Der Weltraum - unendliche Weiten. Unendlich? Nein, bei 'Tom Tube' müssen die beiden Astronauten Tom und Dave in einem endlichen Teil des Weltraums, dargestellt auf einem secheckigen Spielplan, möglichst schnell eine Verbindung von ihren Basisstationen zu den Solar-Modulen aufbauen, um an die Solar-Steine zu gelangen. Auf dem Weg dorthin sammeln sie Solar-, Energie- und andere Steine auf. Es gewinnt, wer mit diesen Steinen die höhere Punktzahl erzielt.
Doch von vorne: 'Tom Tube' ist ein Spiel für 2 Personen, das thematisch im Weltraum angesiedelt ist. Der sechseckige Spielplan ist in 78 dreieckige Felder unterteilt, die meisten davon sind zu Spielbeginn leer. Nur von den Basis-Stationen - sozusagen die Start- und Zielfelder - und den Solarmodulen, die als Zwischenziele erreicht werden müssen, gehen bereits Röhren aus. Im Laufe des Spiels bauen die Spieler auf dem Spielplan ein Netz von Röhren und schweben mit ihrer Spielfigur durch selbige Röhren, um Energie-, Kontroll- und Alien-Steine aufzusammeln.
Der Spieler kann, wenn er an der Reihe ist entweder an dem Röhren-Netz weiterbauen oder seine Spielfigur durch den bereits bestehenden Teil des Röhren-Netzes schweben lassen. Entscheidet man sich für das Bauen, zieht man verdeckt ein rautenförmiges Plättchen und legt dieses auf genau zwei benachbarte, freie Dreiecke des Spielplans.
Auf den Rauten sind Röhren in den Farben der beiden Spieler sowie neutrale Röhren abgebildet. Will der Spieler mit seiner Spielfigur durch das Röhrennetz ziehen, darf er nur eigene und neutrale Röhren kostenlos durchqueren. Für das Benutzen der Röhren des Mitspielers muss man einen Kontrollstein abgeben, den man zuvor erstmal aufgesammelt haben muss und der am Spielende 2 Punkte bringen würde. Das ist eine teure Aktion, die man wohl nur sehr bedacht einsetzen wird.
Die Röhren enden immer an einer 'Kugel'. Die Spielfigur der Astronauten schwebt durch die Röhren immer bis zur nächsten solchen Kugel. Jede Kugel stellt also ein Feld dar, auf dem die Astronauten-Spielfiguren stehen bleiben dürfen. Man darf nur dann zu einer Kugel schweben, wenn diese vollständig ist, also von allen 6 Seiten bereits Rauten anliegen (am Rand auch weniger). Erreicht man eine Kugel und will und kann man [b]geradeaus[/b] durch die nächste Röhre weiterschweben, darf man das noch im gleichen Zug machen. Abknicken darf man im gleichen Zug nur in den Röhren, nicht aber in den Kugeln. In ausweglosen Situationen bleibt einem noch ein Raumsprung, der einen Energie-Stein kostet und durch den man von einer Kugel zur nächsten auch ohne vorhandene Röhre springen kann.
In bestimmten Situationen wird nach dem Legen einer Raute ein Alien-, Kontroll- oder Energiestein auf eine Kugel der neu gelegten Raute plaziert. Die wertvollen Solar-Steine (5 Punkte) liegen bereits von Anfang an auf den Solarstationen, die die Spieler als Zwischenstation besuchen müssen (oder zumindest sollten).
Als Spieler steht man immer wieder vor der Entscheidung, ob man eine Raute lieber so anlegt, dass man sich selber einen guten Weg zu den Solarstationen oder anderswohin schafft, oder ob man besser den Weg des Mitspielers verbaut, so dass er seinen Astronauten nur langsam weiterziehen kann. Auch sollte man nicht zu spät mit seinem Astronauten losziehen, denn schliesslich kommt man so schneller an Energie-Steine, kann auch mal einen Raumsprung wagen und bei Bedarf kann man ja immer noch mal die Spielfigur stehen lassen und eine Raute nachlegen.
Als ich Tom Tube das erste Mal gespielt habe, lief es so ab, dass sowohl mein Mitspieler als auch ich zunächst nur darauf konzentriert waren, einen möglichst perfekten Weg vorzubereiten und erst als alle benötigten Wege fertig waren, sind wir dann mit den Spielfiguren losgezogen. Spannender wird das Spiel, wenn man die Astronauten bereits in ein noch nicht vollstänig fertiggestelltes Röhrennetz schickt. Schliesslich bringt es einen guten Vorteil, als erster seine beiden Solar-Steine eingesammelt zu haben und wieder an der eigenen Basis-Station angekommen zu sein. Das ist zwar nicht die Siegbedingung, aber da die Solar-Steine mit 5 Punkten gewertet werden und das Zurückkommen zur Basis-Station Bonuspunkte bringt, schonmal eine gute Grundlage für die Punktewertung.
Worauf wir in meinen ersten Spielrunden auch noch zu wenig geachtet haben, ist die Möglichkeit, durch geschicktes Legen der Rauten dafür zu sorgen, dass Kontroll-, Energie- oder Alien-Steine in der Nähe des eigenen Astronauten landen und so leichter für sich zu vereinnahmen sind.
Die Rautenform der Plättchen ist ungewöhnlich. Alle andere Spiele, die ich kenne, verwenden regelmässige Formen wie Quadrate oder gleichseitige Sechsecke.
Jede Runde steht man vor der Entscheidung, ob man lieber konstruktiv an eigenen Wegen baut oder den Gegner blockiert und wann man anfängt, die ersten Steine einzusammeln. Am liebsten würde man alles auf einmal machen. Doch dass das nicht geht, macht auch den Reiz des Spiels aus. Schliesslich muss man die richtige Taktik finden, mit der man schneller als der Mitspieler die richtigen Wege gebaut und durchschwebt bekommt.
Die Spielregel ist gut gegliedert und erklärt die einzelnen Aktionen anschaulich und bebildert. Die Regel zum Abknicken bei den Schwebe-Bewegungen mag vieleicht den ein oder anderen Spieler, dessen räumliches Vorstellungsvermögen nicht so geübt ist, anfangs etwas verwirren. Da aber auch das gut bebildert ist, sollte nach doppeltem Lesen des entsprechenden Spielregelabschnitts auch das verstehbar sein.
In meiner ersten Spielrunde von 'Tom Tube' wirkte das ganze wie ein locker-leichtes Legespiel mit nur wenig Tiefe. Nach mehreren Spielrunden erschliessen sich so langsam die taktischen Möglichkeiten, wie das geschickte Legen der Rautenplättchen oder das frühzeitige Losschicken des Astronauten.
Auch wenn es spannender ist, sich die taktischen Möglichkeiten eines Spiels selber zu erschliessen, hätte ich mir in der Spielregel zumindest ein paar grundlegende Tipps gewünscht. Es besteht sonst die Gefahr, dass Gelegenheitsspieler manche spieltaktischen Möglichkeiten nicht wahrnehmen und das Spiel zu Unrecht im Regal liegen bleibt. Andererseits wird das Spiel den Gelegenheitsspielern wohl eh verborgen bleiben, ist es doch nur über einen Spieleversender aus Friedberg zu beziehen.
[i]Übrigens:[/i] Die Spielregel und viele weitere Informationen zu Tom Tube sind auf der Webseite http://www.kronberger-spiele.de/tom_tube/tom.html nachzulesen.
[b]Tom Tube[/b] von Roland & Tobias Goslar, 2 Spieler ab 10 Jahren, Spieldauer 30 Minuten, Kronberger Spiele, Preis ca. 15 €
[i]Dieses [b]P[/b]osting gibt meinen[/i] [b]p[/b]ersönlichen [b]e[/b]rsten [b]E[/b]indruck [i] wieder und enthält daher keine Aussage über den Wiederspielreiz.[/i]