So, dann will ich mich auch noch zu Dominion äussern und eventuell die Diskussion wieder ein wenig anstossen

.
Ich habe mal alle Posts durchgelesen und habe festgestellt, dass Dominion polarisiert. Irgendwie hat mich das überrascht, denn ich kenne bis jetzt niemanden der das Spiel schlecht findet - das ist jetzt keine subtile Wertung des Spiels, sondern einfach eine Tatsache. Aber das ist auch darauf zurückzuführen, dass ich bis jetzt das Spiel nur mit meiner Spielgruppe gespielt habe, und dass es dort gut ankam (btw: bei uns polarisiert eher Axis & Allies - die Einen findens gut, die anderen (ich) mögen es kaum).
Dominion ist in meinen Augen ein gutes Spiel. Dies rührt aus einer relativen Betrachtung her: Ich persönlich kenne kein anderes Spiel, dass man so leicht erklären kann, so simpel und einfach zu verstehen ist und trotzdem die selben Möglichkeiten bietet wie Dominion (ich habe noch nie eine so kurze Regel gesehen). Dominion ist ja im Prinzip sehr sehr simpel: Karten ablegen, Karten nehmen und Karten mischen. Ich weiss es nicht, aber ich würde behaupten Dominion ist soetwas wie "the father of all deck-building games" (ihr dürft mir gerne wiedersprechen

). Als ich das erste mal auf Dominion stiess, fand ich diesen Mechanismus genial. Ich finde das auch heute noch, eben gerade weil Domninion so simpel und einfach ist und gleichzeitig doch auch anspruchsvolle strategische Komponenten hat. Man muss sich ja bei jedem neuen Spiel eine neue Strategie überlegen, da ja immer neue Karten bereit liegen (ich spreche hier von Dominion inkl. allen Erweiterungen). Ich muss mir die Karten anschauen und überlegen, wie kann ich am schnellsten die meisten Punkte machen. Hierbei muss ich gewisse Synergien erkennen und überlegen, wie ich die am besten ausnutzen kann. Und zudem besteht ja immer ein "Trade-off": Die Punktkarten bringen mir zwar den Sieg, aber an sich verstopfen sie nur mein Deck. Dieser Aspekt gefällt mir sehr gut, ich mag solche Güterabwägungen. Sie erhöhen die strategische Komponente. Zudem muss ich immer ein Auge darauf haben, was meine Gegner kaufen und wie lange das Spiel noch dauert. Ich muss erkennen, wann es Zeit wird auf die Punktekarten zu gehen etc.
Es ist schon klar, dass es Karten gibt, welche sehr stark sind und häufig gespielt werden und andere, welche in gewissen Situationen nie gespielt werden. Aber genau hier sehe ich eine weitere Stärke des Spiels: Man kann einfach einmal alle eher "schwachen" Karten als Königreichkarten nehmen und schon ergibt sich ein total neues Spiel. Genau hier komme ich zu einem weitern Punkt: Die unzähligen Möglichkeiten die Königreichkarten zu kombinieren bieten eine Vielfalt, wie ich sie von kaum einem anderen Spiel kenne. Jedes Spiel spielt sich bei Dominion ein wenig anders. Klar gibt es immer dominante Strategien, doch diese muss man zuerst finden und es gibt auch häufig "Gegen-Strategien".
Also weshalb genau finde ich Dominon gut:
1.) Relativ zu der Spiel- und Vorbereitungszeit bietet das Spiel eine grosse Strategische Komponente.
2.) Relativ zum Preis bietet das Spiel einen sehr lang anhaltenden Spielpass, da es unzählige mögliche Kartenkombinationen gibt.
3.) Relativ zum simplen Deckbaumechanismus bietet das Spiel grosse Abwechslung.
Fazit: Alles ist relativ - und ach ja, Genialität liegt in der Einfachheit

.
Ich finde vor allem einfach den Deckbaumechanismus genial, denn auf den musst du als Spieleautor auch erst einmal kommen.
Noch etwas zum Glück: Ich finde nicht, dass Dominion ein Glücksspiel ist. Das ist etwa dasselbe, wie wenn man sagt Poker sei ein Glücksspiel. Wie ja bereits mehrfach gesagt wurde, wären dann alle Spieler gleich gut (im Schnitt) und es gäbe nicht gute und schlechte Spieler. Klar spielt das Glück beim Nachziehen eine Rolle, aber das gibt es ja in vielen (guten) Spielen. Aber die clevern Leute bauen sich ja ein Deck zusammen, wo man im Endgame mit fast jeder Hand mehrer Punktkarten kaufen kann. Das hat ja nichts mit Glück zu tun, sondern eben mit Deckbau. Für mich ist ein Glückspiel im Wesentlichen ein Spiel, bei dem ich vor Spielbeginn auswürfeln kann, ob ich gewinnen oder verlieren werde. Was ich dann während des Spiels tue, hat darauf kaum Einfluss. Das ist bei Dominion definitiv nicht der Fall.
Das heisst auf keinen Fall, das für mich Dominon "the god of games" ist. Es gibt viele gute andere Spiele. Ich spiele auch sehr gerne "drei und mehr stünder"-Spiele und scheue mich keineswegs 30 Seiten Regeln zu lesen. Aber dann erwarte ich einfach auch ein sehr sehr tiefes, abwechslungsreiches und ausbalanciertes Spiel. Ich will nicht fünf Stunden spielen und am Schluss entscheiden die Würfel. Und genau hier ist eben Dominion stark: Die Partien dauern ja kaum länger als 20 Minuten. Alles in allem finde ich Dominion ein gutes Spiel und mehr als durchschnittlich. Ich finde den Deckbaumechanismus - zumindest für damals - erfrischend, innovativ und neu. Aber noch mal: Dominon ist kein "Über-Spiel", aber bietet doch viel mehr als auf den ersten Blick zu vermuten ist.
Das heisst aber wiederum nicht, dass ich nicht verstehen kann, wenn jemand das Spiel nicht mag. Obwohl ich finde, dass es viele andere gute Spiele mit weit weniger Interaktion gibt, kann ich beispielsweise diesen Punkt schon nachvollziehen. Über Präferenzen kann man nicht streiten

.
Weiters finde ich auch, dass das Spiel optisch viel Potenzial verschenkt hat: Einige Karten sind wunderschön und auch die Schachtelcovers sind toll, aber dann kommen Karten wie "Das Armenviertel". Ich finde auch aus dem Design der Münzen und Punktekarten hätte man viel mehr rausholen können, aber eben, die Präferenzen sind halt verschieden.
Mich würde vor allem die Meinung der User interessieren, die Dominion nicht mögen. Ich wünsche mir eine kritische Auseinandersetzung, denn leider konnte ich aus den vorherigen Posts noch nicht so genau eruieren, was schlecht am Spiel ist. Bitte belehrt mich eines besseren!

Kann man auch wenn man das Spiel nicht mag sagen, dass doch der Spielmechanismus ziemlich einfallsreich ist?
(P.S: Da ich gesehen habe, dass das Spiel stark polarisiert, will ich nicht in alten Wunden graben. Aber wir sind hier ja in einem Forum und hier soll diskutiert werden. Und wir sind ja alle alt genug, um sachlich darüber zu reden

- obwohl man natürlich auch mal Emotionen zeigen darf. Wir sind schliesslich auch nur Menschen

)