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[OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Sachfremdes
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peer

[OT] consumed

Beitragvon peer » 16. Mai 2005, 15:38

Hi,
ferdinand köther schrieb:
>> Aber wieso „energy tiles“ keine „Energiekacheln“ sein dürfen,
> Matthias, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Wären dir
> „Energieplättchen“ lieber? Auch kein Problem, und wenn sie
> „consumed“ werden, werden sie aufgefressen, konsumiert oder
> eben verzehrt, was ist daran verkehrt?

... das consumed eben auch "verbraucht" heisst - was in diesem Kontext vermutlich die beste Wahl gewesen wäre. Aber was solls, hinterher weiss man immer mehr und solange mans versteht... Immerhin ist eine Regel ja kein Unterhaltungsroman.

ciao
peer

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Attila
Kennerspieler
Beiträge: 4715

Re: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Attila » 16. Mai 2005, 17:24

Matthias Staber schrieb:

> Es soll ja auch nich aktuell sein,

Ich meinte eigentlich damit das es z.Zt. kein deutsches Wort ist! :-)

> "unentschlossen" verwenden würde) wirken. Dass es extra für
> SüC aus dem Französischen eingedeutscht wurde, glaube ich
> nicht:

Nein, es ist sicherlich nicht für SoC "eingedeutscht", denn es ist in div. Fantasy-Romanen/Rollenspielen verwendet worden.

Atti

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Marten Holst

RE: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Marten Holst » 16. Mai 2005, 19:24

Moin Lorion,

> ist dir eigendlich aufgefallen, dass du fast mehr
> lateinische Begriffe verwendet hast als deutsche oder
> englische? *g* (ich übertreibe gern)
> Wörter wie produktiv, multimedia, individuell, elite,
> äquivalent, direkt oder interesse sind sicher nicht
> deutscher oder englischer Herkunft (sag ich jetzt mal)

ja, ist mir aufgefallen - und es stört mich.

> Und ich möchte mal die Frage in die Luft stellen, wie viele
> Sprachen außer Deutsch soetwas wie einen Duden haben,
> indenen die Vielzahl der Wörter festgeschrieben wird...
> Englisch ist sehr dynamisch night wird inzwischen häufiger
> nite geschrieben... einfach so aus dem Zeitgefühl heraus...
> vergiss Oxford *g*

Erosion (noch so eins) der Sprache ist eine Sache - Stilmoden gibt es immer wieder (man betrachte ein Album der Gruppe The Slade), obendrein verschiedene englische Varianten in Wörtern und Schreibungen - sie findet man auch im Deutschen. Englisch ist nicht unbedingt dynamischer als Deutsch, aber vielartiger, gerade bei Schreibungen ist das Deutsche gar Anpassungsfähiger. Die Frage, wie viele ein dudenähnliches Buch haben, beantworte ich hingegen gleich mit "wahrscheinlich fast alle" - zum Beispiel das OED für die englische Sprache. Entscheidend für mich ist allerdings, dass nicht jedes englische (oder lateinische, Marten) Wort unüberdacht ins Deutsche übernommen werden muss. Und gerade das wird für meinen Geschmack zu oft getan, weil man weltoffen ist, und Englisch eh viel weltoffener ist (was zugegeben meiner Erfahrung nach sogar teilweise stimmen kann - wenn schon nicht die Sprache, dann doch zumindest in Teilen die Sprecher).

> Heiße Luft ist wirklich was schönes! Da kann man sich den
> ganzen Tag dran wärmen :)

Stimmt. Und - auch wenn ich das bei Queste nicht so sehe - wenn ich mir ansehe, wie in Werbung, Prospekten oder Schlagworten englische Begriffe teils ohne Sinn und Verstand und offenkundig ohne Kenntnis ihrer Bedeutung oder ihres Zusammenhangs verwendet werden, dann ist das auch ne Menge heiße Luft :-)

Tschüß (<--- spanisches Wort)
Marten

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ferdinand köther

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon ferdinand köther » 16. Mai 2005, 21:34

Alles easy, äh ich meine klar, kein Problem.

Jaja, die Kacheln, ich liebe sie, viele andere nicht, weiß ich, gerade das regt meinen Widerspruchsgeist, und wer sagt, daß Kacheln nur für's Badezimmer (oder Küche) taugen? Am ISS-Shuttle haften auch welche, Hitze mit Vornamen.

Richtet sich nach meiner Definition vor allem nach der Größe, da ich nicht immer das Spielmaterial zur Hand habe, kann es durchaus vorkommen, daß "Plättchen" in manchen Fällen angebrachter wären. Spätestens wenn ein Plättchen so groß wie' ne Kachel ist, ist's 'ne Kachel und kein Plättchen mehr, Platte hört sich auch doof an, oder? Ach, wie viel einfacher ist doch alles, nein, besser vieles, im englischen ...

Und "consumed" heißt auch verbraucht, völlig richtig, und peer sieht das auch ansonsten richtig, 'ne Regel ist kein Roman und alles ist 'ne Stilfrage, die Klarheit und Eindeutigkeit einer Regel steht für mich absolut im Vordergrund, wenn's dann auch noch "schön" formuliert ist umso besser, klappt halt mal besser, mal weniger gut.

Ansonsten, wenn schon jemand die Queste erfindet, erfinde ich halt die Kachel neu, hihi! Die Sprache lebt, sagte ich ja schon, und da waren sich, glaube ich, sogar alle einig ;-)

Ey Alter, un' gezz laß kacheln,
:-) Ferdi

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Michael Andersch

RE: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Michael Andersch » 16. Mai 2005, 23:25

"Marten Holst" hat am 16.05.2005 geschrieben:

> Es gibt aber auch Dinge, die man übersetzen kann - und das wird für meinen Geschmack zu wenig probiert,

Jou.

> im Entscheiderlevel

Du wolltest sicher schreiben: "auf Entscheiderebene", oder?

SCNR,
Micha (Der zuviele Anglizismen auch nicht gut findet, sich an "Queste" jedoch nicht gestört hätte)

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Peter Gustav Bartschat

[OT] Apropos Duden und Spielregeln

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 17. Mai 2005, 12:29

Da ich grade was anderes im Duden nachgeschlagen habe, habe ich die Gelegenheit genutzt, dort einfach mal nach den Wörtern "Pöppel", "Counter" und "Token" zu schauen.

Und siehe da: "Pöppel" und "Token" finden sich gar nicht im Duden, "Counter" nur in zusammengesetzten Begriffen, z.b. "Counterpart".

Für "Counter" und "Token" gibt es aber, wie mich dann ein Blick in das Schöffler/Weis-Wörterbuch Englisch-Deutsch belehrte, sehr wohl deutsche Übersetzungen, die man im Zusammenhang mit Spielen verwenden kann, nämlich "Spielmarke" und "Symbol".

Wenn das Kriterium für ein in einem schriftlich formulierten Text enthaltenes Wort heißt: "Es muss im Duden stehen", dann dürfen diese Wörter also nicht verwendet werden, zumindest nicht von den Leuten, die die Ansicht vertreten, es gebe dieses Kriterium. (Ich persönlich vertrete diese Ansicht nicht, denn ich denke, über die von ihm verwendeten Wörter und Formulierungen entscheidet der Schreibende frei nach seinen persönlichen Kriterien, somit kann ich sie hier ohne schlechtes Gewissen hinschreiben.)

Jetzt bin ich ja mal gespannt: Werden die Verteidiger der deutschen Sprachreinheit die Konsequenz (Folgerichtigkeit, Beharrlichkeit) besitzen, sich ab sofort von allen Spielen zu trennen, in deren Regeln diese Begriffe verwendet werden? Werden sie das Lesen von Rezensionen (Besprechungen) ablehnen, wenn diese Begriffe darin verwendet werden? Vielleicht gar ihre Abonnements (Vereinbarungen zum Bezug) von Zeitschriften kündigen, in denen diese Begriffe verwendet wurden, werden oder zukünftig verwendet werden könnten?

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Ralf Arnemann
Kennerspieler
Beiträge: 2447

Gutes altes deutsches Wort!

Beitragvon Ralf Arnemann » 17. Mai 2005, 12:48

> aber auf jeden Fall kann das Spiel für sich beanspruchen, die deutsche Sprache
> um ein neues Wort bereichert (?) zu haben: Die "Queste"...
> Aber das Wort "Queste" ("hä, was für'ne Quaste?") ist nun wirklich ziemlich
> verquast, laut Duden bisher im deutschen Sprachraum unbekannt ...

Der Duden bietet nur einen Bruchteil dessen an, was die deutsche Sprache an Wortschatz zu bieten hat. Was dort nicht vorkommt, ist vielleicht weniger gebräuchlich - aber deswegen noch lange nicht unbekannt im deutschen Sprachraum.

Eine wesentlich bessere und umfangreichere Quelle ist z. B. das Grimm'sche Wörterbuch, online zu finden unter http://www.dwb.uni-trier.de/

Und da findet sich "Queste" sehr wohl:
"QUEST, QUESTE, m. f. gewinn, franz. quête, ehemals queste vom lat. quaestus:"

Dazu noch Fundstellen:
"wir arme menschen wollen viel lieber ein jeder im selber seinen vortheil, gewinn und questen erwehlen." MATHESIUS Syr. 1, 65b;
"quest oder bettelquest" (theil 1, 1731 nachzutragen),
"das almosensammeln, die bettelei der mönche: mit der quest umb ziehen." FREY gartenges. 29a;
"ich hab den quest umb hundert guldin kouft." N. MANUEL vom papst u. seiner priesterschaft 467;

Meiner Erinnerung nach findet sich Queste schon im Mittelhochdeutschen in der Parzifalssage - und zwar genau für solche Abenteuer, wie sie in Fantasy-Rollenspielen nachgespielt werden (Einen Beleg dafür habe ich auf die Schnelle nicht gefunden).

Der Gebrauch dieses Worts nicht nur in "Schatten über Camelot" ist also korrekter Rückgriff auf urdeutsches Sprachgut ;-)

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peer

Re: Gutes altes deutsches Wort!

Beitragvon peer » 17. Mai 2005, 13:11

Hi,
danke für den Beitrag - war sehr lehrreich!

Ralf Arnemann schrieb:
> Der Duden bietet nur einen Bruchteil dessen an, was die
> deutsche Sprache an Wortschatz zu bieten hat. Was dort nicht
> vorkommt, ist vielleicht weniger gebräuchlich - aber deswegen
> noch lange nicht unbekannt im deutschen Sprachraum.

Das hat Gustav ja auch schön erklärt (das Wort Pöppel ist ja eine Erfindung von KMW). Sprache lebt, da kommen ständig neue Begriffe hinzu (Ostalgie, Humankapital, SMS...), andere werden vergessen (Zeitläufte und scheinbar auch Queste).

Nichtsdestotrotz ists ja immer so dass man mit dem Schlagwort "Angliszismen" immer für einen Thread gut ist ;-)

(Unabhängig davon, dass ich Angliszismen als solche i.A. nicht schlimm finde, es sei denn es nimmt überhand...)

ciao
Peer (trinkt gerne Wellness und weiss dass Oldtimer ein deutsches Wort ist)


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