Hallo Max,
ich bin zwar kein Autor, aber als Verlagsredakteur wird dich meine Meinung sicher ebenfalls interessieren.
Das wichtigste vorneweg: Schicke keinesfalls einen Prototypen deines Spiels unverlangt an einen Verlag. Denn damit riskierst du, dass er (da ungewollt) dort monatelang herumliegt, ohne dass sich jemand damit beschäftigt.
Besser ist es, erst mal nur eine Kurzbeschreibung per Email an Verlage zu schicken. Eine Art Exposé, in der du zum einen die wichtigen Fakten wie Spieldauer, Spieleranzahl etc. auflistest, dazu eine Kurzbeschreibung der Mechanik sowie des Themas.
Wichtig: Nenne ca. 3-5 Punkte, was dein Spiel besonders macht, weshalb es anders als andere Spiele ist, weshalb sich gerade dein Spiel aus der Masse hervorhebt. Sozusagen "Verkaufsargumente", denn genau das willst du ja, dein Spiel an einen Verlag "verkaufen", auch wenn es natürlich kein wirklicher Verkauf, sondern eine Lizenzierung wäre.
Evtl. kannst du auch die Spielanleitung in deiner Email direkt mitschicken. Hier würde ich mich aber im Zweifel erst mal beim Verlag schlau machen, wie er es wünscht. Manche wollen nur eine Kurzbeschreibung, aller lieber gleich die Anleitung.
Wie auch immer, bei dieser Vorgehensweise kannst du zunächst mal die Reaktionen abwarten und dich dann immer noch entscheiden, ob du nur einen Prototypen an einen Verlag gibst oder ob du mehrere Prototypen gleichzeitig an unterschiedliche Verlage schickst.
Zu deiner gezielten Frage oben: Ja, es kann sein, dass es bei gleichzeitiger Einsendung an mehrere Verlage dazu kommt, dass sich ein Verlag wenig Mühe gibt aufgrund der Befürchtung, ein anderer Verlag könnte schneller zusagen. Es kann aber auch umgekehrt sein, dass genau deshalb ein Verlag besonders schnell dein Spiel anschaut, eben um schneller zu sein als andere. Das läuft meines Wissens sehr unterschiedlichen bei den Verlagen, da gibt es deshalb kein Patentrezept.
Andersherum, wenn du dein Spiel nur an einen Verlag gibst, kann es ebenso unterschiedlich laufen. Wenn du Glück hast, weiß dein Verlag zu schätzen, dass er das Spiel exklusiv vorliegen hat, und beeilt sich deshalb, es zügig anzusehen. Wenn du Pech hast, dann denkt der Verlag, er muss sich nicht beeilen, weil er es ja eben exklusiv hat und es ihm niemand wegschnappen kann.
Du hast aber auch die Möglichkeit, dein Spiel zeitlich befristet exklusiv zu vergeben. Du könntest es also z. B. einem Verlag geben mit der Info, dass er es 2 Monate exklusiv hat und dass du danach weitere Prototypen an weitere Verlage schicken wirst. Damit gibst du dem Verlag das Gefühl der Exklusivität, machst aber zugleich auch klar, dass du es nicht tolerierst, wenn er sich zu viel Zeit lässt.
All diese Gedanken setzen aber natürlich zunächst mal voraus, dass sich überhaupt mehrere Verlage für dein Spiel interessieren. Und das ist keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der sich auch der Spielemarkt globalisiert und Autoren aus aller Welt Verlage aus aller Welt kontaktieren. Dadurch erhalten fast alle Verlage viel mehr Anfragen, als ihnen lieb ist, und sie müssen selektieren. Deshalb ist es so wichtig, dass deine Kurzbeschreibung überzeugend ist!
Ich hoffe, das hilft dir schon mal weiter.
Gruß,
André
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)