Gestern hatte ich also das Vergnügen, zum dritten Mal in der dritten Runde "Fiese Freunde, fette Feten" zu spielen. Aus diesem Anlass hier mein persönlicher Eindruck von diesem Spiel.
Zunächst: auf den Spielmechanismus möchte ich nicht weiter im Detail eingehen - das haben andere schon sehr kompetent getan. Wenn man das Spiel auf seine wesentlichen Elemente abstrahiert ist es im Prinzip ein Optmierungsspiel. Vom Mechanismus her erinnert es mich an "Fische Fluppen Frikadellen" (ebenfalls von 2F), auch dort hat man stark das Prinzip, dass ein gewissen Input verlangt wird und in einen Output umgewandelt wird. Im einen Fall sind es Charaktereigenschaften im anderen die Frachtgüter.
Auch zur Regel ist hier schon genug gesagt worden. Sie ist nicht so schlecht wie manche schreiben, sondern hat eigentlich nur eine signifikante Schwäche, nämlich die Beschreibung der Interaktion mit bestehenden und neuen Freunden. Aber dieses Problem ist durch Marcel-Andrés Webregel-Initiative ja schon adressiert und wird bald gelöst sein.
Also zum Spielgefühl:
Um es kurz zu machen: In der richtigen Runde gespielt, ist FFFF ein Kracher. Ich hatte gestern so viel Spaß wie schon lange bei einem Spiel nicht mehr. Die Leute sind 100% auf das Thema eingestiegen und haben die Karten und ihre Aktionen nicht einfach stumm & stumpf ausgeführt sondern jedesmal noch mit launigen Kommentaren versehen. Zudem haben wir die Karten nach dem Ausspielen nicht einfach weggelegt, sondern es hat jeder seine Karten vor sich chronologisch abgelegt und hatte so am Ende des Spiels sein alternatives Leben in ganzer Schönheit vor sich. Als das Spiel vorbei war, haben wir dann nicht einfach aufgehört sondern jeder konnte die Highlights seines Lebens nochmal darstellen und kommentieren.
Die gestrige Runde hat das Spiel nicht einfach mechanistisch aufgefasst, sondern hat es (ohne Aufforderung) mit Rollenspielelementen versehen. Die Belohnung war ein wirklich lohnenswerter Spielspaß und der Wunsch, das Spiel möglichst bald wieder auf den Tisch zu tun.
In meinen anderen beiden Runden ist das Spiel auch gut angekommen, hat aber keine ebenso hohe Gaudi hervorgebracht. Vor allem in der Vielspielerrunde haben die Teilnehmer viel optimiert und das Spielthema dabei in den Hintergrund treten lassen. Das Ergebnis war eine gute Runde aber eben keine Euphorie.
Meine Meinung zu FFFF: die Autoren beweisen mit diesem Spiel, dass man drei Dinge sehr stimmig unter einen Hut bringen kann:
- Einen gut funktionierenden Mechanismus
- Ein perfekt dazu passendes Thema
- Brilliante Gestaltung (Mauras Garfiken schreien danach, auf T-Shirts gebannt zu werden)
Um es mal lästerhaft auszudrücken: käme der Mechanismus von Herrn K*****, wäre das Thema vermutlich Tauschvorgänge im Mittelalter, verbunden mit einer 08/15 Grafik. Das Spiel käme dann für 29,95 bei ****** raus und wäre nach ca. 6 Monaten bereits vergessen.
Keine Ahnung, ob ich FFFF in einem Jahr immer noch begeistert auf den Tisch legen werde, aber es definitiv ein Spiel das man nicht vergisst, weil es einfach in Art und Thema aus der Masse hervorsticht. Bei 80% der Spiele die hierzulande veröffentlicht werden hab ich das Gefühl, man könnte sie alle bei Ikea in Regalen aufstapeln weil sie sich immer wieder ähneln in Spielprinzip, Aufmachung, Thematik.
Zusammenfassung: Für Leute, die in lockeren Spielrunden unterwegs sind ist FFFF eine 100%iger Kaufempfehlung - nicht zuletzt wegen des sehr günstigen Preises. Für die ernsteren Spieleanalytiker unter uns gibt es sicher vom Mechanismus noch ausgefeiltere Spiele. Aber kaum orgininellere.
Gruß & nice dice,
Jerry