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[PEEP] Am Rande des Gletschers

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Chregi

[PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Chregi » 3. Februar 2003, 10:03

Letzte Woche hatte ich Gelegenheit, ein paar Mal das neue Spiel von Krimsus Krimskrams-Kiste auszuprobieren. Es heisst "Am Rande des Gletschers" und ist ein Kartenspiel für zwei bis vier Spieler. Ich habe es zweimal zu zweit und einmal zu viert gespielt, hier mein erster Eindruck.

Kurz zum Ablauf: Bei "Am Rande des Gletschers" wetteifern verschiedene Clans untereinander um Punkte (Trophäen). Jeder Spieler führt einen solchen Clan, der zu Beginn aus drei Karten mit insgesamt sechs Mitgliedern darauf besteht, später vergrössert werden kann oder auch dezimiert. Wer an der Reihe ist, deckt drei Karten vom Talon auf. Allfällige Waffen oder Artefakte werden gefunden und können aufgenommen werden. Heilkräuter müssen gefunden werden, dazu muss eine notwendige Anzahl Clanmitglieder abgelegt werden. Beutetiere müssen gejagt werden. Auch bei ihnen ist angegeben, wieviele Clanmitglieder eingesetzt werden müssen. Dazu kommt eine Waffenstärke, die durch einen Würfelwurf erreicht werden muss. Dieser Wert kann durch den Einsatz von Waffen, Artefakten, Ritualen usw. gesenkt werden, so dass die Jagd leichter fällt. Wer will, kann Clankarten auch dazu einsetzen, sogenannte Schicksalskarten aufzunehmen, die bei Bedarf eingesetzt werden kann selten einem Nutzen bringen oder meist dem Gegner schaden. Auch unter den Talon der Jagdkarten gibt es Ereignisse.

Gefundene Kräuter und erlegte Tiere werden in der eigenen Hölle zwischengelagert. Sie dienen zwei Zwecken. Einerseits muss genügend Nahrung beiseite geschafft werden, um den Winter zu überleben. Anderseits haben Beutetiere, Kräuter und auch Artefakte einen Geschichtswert, der beim winterlichen Treffen aller Clans in Punkte umgewandelt werden kann. Dazu präsentiert jeder Spieler die beste Karte in jeder der drei Kategorien und zählt zum Geschichtswert eine erwürfelte Zahl dazu. Wer auf die höchste Summe kommt, erhält eine Trophäe. So werden jeden Winter drei Trophäen verteilt, danach beginnt ein neues Jahr. Das Spiel endet, wenn ein Spieler 3 (zu viert), 4 (zu dritt) oder sechs Trophäen (zu zweit) gesammelt hat.


Mein erster Eindruck fällt sehr zwiespältig aus. Die erste Partie (zu zweit) hat mich begeistert, die zweite (auch zu zweit) den Eindruck relativiert, die dritte (zu viert) hat mir nicht gefallen. Es entsteht der Eindruck, dass der Spieler wenig Einflussmöglichkeiten hat und das Spiel stark vom Glück lebt. Glück beim Aufdecken der Karten das Richtige zu finden (so kann es vorkommen, dass einer nie zu einem der sehr raren Artefakte kommt und damit in dieser Kategorie gar nie punkten kann), Glück aber auch beim Würfeln. Meist ist aber auch beim Aufdecken der drei Karten klar, was zu tun ist, eine grosse Auswahl besteht also nicht. Weil gerade zu Beginn wenig Möglichkeiten für Aktionen vorhanden sind (die starken Tiere können mangels Ausrüstung noch nicht gejagt werden), werden viele Schicksalskarten gezogen. Diese beeinflussen das Spiel aber nochmals stark, denn nur in den seltensten Fällen kann man sich gegen eine eingesetzte Karte zur Wehr setzen. So bleibt der Eindruck, dass man nicht spielt, sondern dass mit einem gespielt wird. Gerade zu viert kommt man auch zuwenig an die Reihe, um wirklich etwas aufzubauen. Und für ein Spielchen mit sowenig Tiefgang ist die Dauer von bis zu 90 Minuten dann doch wieder arg lang. Ärgerlich: Wegen der Wüfeleinsatzes kann ein Spiel bei der Punkteveretilung schnell fertig sein. So hat in unserer Viererpartie ein Spieler in der zweiten Runde in allen drei Kategoerien gewonnen (und damit das Spiel beendet), obwohl er nur in einer die höchste Karte besass, er hatte einfach das Würfelglück.

Fazit: Ein, zwei Partien Spass, aber letztlich zuwenig Inhalt, um länger zu gefallen. Am ehesten würde ich es nochmals zu dritt spielen, da könnte es wohl noch am ehesten funktionieren.

Gibt es ähnliche oder andere Eindrücke?

Gruss aus der Schweiz
Chregi

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Michael Andersch

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Michael Andersch » 3. Februar 2003, 11:03

Hallo Chregi,

Dein Fazit kann ich zu 100% unterstützen.
Ich habe 4 Partien hinter mir, und je öfter ich es gespielt habem, desto weniger begeistert war ich.
Mag Zufall sein, aber der Glücksanteil war in jedem Spiel stärker und in der letzten Partie so hoch, dass ich eigentlich keine Lust auf eine weitere Partie verspüre.

Ein bisschen mag der abnehmende Spielspass auch mit der Spielerzahl zusammen hängen: Je weniger Spieler, desto besser fand ich es.

BTW: Die auf der Packung angegebene Spieldauer von max. 2,5 Stunden - habt Ihr solange gebraucht? Meine Partien waren jeweils nach max. 1,5 Stunden vorbei.

Zustimmende Grüße,
Micha

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peer

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon peer » 3. Februar 2003, 11:55

Hi,
auch ich muss zustimmen. Mag ich das Spiel vom Szeario und Layout, so ist es doch leider nicht mehr als ein komplziertes Bier & Bretzel-Spiel. Und so lustig man sich über den Mitspieler machen kann, der den kampf gegen Fische oder Kaninchen verliert, so hilflos ist man dem Spielgeschehen ausgeliefert.
Zudem entscheidet nicht selten ein Würfelwurf darüber, wer das Spiel gewinnt und das kann es nicht sein...
ciao,
Peer

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Chregi

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Chregi » 4. Februar 2003, 10:47

Michael Andersch schrieb:

> BTW: Die auf der Packung angegebene Spieldauer von max. 2,5
> Stunden - habt Ihr solange gebraucht? Meine Partien waren
> jeweils nach max. 1,5 Stunden vorbei.

ja, zweieinhalb stunden sind wohl arg übertrieben. auch bei uns dauerte es im schnitt 90 minuten. nur die erste partie ging länger, aber nachdem der spielablauf klar war, ging es recht flott.

gruss aus der schweiz
chregi

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Chregi

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Chregi » 4. Februar 2003, 10:56

peer schrieb:
>Mag ich das Spiel vom Szeario und
> Layout, so ist es doch leider nicht mehr als ein komplziertes
> Bier & Bretzel-Spiel.

Jawohl, da hast du recht. Idee ist ja interessant, Thema gut gewählt, aber letzlich wurde zuwenig daraus gemacht.

>Und so lustig man sich über den
> Mitspieler machen kann, der den kampf gegen Fische oder
> Kaninchen verliert, so hilflos ist man dem Spielgeschehen
> ausgeliefert.

Mein Spielpartner hatte seine liebe Mühe mit den Rebhühnern. An ihnen scheiterte er meist kläglich ;)

> Zudem entscheidet nicht selten ein Würfelwurf darüber, wer
> das Spiel gewinnt und das kann es nicht sein...

Genau. 90 Minuten hin und her, und am Schluss entscheidet ein einziger Würfelwurf über den Sieger, das kann es nicht sein.

in diesem Fall wäre mehr besser gewesen. Vielleicht jedem Clan eine Spezialfähigkeit, die Möglichkeit zu handeln, eine etwas andere Punkteverteilung, weniger Schicksalskarten etc, und schon wäre ein ganz passables Spiel draus geworden.

Gruss aus der Schweiz
Chregi

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peer

Re: Am Rande des Gletschers

Beitragvon peer » 4. Februar 2003, 11:43

Hi,
Chregi schrieb:
> Genau. 90 Minuten hin und her, und am Schluss entscheidet ein
> einziger Würfelwurf über den Sieger, das kann es nicht sein.
>
> in diesem Fall wäre mehr besser gewesen. Vielleicht jedem
> Clan eine Spezialfähigkeit, die Möglichkeit zu handeln, eine
> etwas andere Punkteverteilung, weniger Schicksalskarten etc,
> und schon wäre ein ganz passables Spiel draus geworden.

...Oder einfach das Spiel (wie auch immer) kürzer machen - max. eine halbe Stunde Spieldauer und man hätte es als Kneipenspiel oder Funspiel immer mal wieder hervorholen können (Wie gesagt, der Kampf gegen die Killerkaninchen ist immer wieder lustig). 90 MInuten ist aber viel zu lang für ein Glücksspiel

ciao
Peer

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Andreas Epplée

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Andreas Epplée » 4. Februar 2003, 12:15

Hi,

und ich muss leider auch zustimmen :-) Irgendwie ein typisches Krimsu-Spiel: durchaus originell, schönes Thema, schöne Atmosphäre - oft auf beschauliche Weise "abgefahren", schön gemacht - nur auf die eine oder andere Weise einfach nicht fertig. Siehe leider auch Strand Cup, Goldrush City, Haps (ein ganz besonders tragischer Fall), Da geht was ab im Morgenland... Oft sind es die Dauern (Da geht was ab, Strandcup), oft die Verbindung von Planung und Glück (Goldrush, Gletscher), manchmal zuviele Ideen auf einmal (Haps) - und jedes Mal denkt man: schade, verdammt! Krimsus Spiele sind eigentlich immer DIE Herausforderung an den werdenden Spieleautor: was funktioniert nicht? Wie könnte man es ändern? Leider sind die Probleme bei näherer Betrachtung nie durch scheinbar naheliegende Hausregeln zu lösen. Man müsste sie komplett umstellen... Bleibt dann oft nur das Urteil: sehr begabt, mäßig gekonnt. Am nettesten ist immer noch, wie sogar in der Regel auf die Schwierigkeiten des Autors hingewiesen wird, meist nach dem Motto: "Ich weiss auch nicht genau, woran es liegt, aber ich kann beim besten Willen nicht mehr. Falls euch xy nicht gefällt, probiert doch mal die Variante z und dann schreibt uns, wie ihr es fandet..." Bei ARdG ist z.B. diese Würfelei um die Chips vollständig überflüssig, um nicht zu sagen falsch - wozu soll man denn planen, was für Sachen man sich zulegt, um am Schluss alles einem - relativ gesehen - ziemlich beliebigen Würfelwurf zu überlassen? Und aus dieser Optimierung der Auslage besteht doch das Spiel, oder? Aber die Idee mit den Wertungen der einzelnen "Höhlenregionen" funktioniert (wenn ich auch persönlich auf dieses Karten-Zerschneiden verzichtenkönnte) - warum kann z.B.nicht einfach der den Chip kriegen, der die beste Geschichte erzählt??? Tja, dann würde man wohl noch deutlicher erkennen, dass man vorher auch schon ein ziemliches Glücksspiel gespielt hat - und auch noch kein besonders interessantes - und dann geht die Arbeit erst richtig los. "Ein kompliziertes Bier" - da hat Peer recht - aber sollte das nicht ein Widerspruch in sich sein? Angst, es könnte zu schlicht werden? Oder sind Chips und Würfel bei Krimsu eine Art Ehrensache? Ein einfach nicht loszuwerdendes Rollenspiel-Relikt? Eine Signatur? Sieht alles immer eine Idee zu selbstverliebt aus bei Krimsu - komisch eigentlich - oder auch nicht, bei jugendlichen Überzeugungstätern ;-) Bitte erwachsen werden!
(BTW - könnte bei den Spielen nicht (vorne!) auf der Packung dezent darauf hingewiesen werden, dass ein Würfel zwar erforderlich ist, aber nicht beiliegt? Bei mir ist leider schon viel zu häufig die (doch bei Spielern scheinbar sonst nie vorkommende?) Situation eingetreten, dass ich zwar das Spiel in der Tasche hatte, aber weit und breit kein Würfel zu finden war...)

Andreas

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Michael Andersch

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Michael Andersch » 4. Februar 2003, 12:22

Hallo Andreas,

hier kann ich nicht ganz zustimmen:
Strand Cup z.B. finde ich ein Klasse-Spiel, nur sind die Regeln nicht immer ganz eindeutig.
Bzgl. Haps, Saloon und ARdG allerdings bin ich ganz Deiner Meinung - und den Rest kenne ich nicht.

VG,
Micha

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peer

Re: Krimsu

Beitragvon peer » 4. Februar 2003, 12:39

Hi,
ich kann dir leider zustimmen - auch wenn ich noch lange nicht alles von ihnen gespielt habe. Gut sind sie, wenn es klar ist, dass es ein Glücksspiel ist, wie bei Strand Cup (auch wenn da die Spieldauer wirklich etwas überdimensioniert ist). Das ist wirklich ein nettes - abends in der Kneipe -Spiel, zumal nicht wirklich kompliziert.

Bei der Beutelschneider-Erweiterung schreibt der Autor, er wollte mehr Chaos hineinbringen, weil er Chaos in Spielen mag. Stichspielfreunde drehen sich da sicher im Grabe um und das ist denke ich die Krux bei vielen Krimsu-Spielen:
Zu viel Chaos, zu viel Unsicherheit. Aus einem guten Ansatz für ein nettes Taktikspiel wird so oft nur Glück. Die Autoren scheinen ihre Freude aus dem verlorenen Kampf gegen Rebhühner ziehen zu können, für mich persöhnlich ist es auf Dauer zu wenig.
Sicherlich, weder Preis noch Platz sprechen gegen diese Spiele. Aber in 90 Minuten Spielzeit, will ich anderes spielen...
Macht 20 Minuten draus, und ich werde Fan :-D
ciao,
Peer

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Andreas Keirat

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Andreas Keirat » 4. Februar 2003, 13:29

Hallo!

Witzig, gerade habe ich den Test fertiggeschrieben...
Wir können Dir auch nur zustimmen. Das Glückselement zerstört vollkommen das Spielgefühl. Während die Jagd mit dem Würfel ja noch in Ordnung geht und ich mich auch mit den Ereigniskarten anfreunden kann, ist die Jahreswertung ein voller Griff in das Klo gewesen. Hier gilt es Abhilfe zu schaffen.
Ich könnte mir vorstellen, daß es bei den drei Wertungen mit den Chips sinnvoll ist, die Geschichtspunkte zu addieren und dem Spieler mit den meisten Punkten dann den Chip zu geben. So ist zwar indirekt bei der Wertung immer noch Glück dabei, weil man ja nicht beeinflussen kann, welche Jagdkarten man während des Sommers aufdeckt, aber Sammeln wird dann zumindest belohnt. Vielleicht sollte man nicht benutzte Waffen als Bonus jeweils mit einfließen lassen können (danach muß man sie eben abgeben), um einen Gleichstand zu verhindern...
... und vielleicht dafür sorgen, daß ein Artefakt immer genommen und ausgetauscht werden muß, damit niemand die guten Artefakte das ganze Spiel über halten kann, wenn er Glück hat.

Ciao,

Andreas Keirat (der alle Vorschläge nicht ausprobiert hat...)

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Michael Andersch

Re: [PEEP] Am Rande des Gletschers

Beitragvon Michael Andersch » 5. Februar 2003, 10:01

Michael Andersch schrieb:
>
> und den Rest kenne ich nicht.

Natürlich kenne ich noch "Höhlengrölen", und halte es vom Spiel her neben Strand Cup für das gelungenste Krimsus-Spiel - beide machen m.E. richtig Laune!

VG,
Micha


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