Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 16. September 2004, 21:03
Nur ein paar ergänzende Anmerkungen zu Punkt d), weil Udo zu den anderen Punkte schon alles gesagt hat:
Es ist seit 1996, als die Basis-Packung des Kartenspiels erschien, kein Jahr vergangen, ohne dass es zu Regeländerungen und -ergänzungen kam.
Die Regeländerungen samt Aufklebern von 2003 fassen zum Teil nur zusammen, was bis dahin über verschiedene Auflagen verstreut war.
Der Rest der Änderungen betrifft in erster Linie das Turnierspiel und verfolgt das Ziel, mehrere verschiedene Strategien attraktiver zu machen. Die Strategie des Turnierspiels war zum Zeitpunkt der Änderungen in drei Haupt-Varianten, die jede für sich sehr mächtig waren, aufgegliedert:
- Universitäts-Strategie
- Vollzauberdeck-Strategie
- Kanzler-Strategie (die legendäre Strategie, mit der man in einem Zug 11 Punkte machen konnte, ehe der Gegner auch nur eine Aktionskarte spielen kann, und die viel Konzentration und ein fehlerfreies Gedächtnis über die genaue Position aller Karten in den Stapeln erfordert).
Andere Strategien waren natürlich spielbar, scheiterten aber fast zwangsläufig, wenn sie auf eine dieser drei stießen.
Die Regeländerungen nahmen diesen drei Strategien, die bis dahin nahezu völlig dominant geworden waren, ein Stück ihrer Übermacht weg:
- Die Universitäts-Strategie wurde gebremst, in dem die Universität die Handkartenzahl nicht mehr erhöht und der Baukran nicht mehr bei allen Stadtausbauten Kosten spart
- Die Vollzauberdeck-Strategie wurde gebremst, weil die Regel, dass man mit einem Spion nur dann Zauber-Aktionskarten erbeuten kann, wenn man selbst mit Zauberern spielt, abgeschafft wurde (vorher war ein "Magier" für einen "Muggel" unangreifbar; der "Magier" konnte dem "Muggel" alle entscheidenden Karten abnehmen, ohne selbst ein Risiko einzugehen).
- Die neue 7-Punkte-Regel machte das Spielen der Kanzler-Strategie unmöglich.
In Verbindung mit den Karten aus "Barbaren & Handelsherren" wurden andere Strategien attraktiver und einige neue (zum Beispiel mit dem Hafen als zentraler Karte) überhaupt erst möglich.
Die Frage, ob sich die neuen Regeln lohnen, ist nicht für jedermann gleich und pauschal schon gar nicht zu beantworten. Wer sich ein variantenreiches Spiel mit vielen - und noch lange nicht ausgeloteten - Möglichkeiten wünscht, der wird an den neuen Regeln Gefallen finden. Wer sich auf wenige erfolgreiche Turnierdecks im traditionellen Stil konzentrieren möchte, der wird sie ablehnen.
Es gibt ehemals engagierte Spieler, die dem Kartenspiel nach der Regelreform den Rücken gekehrt haben, weil ihre erfolgreichen Decks nicht mehr funktionieren; es gibt Spieler die sich in das neue Experimentier-Feld für originelle Ideen verliebt haben und mit dem Kartenspiel jetzt erst richtig loslegen.
Eine Übersicht über die Regeländerungen im Kartenspiel - auch aus vergangenen Jahren - bietet die Encyclopaedia Catanica unter folgendem Link:
http://www.siedeln.de/faq/index.php?sid=7782&aktion=anzeigen&rubrik=001005007
Mit einem lieben Gruß
Gustav