Beitragvon Roland G. Hülsmann » 18. Februar 2008, 14:40
Daniel R. schrieb:
> D.h. die Kritiker verreissen zwar das Produkt, aber beim
> Volk kommts gut an oder die Leute sind neugierig.
Das beweist lediglich, dass die Kritiker einen anderen Geschmack haben als "das Volk". Natürlich halten elitäre Kritiker ihren Geschmack für "besser", als den des Volkes. Stellt sich nur die Frage, für wen sie ihre Kritiken schreiben. Aber daraus zu folgen, dass der Geschmack des Volkes minderwertige Dinge bevorzugt, halte ich für sehr, sehr fragwürdig. (Es ist immer fragwürdig, wenn sich einige Wenige für was besseres halten, aber das wäre jetzt fast ein anderes Thema ....)
> Bspw. Das Buch mit der Bohlen-Biografie. Marcel
> Reich-Ranicki dürfte es als Trivialliteratur oder gar als
> S... bezeichnet haben, aber das tat den Verkäufen kein
> Abbruch. Nur darf man nicht aufgrund der Verkaufszahlen
> darauf schliessen, ob ein Produkt nun gut ist oder
> schlecht, denn es hängt auch davon ab, wer es nun kauft.
... also eben von der Zielgruppe. Da Reich-Ranicki mit der Bohlen-Biografie vermutlich genau so wenig anfangen kann, wie ich, gehören wir offensichtlich nicht zur Zielgruppe. Aber das gibt weder mir noch Marcel R-R. das Recht sich über diejenigen zu heben, die genau auf dieses Buch gewartet haben und für die es ein gutes Buch ist.
> Dennoch traue ich eher einem intellektuellen Literaten
> zu ein Buch objektiv zu beurteilen, als dem
> Otto-Normalverbraucher.
Literatur ist, genau wie Spiele und Musik, Geschmacksache.
Ich bezweifle, dass es da wirklich objektive Beurteilungen gibt, auch dann nicht, wenn sich vier alternde Literaten mit beissenden Worten selbst beweihräuchern ... oder was auch immer.
Wenn es um Geschmack geht, hilft Sachverstand nicht weiter. Ob einer den 08/15-Schrammelrock von Bohlen mehr mag, als das geniale Gitarrenspiel* eines Jimmy Hendrix, sagt nichts darüber aus, ob sein Musik-Geschmack nun "besser" oder "schlechter" ist, oder ob er ein "besserer" oder "schlechtere" Musikhörer sei. Und selbst unter den selbsternannten Kritikern wirst Du selten eine Einigkeit herstellen können, was denn nun gut oder schlecht ist. Das ist bei Spielen nicht anders, als bei Büchern oder Musik.
Ein Spiel soll Spaß bereiten und unterhalten. Ich glaube nicht, dass ich allzuviel Ahnung von irgendetwas haben muss, um zu beurteilen, ob es für mich dieses Ziel erfüllt!
Gruß
Roland
* Wertung natürlich subjektiv! ;)