Beitragvon Limboldt » 13. Oktober 2011, 14:07
Ich hab die "alte" Version und die ganzen Orden auf der Verpackung sind gerechtfertigt, sollten aber nicht abschrecken.
Es ist ein super Spiel, sehr flüssig kommunikativ, und gefiel eigentlich bisher jedem Mitspieler, egal welcher Background (Vielspieler, Anfänger..). Es hat wesentlich mehr "Frische" als andere Strategiespiele, die Entscheidungen sind durchaus komplex aber haben keine abgründige Grübeltiefe. Nur beim "Setup" braucht man etwas Zeit, da je nach Spielerzahl noch Marker aussortiert werden müssen, und z.B. die Gebäudeauswahl sortiert werden muss. Neulingen dürfte die Fülle des Spielmaterials suspekt vorkommen... In den ersten Runden hemmen die unbekannten Gebäude etwas den Spielfluss, da muß man sich jeden Text nochmal durchlesen und die Vorteile erschließen sich erst nach Proberunden.
Das tolle an dem Spiel ist die "versteckte" Interaktion: Owbohl jeder seine eigene Plantage aufbaut beinflusst meine Handlung immer das "Kräfteverhältnis": Das ganze Spiel basiert darauf, daß ich eine "Rolle" wähle (Bürgermeister, Siedler, Kapitän..). Ich habe dann durch diese Rolle einen bestimmten Vorteil, alle Mitspieler dürfen aber im Grunde den selben Zug machen wie ich. Das heißt das Timing ist sehr wichtig: Wähle ich z.B. den Baumeister um billiger bauen zu können, hat jemand anders aber sehr viel Geld, stellt sich die Frage wer eigentlich mehr von meiner Wahl hat, bzw. muß ich die Folgen bedenken: Er könnte in MEINEM Zug ein Gebäude bauen, daß sich dann für SEINEN Zug positiv auswirkt, oder andersrum.
Puerto Rico hat aber eine Eigenschaft, die eigentlich viele sehr gute Spiele haben/ haben sollten:
Es ist weder schwer noch trocken.
Es hat sogar meiner Meinung nach eine Eigenschaft die sehr wenig Spiele haben:
Es wird umso besser, je mehr Spieler dabei sind.
Bisher war jede Partie sehr unterhaltsam.
Und nicht zu vergessen: die Anleitung hat zu Recht einen Preis gewonnen.
Sie ist zwar lang, aber sehr sehr gut strukturiert.
Ja, man fühlt sich an manchen Punkten (aus-) gespielt, hat aber auch Spaß daran anderen selbiges anzutun.
Es kommt aber trotzdem stark darauf an wie gut man vorbereitet ist und ob man den Startspielwechsel im Blick hat.
Wir haben das nicht als negativen Aspekt empfunden, sowohl Schadenfreude als auch "das beste aus seinem Zug machen" haben allen Spaß gemacht.
Man sollte sich auf keinem Fall von dem Prädikat "komplexes Spiel"/Strategiespiel" abschrecken lassen.
Deshalb muß ich auch sagen, obwohl es grade als eines der besten Strategiespiele gilt, spielen wir es zwar gerne, aber mittlerweile was "Tiefe" und Möglichkeiten angeht noch lieber gefühlt gewichtigere Sachen wie HansA Teutonica, Kohle, Le Havre,...
Bei der Jubiläumsausgabe nicht zu unterschätzen: Neben dem tollen Material ist auch die Erweiterung enthalten (aus Alea-Schatzkiste).
Noch Schleichwerbung: Ähnlich wie Puerto Rico funktioniert auch "Cuba" und protzt schon in der "Nicht-Deluxe-Version" mit Oppulenz.
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Limboldt am 21. Oktober 2011, 23:53, insgesamt 1-mal geändert.