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Antwort der FG Spiel an die SAZ

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
Thygra
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Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Thygra » 19. April 2013, 13:32

Bei den Newsmeldungen hat KMW auf die Antwort der Fachgruppe Spiel zur Petition hingewiesen. Dabei heißt es u. a., dass die Autoren hier zu Lieferanten degradiert werden.

Aus meiner Sicht ist das viel zu hart formuliert. Das Wort "Lieferanten" wird im Schreiben der Fachgruppe in Anführungszeichen genannt. Ich vermute, dass mit diesem Wort einfach nur der Begriff verwendet wurde, der im Kartellrecht Verwendung findet. Ich verstehe den Brief auf jeden Fall nicht so, dass Autoren hier zu Lieferanten degradiert werden, sondern hier wird lediglich eine vermutete Analogie zum Kartellrecht erläutert.

Insgesamt finde ich den Brief der Fachgruppe nicht so schlimm, wie die SAZ ihn auf ihrer Webseite darstellt. Weshalb werden nur die negativen Punkte aus dem Brief rausgezogen und darüber gelästert? Weshalb geht die SAZ nicht darauf ein, dass durchaus auch positive Ansätze zu erkennen sind? Die generelle Bereitschaft zur Zusammenarbeit wird doch explizit bejaht!

Für mich wirkt die Reaktion der SAZ erneut so, als ginge es hier nur um Stimmungsmache. Das finde ich sehr schade, weil es einem in der Sache berechtigten Anliegen die Seriösität und Glaubwürdigkeit nimmt. Weshalb dieser Konfrontationskurs?

Das ist meine rein persönliche Meinung. Ich vertrete hier keinen Verlag.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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KMW

Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon KMW » 19. April 2013, 13:39

Hallo Thygra,

vielleicht hast Du mit Deiner Interpretation recht. Für mich stellte sich die Formulierung mit den "Lieferanten" aber eher negativ dar.

KMW

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Christian Beiersdorf
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 14:07

Eine Gesprächsbereitschaft hat die SAZ auch immer signalisiert. Allerdings wurde uns die Tür vor der Nase zugeschlagen. Gespräche kann es doch nur auf Augenhöhe geben und unter prinzipieller Anerkennung des Urheberechts für Spiele - aber bitte nicht am Lieferanteneingang.

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ravn

Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon ravn » 19. April 2013, 14:07

Hallo,

mal nachgefragt: Auf Welche Seite steht eigentlich die spielbox bei dieser Auseinandersetzung zwischen FG Spiel und SAZ? Wäre interessant zu wissen, um als Leser und Spieler die hier verbreiteten und (in den News) interpretierten Informationen richtig einordnen zu können?

Ist die spielbox in der SAZ engagiert oder damit personell verbunden?

Weil bisher kommt mir persönlich die Berichterstattung dazu arg einseitig "pro SAZ" vor. Als Spieler möchte ich mich da nicht vor diesen Karren als Meinungsmultiplikator spannen lassen, um SAZ-Interessen durchsetzen zu können, die ich als Spieler in ihrer Tragweite überhaupt nicht einschätzen kann.

Cu / Ralf

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KMW

Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon KMW » 19. April 2013, 14:22

Hallo Ralf,

ich kann zwar nicht für die ganze spielbox sprechen. Aber da ich hier auf der Website in Eigenregie und ohne "Weisung von oben" agieren darf, kannst Du das quasi als offizielles Statement nehmen.

Ich selbst bin Gründungsmitglied der SAZ, bin dann aber nach nur wenigen Jahren Mitgliedschaft ausgetreten. Nicht weil es Streit gegeben hätte, sondern weil ich für mich persönlich keinen Nutzen mehr in einer Mitgliedschaft gesehen habe. Meine Aktivitäten als Spieleautor endeten irgendwann in der ersten Hälfte der 90er Jahre.

Ich bin durchaus einigen Mitgliedern der SAZ freundschaftlich verbunden, dasselbe gilt aber auch für einige Spieleverlagsangehörige. Von daher betrachte ich mich als neutral.

Viele Grüße,
KMW

PS: Weitere Fragen kann ich erst am späteren Nachmittag beantworten.

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Duchamp

Ja, aber

Beitragvon Duchamp » 19. April 2013, 14:42

Hallo!

Da gebe ich dir zunächst einmal Recht. Immer wieder wird bei Artikeln zum Kartellrecht zwischen Wettbewebern, Lieferanten, Abnehmern und Kunden unterschieden,einfach um deren Position in der, nennen wir es mal "Wertschöpfungskette" zu kennzeichnen.

http://www.wettbewerbszentrale.de/de/branchen/kartellrecht/ueberblick/

http://www.frankfurt-main.ihk.de/recht/themen/wettbewerbsrecht/kartellrecht/

Ich lese die Anführungszeichen ebenso wie du, finde es aber vor allem überaus positiv, dass die SAZ den Schriftverkehr, Meinungen, Stellungnahmen, etc. allgemein zugänglich macht.

Ich glabe enfach, die Gemüter sind momentan etwas erhitzt, was schade ist, aber auch an sehr zähen (Nicht-)Gesprächen zwischen FGS und SAZ liegt.

Es wäre nur von der FGS interessant zu erfahren, wie denn ihre Zusammenarbeit in Zukunft aussehen soll, und was die SAZ in ihren Augen eigentlich darstellt. Wenn der Urheberstatus rechtlich in ihren Augen so ungesichert erscheint, dann mag die SAZ eben in ihren Agen ein Spiele-Erfinder-Verband sein, dessen Mitglieder coole Dinge erfindet und den Weiterverwertern als Produkte verkauft, bzw. gemeinsam zur Marktreife entwickelt. Soll mir recht sein - Kunst oder nicht, darüber streite ich mich nicht (nenne ich mich hier Rubens oder Duchamp?).

Aber warum dann nicht mit einem Verband der Spiele-Erfinder Standards erarbeiten, die für Verträge gelten sollten, ob die Vertragspartner SAZ-Mitglieder sind oder nicht? Wäre dch vernünftig, oder?

Mal so ganz offen gefragt und quer gedacht - als Mitglied der SAZ.

Daniel

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Christian Beiersdorf
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Re: Ja, aber

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 14:49

Und wenn es denn mit dem Kartellrecht stimmen würde, müsste man dann nicht die kollektive Ablehnung der Mitgliedsverlage der Fachgruppe Spiel eimal kartellrechtlich untersuchen lassen?

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peer

Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon peer » 19. April 2013, 14:52

Hi,
Christian Beiersdorf schrieb:
>
> Eine Gesprächsbereitschaft hat die SAZ auch immer
> signalisiert. Allerdings wurde uns die Tür vor der Nase
> zugeschlagen. Gespräche kann es doch nur auf Augenhöhe geben
> und unter prinzipieller Anerkennung des Urheberechts für
> Spiele - aber bitte nicht am Lieferanteneingang.

Mmh, also die Fachgruppe Spiel sieht schon an dass " Spielewerke Urheberrechtsschutz genießen können". Nur halt nicht generell - was ja stimmt, denn bei sehr einfachen Ideen ist es tatsächlich fraglich, ob die Schöpfungshöhe ausreicht. Unstimmigkeiten sind allemal ob die Mehrheit der Spiele die nötige Schöpfungshöhe haben oder nicht. Insofern halte ich eine "prinzipielle Anerkennung des Urheberrechts" für fragwürdig (wenn damit - wie ich vermute - gemeint ist, dass Spiele unabhängig von der Schöpfungshöhe geschützt sind).
Und das sage ich als Autor, der immer klar auf Seite des Urheberrechts stand (und steht).

ciao
peer

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Detlef W.
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Detlef W. » 19. April 2013, 15:01

Liebe Spielegemeinde,
lieber Herr Beiersdorf,
lieber KMW,

eigentlich wollte ich mich nicht mehr zu diesem Thema äußern, aber es juckt in den Fingern. Ich empfinde den Brief auch nicht als besonders schlimm (vor 25 Jahren war ich da noch deutlich temperamentvoller, wie auch KMW vielleicht noch weiß - es ist heute, glaube ich, an der Zeit, rückblickend einmal um Entschuldigung zu bitten für meinen damaligen Brief, was ich hiermit, lieber KMW, tue), sondern als Versuch, die Hand zu reichen. Der Begriff des Lieferanten ist nicht besonders glücklich, ist aber in „" gesetzt, weil man seitens des Absenders offenbar selbst nicht genau weiß, wie man diese Leute, die Spiele entwickeln, eigentlich nennen soll.

Drei Dinge möchte ich ansprechen:

1. Vielleicht kann man sich zunächst einmal auf beiden Seiten einigen, dass man die Leute, die Spiele entwickeln, nicht als Lieferanten bezeichnet, sondern als Spieleerfinder oder Spieleentwickler, wenn man schon den Begriff Spieleautor unbedingt vermeiden möchte.

2. Ich glaube nicht, dass man die Fachgruppe dafür verantwortlich machen kann, dass die aktuelle Gesetzeslage ist wie sie ist, und wie die Gerichte entsprechend entscheiden. Und nach meiner nicht gerade besonders großen Kenntnis der Rechtsprechung in konkreten Spiele-Angelegenheiten vermute ich, dass die Fachgruppe Recht hat, wenn sie schreibt, dass es derzeit kein Gerichtsurteil gibt, was Spielen generell Urheberrechtsfähigkeit attestiert. Ich glaube daher auch nicht, dass man der Fachgruppe einen Vorwurf dafür machen kann, dass sie sich an die aktuelle gesetzliche Situation hält, eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

3. Ich glaube, dass es unglaublich schwierig es ist, abzugrenzen, wann eine Leistung vorliegt, die den Schutz des Urheberrechtes verdient. Ich will einmal ein paar Beispiele anführen:
Nicht jedes Spiel ist leider so hervorragend wie z.B. die Siedler von Catan, ein Spiel, dass meines Erachtens in den Bereich des Urheberrechtsschutzes einzuordnen wäre, wenn man überhaupt Spielen Urheberrechtsschutz zukommen lassen will. Aber wie ist es mit Spukschloss von MB, mit Max Mümmelmann von Ravensburger, mit Nanu wo liegt der Schuh von Ravensburger, mit Mausen von Abacus, mit Risiko von Parker usw. Ist man hier wirklich der Ansicht, dass die geistige Leistung zur Entwicklung dieser Spiele so hoch war, dass sie gesetzlichen Urheberrechtsschutz verdient (mit Ausnahme natürlich von Mausen – Achtung, Ironie!)? Ich mag alle diese Spiele sehr, aber Urheberrechtsschutz?

Was ist mit der Erfindung des Puzzle? Ist das ein Spiel oder ein Spielzeug? Gäbe es das nicht, und ich würde einem Verlag ein kleingeschnittenes Foto von mir zusenden, mit der Aufforderung, es zusammenzusetzen und der Behauptung, ich sei der Autor dieses „Spiels“, wäre ich dann wirklich Urheber im Gesetzessinne, wenn der Verlag mir diese Kinderei nicht sofort zurückschickte und tatsächlich in sein Programm aufnähme? .

Also wo ist das Problem? Schickt freundliche Briefe an den Gesetzgeber, er möge das Urheberrechtsgesetz ändern und ausdrücklich auch Spiele darin aufnehmen. Kollege Dr. Risthaus und alle anderen Anwälte „freuen“ sich sicher schon jetzt auf die zahlreichen Klageverfahren zwischen Kramer, Knizia, Teuber, Ravensburger, Kosmos, Abacus usw. Ob das die bislang m.E. prima funktionierende Spielewelt bereichern wird? Ich weiß es nicht.

Schönes WE, Detlef W.(fühle mich insgeheim immer noch als Autor, und bin daher im Herzen voll auf Eurer Seite, auch auf Ihrer, Herr Beiersdorf, aber mit dem Verstand nicht so ganz!)

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Zottelmonster
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Zottelmonster » 19. April 2013, 15:10

Also ich sehe da nicht so viel Positives in der Antwort.

Was bringt denn der SAZ eine generelle Bereitschaft zur Zusammenarbeit, wenn ein grundlegende Anliegen einer Partei (die Stärkung des Urheberrechtsschutzes für Spiele siehe http://www.spieleautorenzunft.de/unsere-ziele.html) nicht wirklich anerkannt wird.

Natürlich wird in der Mail ein bisschen zurück gerudert. Aber es bleibt eine für die SAZ provokante Position der FGS:

"Im Einzelfall [muss] die Rechtssprechung die erforderliche Schöpfungshöhe [bestätigen]."

und

"Lasst uns überall weiterhin konstruktiv und fruchtbar
zusammenarbeiten, soweit diese Zusammenarbeit eindeutig rechtlich zulässig ist."

Als Vertretung einer Gruppe, die sich auf die Fahnen schreibt das Kulturgut Spiel in der Gesellschaft zu stärken, würde ich mich da nicht ganz ernst genommen fühlen. Außerdem stellt es eben auch den selbstgestellten Zweck des Verein in Frage.

Aber als Verlag würd eich mich vielleicht auch auf die unsichere Rechtssituation zurück ziehen. Im Sinne der SAZ müsste diese Situation eben eindeutig geklärt werden.

Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Zottelmonster
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Christian Beiersdorf
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 15:33

Lieber Herr Wendt,

ich achte ja durchaus Ihre Meinung, aber sagten Sie nicht selbst an anderer Stelle, dass Sie kein Urheberechtsexperte sind? Ich würde Ihnen zunächst die Lektüre unserer juristischen Stellungnahme http://www.spieleautorenzunft.de/tl_files/files/saz-zeichen.de/SAZ-Zeichen%20Nr%205%20-%20Spiele%20und%20Urheberrechtsschutz.pdf empfehlen, in der zwei ausgewiesene Experten auch entsprechende Urteile zitieren. Ich kann Ihnen auch gern von dem absoluten Unverständnis zur Haltung der Verlage bei der Initiative Urheberrecht erzählen, in der fast alle anerkannten Urheberverbände zusammengeschlossen sind.

Dass die Sache so hochkocht, liegt ja nicht an uns. Uns geht es nicht um "Effekthascherei", wie Tygra es beschreib, sondern um etwas Fundamentales. Wenn uns nach vorheriger Aufforderung, Vorschläge auf den Tisch zu legen, gesagt wird, es gäbe keine Basis für ersnthafte Gespräche, wundern wir uns zunächst über den Stil und müssen eben auf andere Weise reagieren.

Es geht ja vor allem um den Inhalt der Begründung, mit der das bisherige und aktuelle Handeln der Verlage ad absurdum geführt wird. Die Weigerung, uns als Urheber anzuerkennen, ist in der Tat fundamental und erschüttert das grundsätzliche Vertrauensverhältnis zwischen den Autoren und den Verlagen. Dies haben wir auch den Verlagen geschrieben und Sie gebeten, sich zu positionieren.

Uns liegt auch in Zukunft an einem vertrauensvollen Verhältnis zu den Verlagen und der Fachgruppe Spiel. Wir vermuten allerdings, dass einer der Gründe, nicht mit uns verhandeln zu wollen darin liegt, dass die FG gar kein Mandat ihrer Mitglieder dazu hat. Auch gut - aber dann bitte keine Spiegelfechterei, sondern Einzelgespräche mit den Verlagen.

Ich fürchte, dass den Verlagen gar nicht bewusst ist, welches Fass sie hier aufgemacht haben. Die SAZ wird nicht locker lassen. Und sie werden sich in Zukunft von den Autoren fragen lassen müssen, ob sie diese als Urheber anerkennen.

Thygra
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Thygra » 19. April 2013, 15:54

Christian Beiersdorf schrieb:
> Die Weigerung, uns als Urheber anzuerkennen,
> ist in der Tat fundamental und erschüttert das grundsätzliche
> Vertrauensverhältnis zwischen den Autoren und den Verlagen.
> Dies haben wir auch den Verlagen geschrieben und Sie gebeten,
> sich zu positionieren.

Ihr habt doch selbst geschrieben, dass die Zusammenarbeit zwischen Autoren und Verlagen im Alltag allgemein gut funktioniert. Solange sich also an dieser Zusammenarbeit nichts ändert, verstehe ich dieses ganze Tamtam nicht. Warum muss sich ein Verlag positionieren?

Was ist überhaupt das urspüngliche Ziel? Dass die SAZ und die Fachgruppe einen gemeinsamen Mustervertrag erarbeiten? Oder worum ging es ursächlich?

Ein solcher Mustervertrag wird immer nur ein Mustervertrag sein. Kein Verlag kann dazu gezwungen werden, sich daran zu halten. Und aus meiner persönlichen Sicht heraus kann ein Mustervertrag auch keine Zahlen enthalten, weil ich sonst tatsächlich auch die Gefahr eines kartellrechtlichen Verstoßes sehe: Wären solche Zahlen Preisabsprachen?

Was ist so wichtig daran, dass die Fachgruppe Spiel das Urheberrecht anerkennt? Solange die einzelnen Verlage weiterhin Verträge mit Autoren schließen, in denen explizit das Wort "Urheberrecht" auftaucht, verstehe ich überhaupt nicht, worum es hier eigentlich geht. Oder gibt es hier schon konkrete Fälle von Verlagen, die dies in ihren Verträge nicht mehr hineinschreiben?
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Golbin
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Golbin » 19. April 2013, 15:55

Christian Beiersdorf schrieb:
>
> Gespräche kann es doch nur auf Augenhöhe geben
> und unter prinzipieller Anerkennung des Urheberechts für
> Spiele - aber bitte nicht am Lieferanteneingang.

Merkwürdig, merkwürdig. Im Thread unten wurde mir noch bestätigt, dass es Juristen obliegt wie das Urheberrecht auszulegen sei.

Hier nun wird verlangt, dass die FG Spiel das Urheberrecht von Spieleautoren anerkennt. Meiner Meinung nach geht das dann gar nicht bzw. wäre wertlos. Und dann wird diese Anerkennung als Vorbedingung für Gespräche auf Augenhöhe gefordert. Eine Forderung vorab für Gespräche auf Augenhöhe? Für mihc seltsam.

Je mehr ich hier lese, je mehr habe ich den Gedanken, dass es nicht um die uneigennützige Forderung der Urheberschaft geht, sondern darum, dass die SAZ den Platz als alleinige Vertretung der Spieleautoren für sich besanspruchen und absichern möchte.

Wolfgang
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, denen die Welt gehört. Den Liebenden und den Spielenden.

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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 16:37

Wie würdest Du denn reagieren, wenn ein Verlag mit Dir einen Vertrag zu einem Spiel abschließt und gleichzeitig über die FG erklärt, dass er ein grundsätzliches Urheberrecht an Spielen bestreitet und auf eine Rechtsprechung im Einzelfall verweist? Eine solche Regelung sieht das UrhG schlichtweg nicht vor.

Wenn ein Verlag ein Spiel annimmt, das seiner Meinung nach (und nur auf die kommt es zunächst an), nicht die erforderliche Schöpfungshöhe hat, ist das seine Sache. Hier aber auf die Justiz zu verweisen ist ein Armutszeugnis für die Verlage und ihre Redaktionen. Abgesehen davon dass es noch den juristischen Begriff der "kleinen Münze" gibt, der auch Werken mit geringer Schöpfungshöhe das Urheberrecht zubilligt, dürfte es wohl bei der Mehrzahl der veröffentlichten Spiele unstrittig sein, dass das eingereichte Werk (Spiel) zumindest als Schriftwerk den Anforderungen des Urheberrechts und der darin geforderten Schöpfungshöhe genügt.

Und ja, es gibt in der Tat sowohl in Verträgen als auch in der Praxis einzelner Verlage Versuche, das Urheberrecht infrage zu stellen, auzuhebeln oder schlichtweg mit eingereichten Werken, Konzepten etc. umzugehen, als gäbe es kein Urheberrecht.

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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 16:40

Falsch interpretiert Goblin. Die AUSLEGUNG des Urheberrechts obliegt Juristen. Die ANERKENNUNG des Urheberrechts obliegt sehr wohl allen, die damit umgehen - also auch den Verlagen!

Thygra
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Thygra » 19. April 2013, 17:06

Christian Beiersdorf schrieb:
> Wie würdest Du denn reagieren, wenn ein Verlag mit Dir einen
> Vertrag zu einem Spiel abschließt und gleichzeitig über die
> FG erklärt, dass er ein grundsätzliches Urheberrecht an
> Spielen bestreitet und auf eine Rechtsprechung im Einzelfall
> verweist?

Ist das so? Offenbar gehst du davon aus, dass jeder einzelne Verlag, der Mitglied der FG ist, das Urheberrecht grundsätzlich in Frage stellt. Ich bin mir dagegen nicht sicher, ob die FG hier für jeden angeschlossenen Verlag spricht oder ob sie nur das sagt, was der kleinste gemeinsame Nenner der angeschlossenen Verlage ist.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 17:11

Was die Unterschriftenaktion etc. angeht, spricht die SAZ ausdrücklich nur die FG und die dort organisierten Verlage an. Was diverse Probleme angeht, sind sowohl FG-Miglieder als auch andere betroffen.

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Detlef W.
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Detlef W. » 19. April 2013, 17:22

Lieber Herr Beiersdorf,

schön, von Ihnen zu hören.

Aber mangelnde Kenntnis vom Urheberrecht stört Sie doch bei den übrigen Forumsteilnehmern auch nicht, oder etwa nur bei denen, die eine andere Ansicht vertreten? Kann ich mir bei Ihnen nicht vorstellen!

Mit freundlichem Lächeln, Detlef Wendt

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Christian Beiersdorf
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 17:29

Peer: bei "prinzipieller" oder "grundsätzlicher" Anerkennung des Urheberrechts geht es nicht darum, die Schöpfungshöhe auszuklammern. Aber dies bedarf zunächst einer verlegerischen Bewertung und keiner juristischen - die ist allenfalls im Streitfall gefragt.

Bei Büchern käme kein Mensch oder keine Verlag auf die Idee, den Urheberstatus der Autoren infrage zu stellen.

Ich vergleiche gern Spieleautoren mit Sachbuchautoren, weil hier der Verlagsanteil z.B. durch das Lektorat bzw. die Redaktion ähnlich gelagert ist. Entscheidend ist letzlich der Kern des Werks - auch wenn die Ausformulierung später im konkreten Wortlaut anders aussehen kann. Und die vielzitierten Illustratoren, die natürlich auch ihren oft nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg eines Spiels haben, erwerben ja auch Urheberrechte an ihrem Werk. Die sind allerdings komischerweise unbestritten.

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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 17:37

Natürlich nicht Herr Wendt, ich war allerdings etwas irritiert. Ich versuche nur - so gut ich es als juristischer Laie (wenn auch mit über 25 Jahren Praxiserfahrung mit der Problematik und Gestaltung von Verlagsverträgen) kann - einigen irrigen Ansichten entgegenzutreten. Und dabei verlasse ich mich natürlich auch auf ausgewiesene Experten wie z.B. den Justiziar der SAZ, der eine ganze Reihe von Urheberrechtsverbänden als solcher vertritt.

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peer

Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon peer » 19. April 2013, 17:45

Hi,
bei Büchern hätte ich auch Schwierigkeiten irgendwie etwas zu benennen dem die Schöpfungdhöhe fehlen würde - vielleicht mit Ausnahme des Telefonbuches. Das hat aber keinen Autor. :-) Oh doch, es gab einmal eine Sammlung von den Ferengi-Regeln, die einfach direkt aus der Serie zitiert wurden (ohne weitere Illustrationen oder so). Aber das ist sicherlich ein Ausnahmefall ;-)

Bei Spielen gibt es durchaus schon Simpelspiele, denen die Schöpfungshöhe m.E. fehlt - z.B, vielen Roll& Move-Spielen. Und IIRC wurde "Tempo kleine Schnecke" damals auch den Urheberschutz abgesprochen, weil es keinerlei Entscheidungsmöglichkeiten gibt. Ähnliches dürfte für einfache Bearbeitungen von klasssichen Spielen gelten. Der Grauzonenbereich ist imho größer als bei Büchern.

Ich lese aus der Email auch keine grundsätzliche Ablehnung von Urheberrechts heraus, nur dass es Einzelfallentscheidungen sind. Die Bekenntnis zum Urheberrecht hätte imho durchaus etwas deutlicher ausfallen können -das bedaure ich - ich lese es aber die Email insgesamt nicht so negativ wie du. Definitv jedoch keine grundsätzliche Ablehnung, wie es durchaus z.T. dargestellt wurde.

Kritischer finde ich die Angst vor dem Kartellrecht, dass finde ich tatsächlich etwas albern (siehe Duchamps Post über Drehbuchverbände u.ä.). Das ist aber eine ganz andere Baustelle.

ciao
peer

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Detlef W.
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Detlef W. » 19. April 2013, 17:47

Vollkommen in Ordnung. Nur: meine Ansicht ist vermutlich nicht irrig. Leider. Sie entspricht, soweit ich es überblicken kann, der bislang herrschenden Meinung in der Rechtsprechung. Auch der Justitiar der SAZ, der auf seinem Gebiet sicher ein Experte ist, hat es ja offenbar auch noch nicht geschafft, alle übrigen vom Gegenteil zu überzeugen. Also kann die Meinung der Skeptiker doch nicht völlig daneben sein, oder?
Und: Ich habe immer noch keine vernünftige Begründung gelesen, warum Spiele insgesamt Urheberrechtschutz genießen müssen. Ich warte....................gerne.

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Folmion
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Folmion » 19. April 2013, 18:17

Ich finde nicht, dass man Brettspiele in der Hinsicht so einfach mit Büchern vergleichen kann. Bei Büchern kann es nicht vorkommen, dass jemand versehentlich ein Buch schreibt, welches schon veröffentlicht wurde.
Bei einfachen Brettspielen sieht es anders da aus, da kann es tatsächlich den Fall geben, dass jemand ein nochmal entwickelt, gänzlich ohne das andere Spiel zu kennen. Was wäre denn in diesem Fall? Es kann ja wohl nicht zwei Urheber geben. Dem zweiten Autor würde man also wohl kein Urheberrecht anerkennen.

Das klassische Urheberrecht funktioniert nicht so ganz bei Brettspielen.


Grüße
Florian

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KMW

Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon KMW » 19. April 2013, 18:29

Ein solcher Fall ist mir bekannt. Der Verlag hat's gemerkt. Die Autorin, die davon nichts wusste, hat sich dann die Lizenzgebühren mit dem früheren Autor geteilt. Ist aber schon einige Jahre her und ich habe die Details nicht mehr im Kopf.
KMW

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ravn

Re: Gehört diese Diskussion nicht ins Autoren-Forum?

Beitragvon ravn » 19. April 2013, 18:42

Danke für die Infos.

Nur wenn es schon so weit ist, dass offene Briefe auf einzelne Formulierungen reduziert und die gedeutet werden, anstatt journalistisch korrekt bei dem Verfasser des offenen Briefes nachzufragen, was mit dieser Formulierung gemeint ist und warum die so in Anführungszeichen gewählt wurde, dann ist das für mich eher eine Eskalation statt eine lösungsfördernde Reaktion. Besonders wenn man so eng mit den Beteiligten beider Seiten ist.

Verstehe ich nicht!

Für mich als Spieler und weder SAZ-Mitglied noch mit jemanden aus der SAZ oder FG-Spiel befreundet oder fernab einer Spieler-Käufer-Kunden-Beziehung bekannt, hat dass aktuell den Eindruck, dass die SAZ versucht, über die einseitig informierte Öffentlichkeit der Spieler, Druck aufzubauen, so dass sich die Spieler klar positionieren:

Hier die SAZ, die einzig und alleine die Interessen der Autoren vertritt. Das sind die Guten. Da die FG-Spiel der Verlage. Das sind die Bösen. Dazwischen die Spieler, die Stimmvieh für eine SAZ-Petition sein sollen.

Warum wird diese Fach-Diskussion (!) nicht im Autoren-Forum geführt, also da wo sie laut Forenbeschreibung auch besser aufgehoben wäre? Warum unterstützt die spielbox die SAZ mit der Veröffentlichung einer Anzeige im Spieler-Forum, wo hauptsächlich Spieler angesprochen werden? Also doch fragwürdig Stimmvieh sammeln?

Ich als Spieler und spielbox-Forennutzer fühle mich dadurch als potentielles Druckmittel missbraucht und äussert unwohl dabei, über die Art und Weise, wie dieser Konflikt hier im Spieler-Forum ausgetragen wird. Dadurch zeigt sich für mich die SAZ als typischer deutscher Verein mit Machtmeierei, auch weil Urheber-Anerkennung mal eben mit der eigenen Anerkennung als Verhandlungsparter vermischt wird.

Cu / Ralf


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