Beitragvon Michael Weber » 16. Dezember 2003, 18:43
Ja, ihr habt alle auf die eine oder andere Weise Recht.
Aber dabei vergesst ihr eins. Darf denn jetzt niemand mehr Spiele benoten oder besprechen, die von Autoren sind, die mit dem Rezensenten mehr oder weniger locker befreundet oder verbandelt sind?
Da hätten aber einige Rezensenten Schwierigkeiten, überhaupt noch Texte abzuliefern. Ich denke da an diverse Testgruppenverflechtungen von einigen unserer Kollegen mit Autoren aus dem regionalen Einzugsgebiet, denke an unser Reich der Spiele, das zusammen mit dem halben oder ganzen eines der Spieleverlage aus Hannover andere Spiele testet und natürlich auch deren Produkte bespricht. Oder an alle Jury-Leute, die über Jahre mehr oder weniger guten Kontakt zu Autoren haben und pflegen. Oder an Kollegen, die auf langen Verkauf ihre eigenen Spieleveröffentlichen hoffen. Denke an alle Autoren, die gleichzeitig Spiele besprechen (die Liste ist Ellen lang).
Und wo ist denn die Grenze. Darf man am Ende nicht mal mehr nett zu jemanden sein, aus Angst, man würde vielleicht damit den Vorwurf der tendenziösen Berichterstattung beleben?
Einerseits wird doch immer gefordert, dass die "Szene" (wer ist das eigentlich?) zusammenhalten soll, andererseits darf man jetzt keine Spiele befreundeter Verlag, Autoren oder Presse-Leute mehr besprechen?
Ich halte für mich fest: Ich gebe auch meinem besten Freund, wenn er ein Spiel veröffentlicht, eine faire, aber kritische Note. Und damit - so denke ich - spreche ich für alle, doch zumindest die meisten meiner Kollegen.
Tendenziös wäre vielleicht, wenn ein Autor oder Verlagsmitarbeiter eigene Spiele bespricht, alle anderen Diskussionen sind völlig deplatziert. Lasst uns lieber über Inhalte diskustieren, dann können wir solche absurden Diskussionen viel handfester führen ;-)
Michael
(immer für kritische Streitereien zu haben)