss, der Kunde aber nicht mehr als 30 Euro zu zahlen bereit ist, ist das oft der einzig gangbare Weg. Aber es ist nicht richtig, dass die Verlage nicht betroffen sind. Auch die müssen Abstriche machen. Und deshalb erwarte ich durchaus, dass die Verlagslandschaft sich in den nächsten Jahren verändern wird. Die "Übernahme" von Zoch durch Simba bleibt da vielleicht kein Einzelfall.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)