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[PEEP] Khronos

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Gerald Rüscher

[PEEP] Khronos

Beitragvon Gerald Rüscher » 25. November 2006, 11:07

Nachdem sich der Pre-Essen Hype um Khronos etwas gelegt hat, möchte ich mal ein kurzes PEEP zu diesem Spiel loswerden und vor allem wissen, was ihr von diesem Spiel haltet.

Zum Spielprinzip:
Khronos ist ja schon vielfach mit Euphrat und Tigris verglichen worden und es hat auch eindeutig Elememente dieses Spiels, insbesondere das Spielen mit drei verschiedenen Plättchentypen und den Fusionsmechanismus. Nach meiner Wahrnehmung kann man Khronos aber vielleicht noch besser beschreiben als "Carcassonne auf drei Brettern gleichzeitig".

Grundsätzlich ist Khronos zunächst ein abstraktes Legespiel bei dem man Städte baut und versucht, in diesen Städten jeweils das größte Gebäude verschiedener Typen zu besetzen. Ähnlich wie bei Carcassonne kann man Mehrheiten in Städten nicht direkt angreifen sondern muss dies indirekt tun, indem man z.B. zwei Städte fusioniert. Originell ist jetzt, dass man auf drei Brettern gleichzeitig spielt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des gleichen Terrains darstellen. Legt man z.B. ein Plättchen auf das Vergangenheits-Brett so wirkt sich dann indirekt auch auf das Gegenwarts- und Zukunftsbrett aus. Auf diese Art kann man dann durch Züge auf einem Brett Gebäude und Städte auf einem anderen Brett verändern oder zerstören. Das Ganze ist dabei noch eingefasst in einen Satz recht umfangreicher Legeregeln die genau definieren wann man welchen Gebäudetyp legen darf und was dann auf den 3 Brettern passiert.

Von der Idee her ist Khronos ein originelles Spiel. Wo sonst kann man schon durch einen Zug auf Brett 1 automatisch auch einen Zug auf den Brettern 2&3 auslösen? In der Praxis ist es aber leider ziemlich unübersichtlich geworden. Jedes einzelne Brett ist 20x16 Felder groß und kann dementsprechend eine Menge Gebäude und Städte aufnehmen. Wenn man nun ein einzelnes Gebäude legt, kann dies schon auf dem akutuellen Brett recht komplexe Auswirkungen haben. Zusätzlich muss man dann aber noch die Folgen auf bis zu 2 anderen Brettern beachten, d.h. man muss schauen, ob der Zug auf den zukünftigen Brettern überhaupt erlaubt ist und falls ja welche Auswirkungen er hat. Als Resultat hat man im fortgeschrittenen Spiel Dutzende von Gebäuden unterschiedlicher Typen, mit ebensovielen Besitzpöppeln, zusammengefasst zu vielen Städten und verteilt auf drei Bretter. Das ganze ist selbst für geübte Spieler außerordentlich unübersichtlich. Wir haben Khronos in einer Viererrunde wirklich sehr erfahrener Vielspieler gespielt und das Resultat war, dass erhebliche Grübelzeiten endstanden sind. Ein fiktiver Khronos Dialog, angelehnt an unser Testspiel:

Spieler A: "Hmmm ... ich glaub ich leg mal hier eine Burg hin"
Spieler B: "Das geht nicht, in der Stadt steht doch schon eine"
Spieler A: "Achja ..."

Spieler A: "Ok ... dann also *hier* eine Burg"
Spieler B: "Dann wird auf dem Nachbarbrett jetzt dieses Gebäude zerstört"
Spieler A: "Huch, stimmt ja, hab ich nicht gesehen. Dann lieber nicht ..."

Spieler A: "Hmmm ... oder doch besser hier ein Zivilgebäude?"

Spieler C: "Wird das noch mal was?"
Spieler D: "Ich wollte eigentlich um 23:30 im Bett sein"

Die dabei entstehende Downtime ist für mich nicht mehr akzeptabel. Unsere Runde spielt an sich sehr zügig mit nur einem notorischen Grübler aber selbst in diese Besetzung hat das Spiel schon ~2 Stunden gedauert wovon man mehr als 3/4 der Zeit wenig bis nichts zu tun hat. Mit 2 oder 3 Mitspielern die zur Zugoptimierung neigen wäre es der reine Alptraum. Zudem kam es mit den seinen vielen Elementen auf den drei Brettern bei uns als überladen und verwirrend an. Wär Khronos ein Auto würde ich sagen "Eindeutig overengineered".

Alles in allem: Ein abstraktes Lege- und Mehrheitenspiel mit einer orginellen Idee, nämlich dem Spiel auf drei "zeitlich" verknüpften Brettern. In der Praxis aber eindeutig zu konfus und zu sperrig. Von daher für mich: Keine Kaufempfehlung. Und eine zweite Runde würde ich nur mitmachen wenn wirklich alle anderenn 2-Stunden-Spiele gerade verliehen sind.

Gruß & nice dice,
Jerry

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Braz
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Beiträge: 6431

Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Braz » 25. November 2006, 11:32

Hallo Jerry,

vielen Dank für diesen PEEP.
Mich hatte schon lange ein PEEP das Spiel betreffend interessiert!

Besten Gruß
Braz

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Simon-spielbox
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Beiträge: 589

Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Simon-spielbox » 25. November 2006, 11:45

Danke auch von hier :)
Ich denke ein guter Einstieg in das Spiel ist es, mit nur 2 oder 3 Spielern zu spielen. Das spielt läuft dann wesentlich schneller und übersichtlicher.
Unsere erste (5-Spieler!) Partie war auch etwas hakelig - die Überisicht wächst aber mit jedem Spiel.
Ciao,
Simon

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Andreas Odendahl

Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Andreas Odendahl » 25. November 2006, 11:45

Hi Jerry,

erstmal danke für den schön zu lesenden PEEP!

Der Diolog könnte auch aus unserer bisher einzigen Zweierpartie stammen. Wir haben uns auch noch nicht wieder rangetraut. Aber trotzdem mochten wir das Spiel und sahen eine Menge Potenzial darin. Ich denke, dass man das mit dem Vorausplanen besser beherrscht, wenn man mehr Erfahrung mit dem Spiel hat. Auch, wenn es einem vorkommt, als hätte man das in ähnlicher Form schon mal gespielt, ist diese Idee mit den drei Spielplänen doch ziemlich gut und, zumindest für mich, neu. Daher denke ich, dass man da etwas Eingewöhnungszeit braucht um das Spiel flüssig spielen zu können.

Ich würde es jedem empfehlen, der sich gerne in ein Spiel einarbeitet...

Allerdings teile ich deine Meinung, dass das Spiel mit Zugoptimierern am Tisch die absolute Hölle sein wird!!!

ode.

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Niccolo
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Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Niccolo » 25. November 2006, 17:13

Danke fürs PEEP :)

Also: mit einem chip-gestützten Spielbrett und einem Timer... da wär es dann was für mich :)

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Maarten

Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Maarten » 25. November 2006, 17:42

Ein nettes PEEP, aber meiner Meinung nach solltest Du das Spiel doch noch einmal versuchen. Wenn man das Spiel zuerst auf den Tisch stellt, spielt bisherige Erfahrung mit anderen Spielen gar keine Rolle: Khronos ist einfach zu einzigartig. Man kennt die Regeln einfach noch nicht so gut; Strategien und Taktiken sind in diesem Moment weit entfernt. Leider ist Khronos ist sehr empfindlich für diese Sachen: das Spiel mag eine gute 'Steuerung', und wenn es diese nicht gibt, bricht das ganze zusammen.

Ich bin mit Dir einverstanden dass Khronos mit vielen Spielern, ins besondere präzisen und berechnenden Typen, nicht gerade 'spielbar' ist. Es dauert zu lange, man braucht die andere Spieler nicht zu beobachten, u.s.w.

Eigentlich sollte man das Spiel als 'n00bs' nur versuchen wenn es jemand mit Erfahrung in der Nähe gibt. Sonst wird es schnell hart und unangenehm---genau was Du schon erlebt hast.


Maarten

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Attila
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Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Attila » 25. November 2006, 20:31

Hiho,

Hört sich für mich aber danach an, also ob die Downtime wegfällt wenn man das Spiel beherrscht.

Wenn man gleich nach oder gar beim ersten Spiel den Anspruch hat es zu beherrschen, dann muss man wohl auf diesen (und viele andere) Leckerbissen verzichten und bei leicht-lockerer Kost bleiben.
Das ist auch völlig ok.

Atti

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Blendi

Re: [PEEP] Khronos

Beitragvon Blendi » 27. November 2006, 17:07

Hallo zusammen!

Hatte letzte Woche die Gelegenheit Khronos zu spielen. Kurz mein Kommentar dazu:

Die erste Partie sollte man tatsächlich als Lehrstunde ansehen. Die Auswirkungen der eigenen Aktionen verblüffen einen und erst im Lauf der Zeit erkennt man die Möglichkeiten, die sich einem bieten. Und ich stimme Gerald zu, dass das Spiel ein Paradies für Grübler ist.

Aber bereits bei meiner zweiten Runde läuft alles viel flüssiger, zügiger. Und dieses Spiel hat riesiges Potential! Lieber muss ich mich durch das erste Spiel schleppen und habe dann lange Freude dran als dass ich im ersten Spiel schon das gesamte Potential erfasse und dann kommt nix mehr nach.

Für mich ist dieses Spiel ein Hit! Die aufgeführten Argumente dagegen haben durchaus Berechtigung, denn es ist kein Spiel für jedermann. Der PEEP klang aber so negativ als wäre es ein schlechtes Spiel und das ist es definitiv nicht. Es ist nur nicht sofort zugänglich sondern will erarbeitet sein.

Walter (der gerade eine super-fantastisch-geniale Zeit im Sauerland beim Spielen hinter sich hat)


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