Beitragvon peer » 29. Juli 2005, 13:44
Hi,
Wolfram Püchert alias WeePee schrieb:
>> Warum finde ich Carcassonne uninteressant?
>
> (Ich rede hier über das Grundspiel und nicht über die vielen
> Erweiterungen)
Die machen das Grundspiel meines Erachtens auch nicht besser, aber das ist eine andere Diskussion ;-)
> 1) Die Spielmechanik ist mäßig:
> a) Landschaftsteil ziehen, Landschaftsteil anlegen, Pöppel
> auf das Landschaftsteil setzen, Wertungen durchführen (und
> das 71 mal)
Naja. Bei Schach setzte ich nur und entferne manchmal figuren. Klar ist Carcci nun kein komplexes Tabletop (und aufgrund deiner Postings und REzis schließe ich dass du eher auf komplexeres stehst), aber der Reiz des Mechanismus ist ja gerade, dass mit wenig Regeln viel machbar ist. Deine Rechnung (<5 möglichkeiten????) teile ich nähmlich überhaupt nicht.
Aber wie TRH schon schrieb: Vielleicht ists einfach nicht dein Ding. Das muss nicht bedeuten, dass der Mechanismus lahm ist - er gefällt dir nur nicht.
Ich halte den Mechanismus für klasse: Genial enifach, hohe Spieltiefe (s.u.) und da steckt noch mächtig was drin, wie die Spin offs (Stadt, Burg, Discovery...) zeigen.
> 2) Konkrete strategische Planungen sind unmöglich, da
> a) mit jedem Zug eines Landschaftsteils eine neue Situation
> geschaffen wird, die man selbst nicht beeinflussen kann (man
> kann nicht (sicher) voraus planen - weder einen eigenen Plan
> verfolgen noch die Pläne der Gegner eruieren)
Mmh, es gibt gewisse strategische Langüberlegungen, aber das Spiel ist eher taktisch geprägt, das stimmt. Aber so viel ändert sich in einem Zug nicht (höchstens zu 5. und da hjat Carcci sicherlich nicht gerade seine Stärke - optimal ist es imho zu dritt).
> b) das Spiel durch den Glücksfaktor (Landschaftsteil ziehen)
> bestimmt wird.
Wie Kathrin schon schrieb: Der Glücksfaktor ist so hoch nicht. Zufälligerweise habe ich gestern gewonnen ohne ein einziges Kloster gezogen zu haben (Klöster werden auch oft überschätzt - zwar bringen sie recht viele Punkte, binden oft aber auch Pöppel für eine relativ lange Zeit. Nicht dass man sie sich entgehen lassen sollte, aber sie sind auch keine Killer) und mit deutlich weniger Städte als meine Mitspieler.
Wie das geht?
a) Gegnerische Pöppel binden (da muss man keine Plättchen auswenidg lernen, wie du behauptest. Sowas mach ich nicht - wenn ich so viel Energie in ein Spiel zu stecken gewillt wäre, wäre ich doch professioneller Schachspieler geworden... :-) Es reicht zu wissen, dass es im Grundspiel kein Sackgasse gibt, die nur an einem Ende eine Stadt hat)
b) viele Wiesen verbinden. Gerade da ist viel möglich. Strassen benutze ich fast häufiger für meine Wiesentaktiken als zum Strassenbau.
c) Möglichst überall mitwerten (war gestern mangelns Städte schwierig, aber 1, 2 mal machbar). Zu zweit hat eine Chance viel größere Chancen fertig zu werden als alleine und viel Schmarotzen wirkt dem Kartenglück entgegen.
Das ist natürlich nur grob. Generell gibt es deutliche Unterschiede im Carccispiel zwischen stärkeren und schwächeren - Ich halte den Glücksfaktor sogar als für niedriger als bei Siedler (Grundspiel), bin aber auch kein guter Siedlerspieler ;-)
Backgammon ist trotz Würfel auch kein Glücksspiel... Allerdings hat es den Anschein, wenn man nur selten mal spielt.
> (Da fällt mir ein: wenn man diesen Glücksfaktor entfernt,
> indem man alle Kärtchen zur freien Wahl stellt, oder
> vielleicht 5 Kärtchen offen ausliegen hat und man eines der 5
> wählen darf (oder alternativ ein verdecktes), dann könnte das
> Spiel wesentlich strategischer werden ..... hmmm, das wäre
> vielleicht eine nette Regelvariante)
Es geistert immer mal die Variante mit den 3 Wahlplättchen herum. Ich persöhnlich halte davon nichts, denn es erhöht imho nur den Grübelfaktor ohne das Spiel zu verbessern. Ich kann in der regel mit fast jedem Teil etwas anfangen. Aber wems hilft...
> 3) Die eigenen Zugwahlmöglichkeiten sind sehr beschränkt:
> a) Die Anzahl der Plätze, an denen ich ein Plättchen anlegen
> kann, sind meist kleiner 5
???? Vielleicht am Anfang des Spieles. Die Kunst ist ja gerade so zu spielen, dass ich mit möglichst vielen Karten was anfangen kann. Wer nur auf das absolute Spezialteil spielt, hat natürlich wenig sinnvolle Möglichkeiten.
> b) Die Anzahl der Plätze, auf denen ich den Pöppel stellen
> kann, sind meist <3.
>
> ... damit ist es auch nicht gerade sehr taktisch.
Das ist eine Milchmädchenrechnung. Taktisch ist Carcci durchaus. Das zeigen die großen Unterschiede zwischen Schwächeren und Stärkeren auf der Brettspielwelt und bei Carcci-Turnieren.
(Übrigens könnte man ja auch sagen, dass die Möglichkeiten, die man bei einer Partie Siedler pro Zug hat, oft kleiner sind...)
Es ist nicht dein Spiel. Fein. Du hast auch noch nicht die Möglichkeiten erschlossen, die es bietet (ich hab sie erkannt, weil es das einzige Spiel war, dass ich in Thailand gespielt habe - und ich kam auf über 100 Partien). Das ist ok. Aber deswegen ist es nicht schlecht :-)
ciao
peer