Beitragvon Günter Cornett » 22. April 2007, 20:27
Ferdi schrieb:
>
> Hallo Ralf,
>
> ich glaube, du hast mich etwas mißverstanden.
>
> Ich finde tatsächlich, daß Piraten ein tolles, sprich
> interessantes Spielthema sind - unter "romantischen" und
> sicher nicht geschichtstreuen Gesichtspunkten.
Thementreue ist sicherlich nicht immer vekehrt.
Gerade weil es ein interesantes Thema ist, bietet es durchaus Chancen, etwas über die zeit der Piraten mitzuteilen (wenngleich das natürlich immer mit dem Risiko zusammenhängt, das Spielerische zu zerstören).
> Ich wollte nicht das Thema anprangern, was man sicher tun
> könnte, unter den von dir genannten Gesichtspunkten.
>
> Da kann man sicher stundenlang und sehr kontrovers drüber
> diskutieren - Matthias und Günter drücken in etwa aus, was
> ich darüber denke.
Eigentlich habe ich nicht viel dazu gesagt, nur, dass Abenteuer Spass machen und dass, wollte man dieses Thema verbieten, man ne ganze Menge mehr Themen verbieten müsste. Es bliebe kaum noch ein 'saubereres Thema' übrig. Und es wäre sicherlich auch nicht sinnvoll zu fordern, dass Spiele immer realitätsfremd sein müssen oder sich nur mit dem Guten in der Welt beschäftigen dürfen.
Aber vielleicht geht das alles ein wenig an dem vorbei, was Ralf sagen wollte.
Seine Frage finde ich allerdings durchaus interessant:
RA: Das ist ja eigentlich ziemlich merkwürdig. Im Grunde
RA: ist es ja ein völlig widerliches Thema, mit Verbrechern
RA: als Hauptpersonen und Raub und Mord als zentrale
RA: Beschäftigung."
Würde man als Thema wählen, raubend und plündernd durch eine Stadt zu ziehen, würde es sicherlich mehr Abscheu bewirken, auch wenn man es in historische Zeit versetzte. Den 30jährigen Krieg nachgespielt, Bauernhäuser abbrennen, Schwedentrunk, ... - nicht um Gebiet zu erobern (was ja generell als legitim gilt. Warum eigentlich?), sondern aus purer Rauflust.
Ich denke daran sind Heldengeschichte und Filme nicht ganz unschuldig. Auch dass die Piraten sich ursprünglich gegen ein sklavenartiges Schicksal auflehnten. Und fast jeder Pirat hatte ja auch irgendeine Legitimation, für Frankreich, für England, für die Freiheit, für den eigenen Geldbeutel ... :)
RA: Irgendwie gelingt es selbst Leuten, die die Farbe
RA: der Puerto-Rico-Pöppel problematisieren, bei Piraten
RA: ganz sonnig den historischen Hintergrund zu ignorieren.
Ich glaube, das ist auch eine Frage der Aktualität. Rassismus + Kolonialismus ziehen sich bis in die Gegenwart. Da sind die Empfindlichkeiten größer (teils zu recht, teils übertrieben). Piraterie war gestern und ist in der Form heute nicht mehr (medien)präsent.
Die heutige Entsprechung von Piraterie ist allenfalls 'der Terrorismus', als 'das Böse', das 'uns alle' bedroht, und wird als Thema nicht einmal als erwachsenengerecht angesehen. Das Brettspiel 'War on Terror' durfte in Essen und auf einigen anderen Messen nicht präsentiert werden, sicherlich auch weil ein Selbstmordattentäter die Schachtel ziert. Am Bambusstand in Herne werde ich das Spiel mal denjenigen präsentieren, die bereit sind ihre Meinung in einem kleinen Kommentarbuch zu hinterlassen. Kaufen kann man das Spiel bei mir jedoch nicht. Ich finde es auch nicht wirklich gut, eher interessant als einen gut gemeinten Versuch, sich dieses Themas anzunehmen.
Gruß, Günter