bin neu hier und freue mich auf schöne Diskussionen rund ums Spielen.
Wie in den Richtlinien gewünscht habe ich gesucht, ob es bereits einen Thread über "Village" gibt. Hab keinen gefunden. Nun schreibe ich einen

Wir haben am Wochenende das Spiel "Village" von Inka und Markus Brand gespielt. Insgesamt 3x. Einmal mit 3 Leuten und 2x mit Vier Mitspielern.
Das Spiel ist super angekommen. Kurz noch zu uns: Wir sind Vielspieler und mögen Spiele wie Magister Navis, Puerto Rico, Stoneage, Säulen der Erde etc. sehr. Mein Favorit ist Kingsburg mit Erweiterung. Bisher das beste Spiel das ich kenne und ich spiele seit 1987 recht viel.
So, nun zu Village: Es kann hinsichtlich der strategischen Anforderung an o. g. Spiele locker mithalten und hat einen sehr hohen Wiederspielreiz.
Hier meine Rezension, die ich bei Amazon eingestellt habe.
Village ist ein Spiel für Vielspieler. Leute, denen Puerto Rico, Säulen der Erde, Agricola oder Fürsten von Florenz gefällt, werden ihren Spaß haben.
Alle Informationen liegen offen. Sogar die nächsten Kunden sind zu sehen. Somit kann ich Güter "vorproduzieren". Ich sehe welche Steine wo liegen und welche Steine und Güter meine Mitspieler haben. Damit ist jederzeit eine Strategie zu verfolgen. Auch die Möglichkeiten meiner Mitspieler kann und muss ich in meine Entscheidungen einfließen lassen. Es gibt keine Ausreden für Misserfolg. Herrlich.
Klasse auch die Möglichkeiten, die dem Spieler geboten werden:
Ich suche das Glück in der weiten Ferne. Bis zu 24 Siegpunkte + 2 Gold + 4 beliebige Steine sind zu holen). Jedoch benötigt man für die "Reisestrategie" sehr viele Steinchen, die einen anderswo fehlen werden.
Ich treibe meine Karriere im Rathaus voran. Sehr stark sind die beiden letzten Stufen, wobei die vorletze Stufe sehr effektiv ist um mit wenig Aufwand an hochwertige Güter (Ochse, Pflugschar) zu kommen. Der Aufwand an Steinchen ist minimal wenn man bis zur vorletzten oder letzten Stufe vorgedrungen ist. Diese Person sollte allerdings vor dem Tod bewahrt werden, da ein Aufstieg im Rathaus kostspielig, aber vor allem Zeitaufwändig ist. 18 Siegpunkte + einige wertvolle Plättchen kann man mit dieser Strategie schaffen. 4x 3 Siegpunkte durch Goldverkauf + 6 Siegpunkte für die letzte Stufe.
Ich bemühe mich um die Mehrheit in der Kirche und fördere meinen Aufstieg mit Getreide. Wer es schafft, häufig die Mehrheit zu erhalten, sammelt sehr viele Punkte (4x Mehrheit = 8 Punkte). Zusätzlich gibte es noch Punkte für jeden eigenen Dorfbewohner der bei Spielende in der Kirche steht, selbst in der 1. Stufe. Das ist nicht zu unterschätzen. Ein Mitspieler schaffte 21 Siegpunkte mit der Kirchenstrategie. 3x Mehrheit plus 15 Punkte für Personen in der Kirche am Spielende.
Ich konzentriere mich auf das Müllerhandwerk. Wer ständig mit Ochsengespann und Pflug das Maximum an Getreide produziert, hat viele Möglichkeiten dieses Getreide strategisch einzusetzen: Ein Ochse/Pferd kostet 3 Getreide. Für 2 Getreide + 2 Zeit erhalte ich 2 Gold. Getreide benötige ich außerdem um in der Kirche aufzusteigen oder es am Markt zu verkaufen.
Ich fokussiere mich auf den Markt: Wer gezielt die Güter produziert, die auf dem Markt nachgefragt werden, wird sich einen Punktevorsprung vor den Mitspielern erkaufen. Ob dieser jedoch reicht um die Punkte der anderen über Reise, Rathaus, Markt und Chronik auszugleichen, wird sich zeigen. In unseren Partien hat sich herausgestellt, dass man nicht gewinnen kann wenn man nicht wenigstens 10 Punkte über den Markt holt. Der Vorsprung der Spieler, die den Markt häufig nutzen, ist dann nicht mehr auszugleichen. Wer versucht häufig am Markt zu verkaufen, schafft dadurch locker 20 Punkte und mehr. Ohne einen einzigen Marktverkauf kann man nicht gewinnen. Unmöglich.
Ich sterbe clever. Diese Strategie ist vollkommen neu und innovativ. Großes Lob an die Autoren. Man muss schon genau aufpassen wo man seine ersten 4 Bürger mit der Nummer 1 einsetzt. Diese werden sehr wahrscheinlich im Laufe des Spiels das Zeitliche segnen. Bringt man alle vier 1er Personen und eine 2er Person in der Dorfchronik unter, holt man damit 12 Siegpunkte. Schaffen die Gegner nur 2 oder 3 Personen in der Chronik unterzubringen (was häufig vorkommt), so "erstirbt" man sich einen Vorsprung von 8 - 12 Punkten. Clever zu sterben ist also eine echte Herausforderung :-). Nicht zu unterschätzen ist die Kontrolle über das Spielende wenn man derjenige ist, der seine Leute am häufigsten Sterben lässt. Das Spiel endet nämlich wenn die Dorfchronik voll ist oder die Armengräber keinen Platz mehr bieten. Wer es nicht in die Dorfchronik schafft, dem bleibt nur der kalte Platz im Armengrab. Namenlos und - noch schlimmer - ohne Siegpunkte.
Aus diesen Zeilen ist zu ersehen, dass in Village viel Spass steckt. Wer auf sehr schön gemachte Strategiespiele mit geringem Glücksfaktor steht, muss hier zugreifen. Zufälligkeiten gibt es nur beim Verteilen der farbigen Steinchen. Diese Verteilung ist jedoch nicht sonderlich wichtig, da man mit Gold und guter Planung immer die passenden Steinchen hat. Selbst das zufällige Ziehen der eigenen Kirchgänger aus dem Beutel kann man mit Gold beeinflussen. Die Sieger kamen immer so auf 55 - 60 Punkte. Wobei der Unterschied zwischen den Spielern oft nur 1-2 Punkte betrug.
Nur eine Strategie zu verfolgen kann nicht funktionieren. Man sollte von Beginn an wissen wo man seine 2-3 Schwerpunkte setzen will. Plötzlich auftretende Möglichkeiten, vor allem beim Auslösen des Marktes, gilt es geschickt zu nutzen oder gezielt ziehen zu lassen. Diese Entscheidungen sind oft spielentscheidend. Kleine Fehler und falsche Entscheidungen zu Beginn verzeiht das Spiel.
Bei unserer Vielspielerrunde kam das Spiel hervorragend an. Ich sehe es auf einer Höhe mit Puerto Rico. Und Puerto Rico ist eines der besten Strategiespiele überhaupt.
Zum Abschluss noch ein Kritikpunkt:
Die Anleitung ist in wenigen Punkten nicht deutlich genug. Dass man Güter mit Steinchen produzieren kann ohne Personen in den jeweiligen Handwerksbetrieb senden zu müssen, hat sich uns nicht sofort erschlossen. Wir dachten zunächst, dass man immer eine Person im jeweilgen Betrieb haben muss. Das ist aber nicht so!
Auch wird nicht ausdrücklich erwähnt ob man beim Nutzen des Brunnens (3 gleichfarbige Steine erlauben eine Aktion zu machen, die eigentlich nicht mehr erreichbar ist) Gold einsetzen darf. Wir spielen es ohne die Verwendung von Gold beim Brunnen.
Kennt jemand von Euch das Spiel schon? Und wenn ja, was meint ihr dazu?