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Spiele-Basteln und Steuern

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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RoGo

Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon RoGo » 13. März 2002, 11:49

Hallo,
weiß jemand von Euch, wie man als bastelnder Hobby-Möchtgern-Spieleautor mit fester Arbeitsstelle (BAT) seinen Rechtsstatus am Besten wählt, um vielleicht ein paar Mark der Prototypen- und Werbungskosten anerkannt zu bekommen.
Gewerbe?
Freiberufler?
Firma?
Gibt es Standardliteratur?
Sollte man es wie freischaffende Schriftsteller machen?
Gruß
Roland

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Harald Mücke

Re: Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon Harald Mücke » 13. März 2002, 13:31

Generell gilt wohl beim Finanzamt, daß ein Gewerbe zumindest nach einer gewissen Zeit einen - steuerbaren - Überschuß erzielen muß. Ansonsten wird das Ganze nämlich zum Hobby erklärt und das wars denn.

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Guenter Cornett

Re: Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon Guenter Cornett » 14. März 2002, 03:08

Harald Mücke schrieb:
>
> Generell gilt wohl beim Finanzamt, daß ein Gewerbe zumindest
> nach einer gewissen Zeit einen - steuerbaren - Überschuß
> erzielen muß. Ansonsten wird das Ganze nämlich zum Hobby
> erklärt und das wars denn.

nicht ganz: Es geht nicht um den Überschuss, sondern um deine Gewinnerzielungsabsicht.

Wenn du das Gewerbe ein paar Jahre betreibst, dann feststellst, dass es sich nicht lohnt und es deswegen aufgibst, kannst du das Aufgeben des gewerbes als Begründung für deine Gewinnerzielungsabsicht angeben.

Bei mir war es allerdings schon sehr schwierig, das Finanzamt von meiner Gewinnerzielungsabsicht zu überzeugen, obwohl ich steuerliche Überschüsse aufzuweisen hatte.

Ob sich Papierkrieg und sonstiger Ärger lohnen, hängt von deinem Finanzamt ab. Ich habe inzwischen meinen Wohnsitz von Kreuzberg nach Neukölln verlegt, weil das Kreuzberger Finanzamt IMHO notorisch bescheisst.



Quellen:

"Eine mit andauernden Verlusten arbeitende Reitschule mit Pferdeverleih und Pensionspferdehaltung stellt jedenfalls dann keine Liebhaberei im steuerlichen Sinn dar, wenn der Steuerpflichtige aus der Erkenntnis, daß mit dem Betrieb keine Gewinne zu erzielen sind , die Konsequenzen zieht, indem
er ihn nach den Anlaufjahren als eigengewerblichen Betrieb einstellt und mangels sofortiger Verkäuflichkeit als verpachteten Betrieb fortführt."

BFH vom 15.11.1984 - IV R 139/81, BStBl 1985 II Seite 205

http://www.hlbs.de/hlbs_db/owa/wt_show.text_page?p_text_id=100




"Wird eine Tätigkeit in einer Weise ausgeübt, die nicht geeignet ist, einen Überschuss abzuwerfen, und werden die Ursachen des Verlustes, obwohl abstellbar, nicht beseitigt, so it dies ein
wesentliches Indiz gegen die Gewerblichkeit/Beruflichkeit. "



http://www.bushido-lubwart.de/recht/recht12.htm

"Wird eine Tätigkeit, die typischerweise auf eine besondere in der Lebensführung begründete Neigung zurückzuführen ist, d.h. in den typischen Hobbybereich fällt, auf Dauer dergestalt unwirtschaftlich und verlustbringend ausgeübt, dass keine Überschüsse anfallen können, so handelt es sich um eine private
(Endverbraucher-)Tätigkeit. Die Ausgaben wurden dann für die Liebhaberei getätigt, d.h. die Aktivitäten dienen nicht dazu, planmäßig Überschüsse zu erzielen. Die Umsätze bezwecken lediglich, die Kosten des Hobbys zu senken. Typische Beispiele hierfür sind Pferde- und Hundezucht, Erfindertätigkeit, Sportamateure usw. "

Gruß, Günter

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RoGo

Re: Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon RoGo » 14. März 2002, 09:27

Vielen Dank Günter,
natürlich möchte ich auch gerne einen Überschuß erzielen und nicht nur einem Hobby fröhen, bin aber noch weit entfernt davon.
Hast Du Deine Tätigkeit explizit als Erfinden bezeichnet oder Dich als Autor ausgegeben?
Ich frage, da mein Vater Schriftsteller war und immer alles abgesetzt hat.
Gibt es vielleicht Möglichkeiten neben der SAZ sich einer Gewerkschaft anzuschließen, Schriftstellerverband, Verdi etc.
Schöne Grüße
Roland

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Günter Cornett

Re: Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon Günter Cornett » 14. März 2002, 17:41

RoGo schrieb:
>
> Vielen Dank Günter,
> natürlich möchte ich auch gerne einen Überschuß erzielen und
> nicht nur einem Hobby fröhen, bin aber noch weit entfernt
> davon.

Für deine Gewinnerzielungsabsicht solltest du irgendwann Überschüsse aufweisen oder die Sache einstellen (möglicherweise nach zwei Jahren wieder aufnehmen ?). Dabei immer aufpassen, ob sie einen vorläufigen oder endgültigen Steuerbescheid erlassen.

Bei Überschüssen erlassen sie den Steuerbescheid gern endgültig, bei Verlusten vorläufig, mit dem Effekt, dass sie uns (Bambus Spieleverlag) nachträglich für die Verlustjahre 1995,1997 und 1998 die Gewinnerzielungsabsicht aberkannt hatten, für das Gewinnjahr 1996 jedoch eine Gewinnerzielungsabsicht unterstellten. 1999 hatten sie dem Verlag dann wieder eine Gewinnerzielungsabsicht zugebilligt.

Im nachhinein habe ich natürlich durchgesetzt, dass sie uns die Gewinnerzielungsabsicht für jedes Jahr anerkennen, aber das war ein harter Kampf (im wahrsten Sinne des Wortes ;-) ). Die größten Gaunner sitzen IMHO immernoch im (Kreuzberger) Finanzamt.

Naja, seit Volker dabei ist, haben wir den Firmensitz nach Hannover verlegt, wo es keine Probleme gibt.

> Hast Du Deine Tätigkeit explizit als Erfinden bezeichnet oder
> Dich als Autor ausgegeben?

Zum einen habe ich natürlich den Bambus Spieleverlag als Gewerbe angemeldet: Handel mit und Entwicklung von Spielen u.a.. Zum anderen bezeichne ich mich als Spieleautor. Dafür brauche ich keinen Gewerbeschein. Beim Finanzamt braucht es keine genaue Berufsbezeichnung dafür. Es fällt einfach nur unter 'freiberufliche Tärtigkeit'

> Ich frage, da mein Vater Schriftsteller war und immer alles
> abgesetzt hat.

Ja, du kannst im Prinzip jede Kurzeise als Recherche für ein Spiel absetzen, wenn du ein Spiel zu einem bestimmten Thema machen willst. Ob daraus was wird, steht auf einem anderen Blatt.

> Gibt es vielleicht Möglichkeiten neben der SAZ sich einer
> Gewerkschaft anzuschließen, Schriftstellerverband, Verdi etc.

Gewerkschaften sind für abhängig Beschäftigte. Schriftstellerverband (verein?) wäre vielleicht ne Möglichkeit; vermutlich würde man aber nur geduldet werden.
Wenn du bspw. überwiegend vom Spieleerfinden lebst, kannst du dich über die Künstlersozialkasse pflichtversichern lassen.
Aber sonst wüsste ich da keine Organisation neben der SAZ.

tschüs, Günter

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RoGo

Re: Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon RoGo » 15. März 2002, 09:27

Guten Morgen Günter,
die Schriftsteller findet man unter:
http://www.igmedien.de/fg/vs/
Und bei Ihnen geht es gerade nicht nur um unselbständig Beschäftigte.
Hör- und Fernseh-Spiel :-) -Autoren werden explizit umworben und Wittig mit seiner Schatzinsel-Collection sollte eine Parade-Mitglied sein.
Schöne Grüße
Roland (der Kreuzberg immer für den letzten Hort des Guten hielt)

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Günter Cornett

Re: Spiele-Basteln und Steuern

Beitragvon Günter Cornett » 15. März 2002, 13:52

RoGo schrieb:
>
> Guten Morgen Günter,
> die Schriftsteller findet man unter:
> http://www.igmedien.de/fg/vs/
> Und bei Ihnen geht es gerade nicht nur um unselbständig
> Beschäftigte.


Moin, moin,

ja, die Parallelen sehe ich schon, jedoch...

> Hör- und Fernseh-Spiel :-) -Autoren werden explizit umworben

... auch das sind in erster Linie Schreiber, keine Spieler.

> und Wittig mit seiner Schatzinsel-Collection sollte eine
> Parade-Mitglied sein.

ist er es denn auch ?

> Schöne Grüße
> Roland (der Kreuzberg immer für den letzten Hort des Guten
> hielt)

naja, vielleicht verwechselst du gerade das gallische Dorf mit den Römerlagern drumrum

Igjmwwwt: Römerhelme sammeln

tschüs, Günter


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