Beitragvon Günter Cornett » 21. Dezember 2008, 12:34
Andreas Last schrieb:
>
> Onlinetests stehe ich sowieso sehr kritisch gegenüber. Man
> kann ja die Spieler gar nicht beobachten. Wie reagieren sie?
Das kann ein Vor- oder Nachteil sein, je nachdem, was man gerade testen will: Die Spielmechanik oder wie sie auf die Spieler wirkt.
Dabei ist es noch ein Unterschied, ob man ein Programm schreibt, um das Spiel für sich selbst zutesten, oder es als Onlinespiel für mehrere menschliche Spieler zur Verfügung stellt.
> Wie stellen sie sich beim Erarbeiten der Regeln an? Wie
Regelfragen gibt es dann sicherlich im Forum. Online muss sich die Regel jeder selbst erarbeiten bzw. Online kann man die Diskussionen dazu nachlesen.
> verhalten sie sich in den verschiedenen Phasen des Spiels?
Dies ist eher am Tisch nachzuverfolgen.
> Ist der Spannungsbogen gut?
Ich denke, am PC kann man den Punkt, ab wann ein Spiel entschieden ist oder keinen Spaß mehr macht, recht gut nachvollziehen.
> All das lässt sich meiner Meinung
> nach viel besser am Tisch beantworten als am PC.
Abgesehen von der spontanen Reaktion geht fast alles beim PC- oder online spielen besser.
Vor allem kann man mehr Partien machen, tiefer in die Materie einsteigen.
Bei der online-Version von Chinagold und Kahuna mache ich Züge, die ich offline nicht mache, weil offline die geselligkeit mehr im Vordergrund steht. Online bin ich alleine und konzentriere mich mehr auf das eigentliche Spiel.
So kommt es beim Offline-Kahuna selten vor, dass ich mal auf das Nachziehen verzichte, beim online-Kahuna habe ich schon zweimal hintereinander auf das Kartennachziehen verzichtet. Beim Chinagold habe ich eine Regel eingeführt, für Situationen, in denen man sonst keinen sinnvollen Zug machen kann: das Zurückdrehen eines einzelnen Steins. Offline wird das selten genutzt, weil es sich nicht so harmonisch in das Spiel einfügt. Online ist das eine vielfach genutzte taktische Möglichkeit, weil man da mehr über die Konsequenzen eines Zuges nachdenkt und weniger aus einer Laune heraus zieht.
Ich denke, bei PC- und online-spielen dürfte die mangelnde Geselligkeit den Fokus gleichermaßen auf die Spielmechanik lenken. Bei online-Spielen kann man sehr viel Feedback von unterschiedlichen Spielern bekommen. Der Nachteil ist, dass das Spiel schon recht frühzeitig bekannt ist und möglicherweise für eine Offline-Veröffentlichung verbrannt, wenn andere Autoren interessante Ideen in ein anderes Spiel einarbeiten. Ein klarer Vorteil ist imho, dass bei der Beurteilung vor allem das Spiel selbst mehr zählt, weniger die Vertriebswege des Verlags oder die Schachtelgrafik.
Atoll von Mark Steere ist z.B. bei brettspielnetz.de und yucata.de veröffentlicht, gibt es aber nicht als Brettspiel. Ich würde es einfach mal bei solchen Seiten versuchen. Ergänzend zu den Tipps von Ingo würde ich - wenn kein Geld für eine Programmierung vorhanden ist - auch eher in dieser Szene nach 'Hobby'-Programmieren suchen, die programmiertechnisch auf einem ähnlichen Level sind wie Winfried in Bezug auf die Spieleentwicklung und vielleicht gerade nach einem Referenzprojekt suchen.
Gruß, Günter