Es war keine Sache auf den ersten Blick. Ein HiGucker wars schon, etwas distanziert, akademisch, aber spannend. Ohne zu zögern ausprobiert - aber es funkte nicht so recht. Wir verloren uns aus den Augen.
Dann, Jahre später, die schicksalshaften Postings in einschlägigen Internetseiten. Ich wurde wieder aufmerksam: War mir was entgangen? Hatte ich gar eine geheime Perle übersehen? Ich hatte inzwischen soviele andere, da konnte ich mich gar nicht mehr recht erinnern. Mal sehen: ich war älter, reifer, hatte mehr Erfahrung. Vielleicht klappts diesmal? Ich nahm sie mit auf diesen schicksalshaften Schiurlaub. Alle fünf. Den roten, den blauen, den grünen, den gelben und sogar den schwarzen. Sie standen keck am Tisch, jeden Abend nach dem Tiefschneewedeln, zwischen Rotwein und Weichkäse. Fuhren vor unseren geistigen Augen dummygleich von Wand zu Wand ohne zu zögern - wer bremst, verliert. Verwundert nahmen die anderen in unserem 10-er Appartment zur Kenntnis, dass eigentlich äußerlich normale Menschen krumm über den Tisch gebeugt dastanden, einen konzentriert-verzückten Gesichtsausdruck aufgelegt und das Auge mit stierem Blick auf die Seeligkeit verheischende Spielfläche geheftet. Es war wie eine neuzeitliche Interpretertion der Schachnovelle, vorgetragen von hoffnungsvollen Laiendarstellern. Warum sagen die da immer irgendwelche Zahlen, und warum entgleisen dabei jeweils allen anderen die Gesichtszüge? Spätestens als eine mitfiebernde weibliche Teilnehmerin dieser obskuren Seance laut "ich hab 6" ausrief, waren alle restlichen Anwesenden endgültig interessiert.
So war das, und wenn ich hätte sagen müssen, wen ich am liebsten mag, ich hätte es nicht können. Okay, der schwarze ist irgendwie anders, so eine Art Freigeist. Ob mit oder ohne ist Geschackssache, jedenfalls soltte man ihn immer dabei haben. Und der Tag, wo ich mit "36" nach Ablauf der Zeit unter Aufbietung aller fünfe unter verblüfften Blicken einen zielgenauen Marathonlauf hinlegte, der bleibt unvergessen.
Ja, vor sechs Jahren fing alles richtig an, doch unsere Beziehung hält. Selten heutzutage. Gerade zur Zeit erlebt wir einen Frühling. Wir waren gemeinsam am Gardasee, auf der Wiener Dachterasse, am Wohnzimmertisch bei Hotel Mama in Kärnten und bald wieder auf der Alm beim Spiele-Hüttenwochenende.
Ich hatte sie noch nie in Seilschaft am Großglockner dabei, auch fürs Klettern und zum Canyoning waren sie bisher immer zu feige. Aber sie warten immer treu auf mich bis ich wieder zurückkehre von meinen Ausritten - wir führen ein moderne, lockere Beziehung -, denn sie wissen, am Ende eines solchen Tages trinken wir wohl gemeinsam ein Bier, und während andere schon längst schlafen, entlocken sie uns ein leise fieberndes ..... "zwölf" ...... "neun" "Mist, doch zehn" ..... "acht" ...... (beim drittletzten Sandkorn ein triumphierendes) "FÜNF"!!!!
(was sich beim lidschweren Blick auf die richtige Uhr dann auch schon mal als richtig erwies)