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[PEEP] Kings Progress

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Wolf

[PEEP] Kings Progress

Beitragvon Wolf » 4. November 2005, 14:33

Im letzten Jahr brachte Steve Kingsbury bei JKLM-Games das leider kaum beachtete „Cities and Guilds“ heraus, Grund genug, mir in diesem Jahr sein neues Spiel „Kings Progress“ zuzulegen und – um es gleich vorweg zu sagen – ich wurde nicht enttäuscht.
Kings Progress spielt z.Zt. Heinrich des Achten in Südengland. Man erhält einen hübsch gezeichneten Spielplan mit den Abbildungen von drei Königsschlössern, 8 Domizilen für 8 Höflinge und auf den Wegen zwischen den Domizilen befinden sich Dörfer mit einem oder zwei Wirtshäusern.
Es gibt drei Runden und in jeder Runde befindet sich der König in einem anderen Schloss. Eine Runde ist beendet, wenn 5 Höflinge am Königsschloss eingetroffen sind.
Ziel des Spiels ist der Gewinn von Prestigepunkten und die bekommt man hauptsächlich durch Geschenke. Wenn man mit einem Höfling, den man kontrolliert, das Schloss erreicht, in dem sich der König gerade befindet, darf man sich eines von 6 zu Beginn des Spiels zufällig ausgewählten Geschenkpaaren wählen. Geschenke sind Schlösser, Ländereien, Geld, Titel und Ämter.
Ist ein Spieler an der Reihe, so hat er zwei Aktionen, die er unter 4 Aktionsmöglichkeiten wählen kann. Er darf auch eine Aktionsart zweimal durchführen, jedoch müssen die Aktionsarten in festgelegter Reihenfolge genutzt werden.
Die erste Möglichkeit besteht im Setzen eines beliebigen Höflings zu nächsten Dorf oder (wenn man davorsteht) zum Königsschloss. In jedem Gasthaus darf sich allerdings nur ein Höfling aufhalten, es gibt also durchaus Blockierungsmöglichkeiten. Benutze ich allerdings beide Aktionen für Fortbewegung, kann ich auch ein besetztes Dorf überspringen. Vom Wohnort des Höflings bis zum Königschloss sind es zwischen 3 und 5 Schritte, jenachdem, wo sich der König aufhält.
Ein wichtiger Passus wurde hier übrigens in der deutschen Spielregel vergessen. Die Höflinge dürfen nur in Richtung auf das Königsschloss gesetzt werden!
Die zweite Aktionsmöglichkeit ist, Einflusskarten auszuspielen, um Kontrolle über Höflinge zu erhalten.
Es gibt für jeden Höfling je zwei Karten mit den Werten 0, 1, 2 und 3. Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler drei Karten, kann aber später weitere erwerben. Er kann dann beliebig viele Karten für einen Höfling ausspielen oder je eine Karte für zwei Höflinge. Jede Karte zählt als Wert 1, nur die oberste Karte zählt zusätzlich den aufgedruckten Wert. Werden Karten addiert, so müssen sie allerdings unter den Stapel geschoben werden. Es ist deshalb wichtig, dass die obere Karte einen hohen Wert aufweist.
Hat ein Spieler dann Karten mit einem insgesamt höheren Wert ausgelegt, als jeder andere Spieler, erhält er die Kontrolle über den Höfling, was nicht nur Geschenke einbringt, wenn der Höfling ins Königsschloss zieht, sondern jeder Höfling besitzt auch eine bestimmte Eigenschaft, die allerdings nur einmal nutzbar ist, solange man die Kontrolle über den Höfling besitzt.
Die dritte Aktionsmöglichkeit ist, neue Einflusskarten aufzunehmen. Jeweils drei liegen aus und man darf sich entweder ein mit Wert 1, 2 oder 3 nehmen oder, wenn vorhanden, zwei mit Wert 0.
Die vierte Aktionsmöglichkeit ist, eine oben liegende Einflusskarte zu entfernen um dadurch vielleicht eine höherwertige nach oben zu bringen.
Treffen Höflinge im Schloss ein, so darf sich der Spieler, welcher den Höfling kontrolliert, ein Paar Geschenkkarten nehmen und muss die oberste Karte der betreffenden Auslage an Einflusskarten entfernen. Der Spieler behält aber trotzdem zunächst die Kontrolle. Ist der fünfte Höfling eingetroffen (3 bleiben also draußen), erhalten die Spieler, welche den zweitmeisten Einfluss auf die Höflinge im Schloss besitzen, auch noch ein Geschenk und dann gibt es eine Abrechnung.
Für jede Geschenkart wird geprüft, wer die meisten davon besitzt und dafür gibt es dann Prestigepunkte. Jede Geschenkart entspricht einer Spielerfarbe und wenn man in „seinen“ Geschenken führt, erhält man einen zusätzlichen Prestigepunkt.
Hierbei müssen die jeweiligen Sieger eine beliebige obere Karte einer ihrer Auslagen ablegen und somit kann sich der Einfluss auf die einzelnen Höflinge verändern. Es wird dann geprüft, wer jetzt noch die Kontrolle über die einzelnen Höflinge ausübt und auch dafür gibt es Punkte.
Danach werden die Höflinge aus dem Schloss wieder auf ihre Stammsitze gesetzt, der König zieht in ein anderes Schloss und es werden neue Geschenkarten ausgelegt. Man behält alle bis dahin erworbenen Geschenk- und Einflusskarten.
Am Ende der zweiten Runde gibt es mehr Punkte für Geschenke und am Ende der letzten Runde noch mehr. Sieger wird dann der Spieler mit den meisten Prestigepunkten.

Kings Progress ist ein Spiel, welches eigentlich alles besitzt, was zu einem guten Spiel gehört.
Mehrheitsbildung, gekoppelt mit logistischen Aufgaben, das gab es in dieser Art bisher kaum.
Auch wenn man mit den angegebenen 90 Minuten Spieldauer nicht immer auskommen wird – die Runden verlaufen zügig, da ja jeder Spieler nur zwei Aktionsmöglichkeiten besitzt.
Im Grunde besteht das Ziel ja darin, möglichst viele Höflinge unter Eigenkontrolle zum Königshof zu schicken, aber das ist einfacher gesagt, als getan, denn die Kontrolle kann schnell wechseln. So schnell allerdings auch wieder nicht, denn man darf neue Einflusskarten erst nach einer Auslage aufnehmen. Ob und wann ich Einflusskarten auslege, erfordert auch Überlegung, denn ich kann zwar später Karten nachlegen, aber jede zählt dann nur den Wert 1. Nur die oberste Karte der Auslage zählt evtl. Zusatzpunkte und ich kann nicht neu ordnen.
Es gibt also sehr viel Interaktion und Ärgerpotenzial. Glück spielt durch die Auswahl der jeweils zur Verfügung stehenden Einflusskarten eine gewisse Rolle, aber durchaus keine Entscheidende.
Etwas mühselig und aufwändig ist die Berechnung der Prestigepunkte, die man bei Rundenende erhält, aber das geschieht ja nur dreimal.
Das Spiel besitzt auch einen guten Spannungsbogen, denn die Zahl der im Besitz der Spieler befindlichen Einfluss- und Geschenkkarten wächst ebenso wie die Zahl der zu erntenden Prestigepunkte und damit wächst auch die Konkurrenz.
Die Spielregel ist (mit der oben erwähnten Ausnahme bei der deutschen Übersetzung) eindeutig, erfordert aber schon genaues Durchlesen, denn es gibt viele Sonderheiten.
Was darin nicht erwähnt wird, aber empfehlenswert ist – die erworbenen Geschenkarten sollten für alle sichtbar ausliegen, damit man bei der Geschenkauswahl abschätzen kann, ob und womit man evtl. eine Mehrheit erreicht.
Der Spielplan ist sehr ansprechend, auch die 8 Farben für Höflinge und Karten gut unterscheidbar. Die Karten müssen allerdings aus Stanzbögen herausgebrochen werden und sind für den Preis des Spiels schon etwas dürftig.
€ 35,-- sind in Bezug auf den Materialwert zu viel, für den Spielwert nicht.

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peer

Andere JKLM-Games?

Beitragvon peer » 4. November 2005, 19:47

Hallo,
Danke für das PEEP. Ich hab mir mal die Webseite von JKLM angesehen und da sieht vieles interessant aus. Bei Boardgamgeek, gibts jeweils nur wenig Bewertungen, also ein paar Fragen:

Was sind die Highlights?

Hat jemand mit dem Versand Erfahrungen gemacht und wenn ja welche? (Hab hier -meine ich-öfter was über Probleme gehört)
Wie ist 3rd World debt? (eher pädagogisch oder "normales Wirtschaftspiel?)

ciao
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Manuel

Re: Andere JKLM-Games?

Beitragvon Manuel » 4. November 2005, 20:34

JKLM hat ein riesiges Problem, an dem langsam und stetig gearbeitet wird. Das ist die Materialqualität der Produkte. Mein Kasten von Junkyard Races ist beim ersten Anschauen eingerissen und das Brett von City and Guilds musste nach dem ersten Spiel geflickt werden. Und ich bin eigentlich jemand, der äußerst pfleglich mit seinen Spielen umgeht.

Den Versand fand ich sehr unbeschwerlich. Freundlicher Kontakt, Bezahlung über Paypal und schneller Versand. Aber seit letztem Jahr hole ich mir die Spiele lieber in Essen, weil das Porto schon recht happig war.

Das absolute Highlight im Programm ist KOGGE von Andreas Steding. Nur wenig schlechter ist CITY AND GUILDS. Beide Spiele sind richtig großartige Geheimtipps. Kogge ist eher ein "Gamer's Game", sehr anspruchsvoll und, wie so oft bei Steding, erst nach dem dritten oder vierten Spiel wirklich in seiner ganzen Tiefe auszuloten. Während City and Guilds ein sehr schönes Mehrheitenspiel ist, das ein ganz klein wenig Carcassonne-Feeling vermittelt, ohne wirklich viel mit dem HIG-Titel gemeinsam zu haben. Wirklich gut gelungen ist auch FRUIT BANDITS, wobei dieses kleine Kartenspiel zum ersten Mal für JKLM einen wirklich professionellen Eindruck macht. Und es ist ein schönes, kleines Aufwärmspiel. Von den anderen Spielen aus dem Programm konnten mich sonst nur Presidential Election und Celtic Quest einigermaßen erfreuen. Kings Progress und Third World Debt habe ich noch nicht oft genug gespielt. Wobei ich von Kings Progress zumindest nach den ersten Partien sehr angetan bin. Third World Debt war mir zu trocken und irgendwie zu didaktisch...

Vielleicht hilft das ein wenig.

Manuel

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Wolf

Re: Andere JKLM-Games?

Beitragvon Wolf » 4. November 2005, 22:14

Third World Debt ist mir auch erheblich zu trocken. Dazu kam dann eine Spielregel aus zwei zusammengeklammerten Blättern, bei denen die Klammern durch den Text gingen und eine Seite der deutschen Übersetzung fehlte, dafür aber eine Seite der englischen Regel doppelt war. Das Ganze dann auch noch für € 40,--!
Kogge kenne ich (noch) nicht, aber Cities and Guilds finde ich sehr gut, wenngleich sich auch bei mir das Spielbrett auflöste.
The Scottish Highland Whiskey Race ist, wie der Name schon andeutet, ein Wettrennen mit ganz witzigen Mechanismen, aber ein Leichtgewicht gegenüber Cities and Guilds oder Kings Progress.

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ferdinand köther

Re: [PEEP] Kings Progress

Beitragvon ferdinand köther » 4. November 2005, 22:22

Wolf schrieb:
....
> Ein wichtiger Passus wurde hier übrigens in der deutschen
> Spielregel vergessen. Die Höflinge dürfen nur in Richtung auf
> das Königsschloss gesetzt werden!

Das ist so in zweierlei Hinsicht nicht richtig, allerdings besteht durchaus Bedarf an einer Korrektur.
Ein Problem mit Übersetzungen besteht darin, ich will mal gar keine bestimmten Verlage nennen ;-), daß es dauernd neue Regelversionen gibt, meist immer weiter verbesserte auf Grund meiner Fragen bzw. Ratschläge. Dabei kann es leider passieren, daß schon mal eine Änderung (die nicht von mir aus geht) übersehen wird - sollte nicht passieren, tut's aber doch, zumal wenn's hopplahopp last minute geht.
Keine Entschuldigung, sondern Erklärung - mea culpa!

Es ist ein ziemlicher Unterschied zwischen

No courtier may be advanced away from the current Royal Court.

und

No courtier may be advanced away (a further distance) from the current Royal Court

Der erste Satz wurde in der deutschen Regel übersetzt, der dort einen ziemlich anderen Sinn hat als die richtige Version:

"Kein Höfling darf sich durch seine Bewegung weiter vom aktuellen Königshof entfernen, als er vor der Bewegung war."

Das heißt nicht nicht, daß er nur in Richtung des Königshofes gezogen werden darf, er darf auch gleich weit entfernt bleiben.

Auf jeden Fall danke für den Bericht und speziell für die Aufmerksamkeit, daß du diesen Mangel entdeckt hast (hätte ich wahrscheinlich nicht, da ich mir jetzt die englischen Regeln kaum mehr angeschaut hätte) - falls JKLM es mal schafft, ein FAQ bzw. Errata einzurichten, wird das auf jeden Fall dort aufgenommen.

Ich werde in diesem Forum einen speziellen Hinweis darauf einstellen.

Fröhliche Reise wünscht
Ferdi

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Wolf

Re: Andere JKLM-Games?

Beitragvon Wolf » 4. November 2005, 22:26

Cities and Guilds und The Scottish Highland Whiskey Race habe ich mir von Delayed Reaction Games geholt.
http://www.delayedreactions.de/
Wie ich gerade sehe, bekommen sie auch Kings Progress und Third World Debt im November und Kogge haben sie sicher auch.
Was mich dabei ärgert - die verkaufen die Spiele billiger als in Essen!
Ich habe damals die Spiele telefonisch bestellt und die Sendung kam sehr schnell und auf Rechnung.

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Wolf

Re: [PEEP] Kings Progress

Beitragvon Wolf » 4. November 2005, 22:36

Hi Ferdi,
Dieser Satz:
Kein Höfling darf sich durch seine Bewegung weiter vom aktuellen Königshof entfernen, als er vor der Bewegung war."
steht in meiner deutschen Regel aber nicht. Hätte er dort gestanden, wenn auch mit etwas anderer Bedeutung, hätte ich das nicht geschrieben.
Im Übrigen hast Du aber Recht, genau übersetzt hätte man schreiben müssen, das ein Höfling nicht so bewegt werden darf, daß die Entfernung vom Königshof wächst.
Ich nehme an, Du hast die deutsche Übersetzung richtig geschrieben, aber beim Druck wurde wohl diese Zeile ausgelassen.
Gruß
Wolf

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ferdinand köther

Re: [PEEP] Kings Progress

Beitragvon ferdinand köther » 4. November 2005, 22:44

Hallo Wolf,

nein nein, die Übersetzung war eben nicht "richtig" geschrieben (auf Grund sich ändernder Versionen), sondern schon so, wie abgedruckt. aber das entspricht eben nicht der endgültigen Version.
Und deswegen steht dieser Satz so nicht in der Regel, sollte er aber ...:-)

Tschüß
Ferdi

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peer

Re: Andere JKLM-Games?

Beitragvon peer » 5. November 2005, 13:34

Hi,

Danke für die Antworten! Wenn delayed Reaction die führt, werde ich die mir mal näher angucken...

Wolf schrieb:
>
> Cities and Guilds und The Scottish Highland Whiskey Race habe
> ich mir von Delayed Reaction Games geholt.
> http://www.delayedreactions.de/
> Wie ich gerade sehe, bekommen sie auch Kings Progress und
> Third World Debt im November und Kogge haben sie sicher auch.
> Was mich dabei ärgert - die verkaufen die Spiele billiger als
> in Essen!

Wenn du meinst, dlayed Reaction verkauft die günstiger als JKLM in Essen, dann findest du einen möglichen Grund hier:
http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=122830&t=122761
Wenn nicht, ignorier diesen Satz ;-)

ciao
peer

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peer

Noch eine Frage

Beitragvon peer » 5. November 2005, 16:36

Hallo noch mal,
meine Neugier ist schwer zu stillen :-)

Celtic Quest finde ich vom Thema her am interessantesten (zusammen mit 3rd world debt, aber das habe ich nach den Kommentaren hier abgehakt) - Wie spielt sich dass denn so?

ciao
peer


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