Beitragvon Volker L. » 18. August 2003, 15:06
Also Ralf, hier muss ich dir aber energisch widersprechen.
Ralf Arnemann schrieb:
>
> Beispiel Kontor:
> So dolle ist der Ertrag von Tabak/Kaffee ja gar nicht, im
> Schnitt mal zwei Dublonen mehr als für Indigo/Zucker. Und der
> erste Mehrerlös geht für die teureren Gebäude drauf, vom
> späteren Produktionszeitpunkt zu schweigen.
> Optisch fett werden Tabak/Kaffee erst durch Boni - die aber
> dann auch mindere Güter zu schönen Verkaufsgütern machen
> würden.
Deine Rechnung geht nur auf, wenn man alle Warensorten vorraetig
hat. Aber nimm mal an, Du produzierst Mais, Zucker und Kaffee.
Im Handelshaus sind schon - wie zu erwarten - Kaffee, Tabak und
Zucker. Jetzt stehst Du ohne Kontor vor der Wahl, gar nichts
zu verkaufen oder Mais fuer 0 (+evtl. Marktbonus). Letzteres,
damit Dein Hinterman mit beiden Maerkten nicht sein Indigo fuer
1+3 in den letzten freien Platz packt. Mit dem Kontor verkaufst
Du Kaffee fuer 4 (+evtl. Marktbonus) - das ist ein gewaltiger
Unterschied!
Der reduzierte Vorrat muss uebrigens nicht durch einseitige
Produktion zustande kommen, es kann auch beim Uebrigbleiben
nach dem Verschiffen zu solchen Konstellationen kommen.
> Wenn man sich also wirklich zum Kauf eines Kontors genötigt
> sieht, weil die eigene Kaffee-Strategie durch den Nachbarn
> zur Rechten sabotiert wird - dann hat man sich vielleicht zu
> früh festgelegt und verwundbar gemacht.
Ich habe in der BSW auch schon oft erlebt, dass jemand sehr
frueh im Spiel nur Mais und Kaffe produziert hat, das Kontor
nahm und dann in zwei (in seltenen Extremfaellen sogar 3)
Runden jeweils ein Kaffee verkaufte - ueblicherweise hatte
dieser Spieler immer sehr viel Geld.
> Und wenn der rechte Nachbar statt fünf Dublonen fürs Kontor
> auszugeben eine große Markthalle baut, hat er in Folge wohl
> einen größeren Vorteil.
Du scheinst immer nur in so grossen Runden zu spielen, dass
dass Handelshaus immer geleert wird? Ich habe viele Partien
erlebt, wo es ueber 2, manchmal sogar 3 Runden langsam gefuellt
wurde (im 3-Personen-Spiel gehts ja gar nicht in 1 Runde).
Die liegt es keineswegs zwangslaeufig an einem bestimmten
anderen Spieler, dass man selbst nicht verkaufen kann - manchmal
sogar an einem selbst.
> Beispiel Universität:
> Das Argument "damit bekommt man das große Gebäude zum Schluß
> besetzt" ist eigentlich schwach.
> Das heißt eigentlich, daß entweder bei der Baustrategie oder
> bei der Spielende-Kalkulation einen Fehler gemacht hat.
> Nur ganz selten kommt es wirklich vor, daß in der letzten
> Runde der Bürgermeister vor der Bauphase gespielt wird und
> man erst dann bauen kann.
Auch das kann ich nicht bestaetigen. Insbesondere wenn vorher
4 grosse Gebaeude weg waren und ich in der letzten Runde das
5. bekomme, haben meine Konkurrenten kein Interesse daran,
dass nochmal der Buergermeister genommen wird.
> Viel häufiger bleiben große Gebäude unbesetzt, weil jemand zu
> geizig war, angesichts eines drohenden Spielendes schon
> frühzeitig einen Kolonisten abzuordnen, statt ein popliges
> Maisfeld mal leer zu lassen.
Manchmal kann man auch das Spielende nicht so gut vorhersehen.
Im Extremfall: es sind noch 10 Kolonisten im Vorrat. Der
Spieler [i]hinter[/i] Dir setzt seine Kolonisten so um, dass
viele Plaetze in seinen Produktiosgebaeuden leer bleiben und
packt sie stattdessen auf Kolonien, die ihm gar nichts
nuetzen, um das Ende zu beschleunigen - dann sind es 11 leere
Plaetze, und Du kannst nicht mehr reagieren.
Oder es wird nochmal erst produziert und danach unter
exzessivem Einsatz von Hafen und Werft verschifft, wodurch ein
urspruenglich komfortabler Rest an Siegpunktchips komplett
verbraucht wird.
> Und ähnlicherweise würde ich sagen: Wer Bauhütte, Hospiz oder
> großes Lagerhaus baut, opfert damit schon so viele andere
> strategische Möglichkeiten, daß ich ihn nicht mehr zu den
> Hauptfavoriten rechnen würde.
Also, wenn ich mir den finanziellen Aufwand leisten kann ohne
dabei zu riskieren, beim naechsten Kauf mein Wunschobjekt
nicht bezahlen zu koennen, wuerde ich lieber das grosse
als das kleine Lager nehmen - dass ich trotzdem meist das kleine
nehme, liegt eben daran, dass ich kein entsprechendes
finanzielles Polster habe.
Aber was machst Du als Dritter in der Baureihenfolge, wenn
die beiden vor Dir das kleine Lager bauen? Nimmst Du das grosse
oder verzichtest Du ganz aufs Lager?
Gruss, Volker