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[PEEP] Farlander

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Mike Merten

[PEEP] Farlander

Beitragvon Mike Merten » 27. September 2006, 15:01

Farlander von Priit Isok und Asko Künapp ist zwar schon von 2002, aber bisher dürften sich kaum Exemplare nach Deutschland verlaufen haben. Und da ich mein Exemplar gestern Abend einweihen konnte, will ich davon berichten.

Wie bereits gesagt: Farlander wurde bereits vor 4 Jahren von dem estnischen Verlag Revaler (als bisher einziges Spiel?) veröffentlicht und dieses Jahr vom finnischen Verlag Tactic neu aufgelegt.

Farlander kommt in einer etwa A4-großen Box, die maximal zur Hälfte gefüllt ist. Das Spielmaterial besteht aus 7 großen Hex-Tafeln, je 36 Holzzylinder in 4 verschiedenen Farben und zwei DIN A4 Regelblättern mit dem Text in Deutsch, Englisch, Estnisch und vermutlich Russisch. Welche Regelübersetzungen die finnische Ausgebe beinhalten, habe ich keine Ahnung. Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler, dauert lt. Verlagsangabe 30 Minuten und soll ab 12 Jahren spielbar sein.

Die Hex-Tafeln sind jeweils unregelmäßig in drei bis vier Gebiete unterteilt, wobei die Grafik Landschaften andeutet. Einige Gebiete enthalten zusätzlich die Darstellung eines Schlosses. Zu diesem mittelalterlichen Ambiente paßt, daß die Holzzylinder Ritter darstellen sollen. Die Grafik ist einfach,aber durchaus gefällig.

Die Regeln sind schnell gelesen und verstanden. Innerhalb von 5 Minuten sollte man mit dem Spiel beginnen können, auch wenn man es vorher noch nie in der Hand hatte.

Der Spielablauf gliedert sich in zwei Phasen: Besetzen und Erobern.
In der ersten Phase setzt der Reihe nach jeder Spieler einen seiner Ritter ein: entweder in ein Gebiet, in dem noch kein Ritter steht, oder in eines, in dem nur eigene stehen. Dabei ist noch zu beachten, daß in einem Feld maximal 5 Ritter stehen dürfen. Die Schlösser spielen in dieser Phase regeltechnisch keine Rolle.
Sind alle Ritter verteilt, beginnt Phase zwei. Wer an der Reihe ist, prüft, ob er mit seinen Rittern zumindest ein fremdes Gebiete angreifen kann. Ein Angriff ist möglich, wenn in den Nachbarfeldern des anzugreifenden Gebietes mehr eigene Ritter stehen als fremde in dem Feld, das angegriffen wird. Ein Gebiet, in dem 4 schwarze Ritter stehen, kann von Weiß also angegriffen werden, wenn in den Nachbarfeldern zumindest 5 weiße Ritter stehen. Ein Schloß erhöht dabei die Verteidigungsstärke um eins. Außerdem muß in zumindest einem der Felder, aus denen heraus angegriffen wird, ein Ritter übrig sein, der das Feld nach dem Angriff besetzen kann. Ist dies der Fall, muß auch angegriffen werden. Der Verteidiger verliert dann alle seine Ritter aus diesem Gebiet, der Angreifer keine. Durch das Hineinziehen von 1-5 eigenen Rittern erobert man dann das Gebiet. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe. Dieses wiederholt sich so lange, wie es noch einen Spieler gibt, der einen Angriff furchführen kann. Danach ist das Spiel zu Ende, und die Siegpunkte werden gezählt: Jedes Gebiet mit einem Schluß gibt zwei Punkte, jedes andere Gebiet einen Punkt. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Die Schlösser spielen nur bei drei oder vier Spielern mit. Bei zwei Spielern werden sie sowohl bei der Verteidigung als auch bei den Siegpunkten ignoriert.

Zweimal spielten wir Farlander zu zweit, einmal zu dritt. Und mir persönlich hat es sehr gut gefallen. Die angegebene Spielzeit halte ich für etwas übertrieben, aber sie hängt wohl hauptsächlich davon ab, ob die Spieler eher dazu neigen, aus dem Bauch heraus zu spielen, oder ob sie jede Situation eingehend analysieren. Analyse ist allerdings sinnvoll, da das Spiel ohne Würfel oder ähnliches auskommt und gleichzeitig alle Spieler alle Informationen haben. Grade beim Spiel zu zweit kann es sehr gefährlich werden, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Jede Eroberung eines Feldes verändert sofort, welche Gebiete als nächsten angegriffen werden könnten. Zu dritt verliert das Spiel bereits etwas von dieser Schärfe: Da ich zu Beginn der Phase 2 nur in einem Drittel der Gebiete vertreten bin, tauchen öfters Situationen auf, in denen sich meine Mitspieler bekämpfen, ohne daß meine Ritter in der Nähe sind. Auch die Tatsache, daß es bei drei Spielern im Schnitt weniger Nachbarfelder gibt, in denen Ritter eines bestimmten anderen Spielers stehen, verändert den Verlauf, da man dadurch die Möglichkeit von direkten Gegenangriffen oft vermeiden kann.

Farlander ist eigentlich ein rein abstraktes Spiel, dem ein Thema nur übergestülpt wurde. Aber dieses Thema paßt sehr gut zu der Mechanik des Spieles; und es ist ein Thema, das ich bei Spielen sehr mag. Mit Wirtschftsthemen kann ich mich nur sehr bedingt anfreunden. Außerdem mag ich Spiele, in denen man sehr direkt miteinander in Konkurrenz tritt, bei denen man sich gegenseitig ständig die Siegpunkte abjagd, und die (ähnlich wie z.B. Britannia oder Antike) aus der momentanen Situation auf dem Spielbrett heraus ihre Entscheidungen einfordern. Spiele, bei denen man sich beispielsweise merken muß, welche Karten bereits ausgespielt wurden, sind nicht mein Ding.

An einer Stelle muß ich aber dem Verlag widersprechen: bei der Altersangabe. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß auch Kinder das Spiel hinreichend beherrschen können, die um einiges jünger als 12 Jahre sind.

Ob mir Farlander zu zweit oder zu dritt mehr Spaß machte, kann ich nicht sagen. Beide Varianten (etwas mehr Nachdenken müssen - etwas mehr aus dem Bauch heraus spielen dürfen) haben ihre Vorzüge. Farlander ist kein Spiel, wegen dem man sich mir anderen zum Spielen verabredet. Aber grade für Leute, die gerne Britannia, Antike, Vinci u.ä. spielen, ist es ein passenden Spiel, um das Spielen zu starten oder auch ausklingen zu lassen.


nice dice
Mike Merten

PS 1: Noch zwei kleine OT-Hinweise: Der Name des Verlages "Revaler" dürfte sich auf Reval, den alten Namen der estnischen Hauptstadt Tallinn beziehen. Zu "Farlander" habe ich bisher nichts in Erfahrung bringen können. Es gibt zwar eine russische Folkjazz-Band gleichen Namens, was darauf hinweisen könnte, daß Farlander der Name einer Landschaft sei; sicher ist das natürlich nicht.

PS 2: Hinweise, wie mein nächstes PEEP besser würde, werden gerne entgegengenommen ;)

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Ralf Jendroska

Re: [PEEP] Farlander

Beitragvon Ralf Jendroska » 27. September 2006, 20:37

Bilder und Infos zum Spiel auch über die Web-Seite
http://www.revaler.ee


Gruß
Ralf(Der sich ein Exemplar aus Lettland hat schicken lassen und der Deutsche Zoll das Paket prompt aufgemacht und durchsucht hat.)

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Mike Merten

Re: [PEEP] Farlander

Beitragvon Mike Merten » 28. September 2006, 06:54

Ralf Jendroska schrieb:
> Ralf(Der sich ein Exemplar aus Lettland hat schicken lassen
> und der Deutsche Zoll das Paket prompt aufgemacht und
> durchsucht hat.)

Ich hatte meines in Estland bestellt, und das Paket passierte den Zoll total problemlos. Kein Zeichen, daß das Paket geöffnet wurde etc. Auch brauchte ich das Paket nicht beim Zoll abholen (wie jüngst bei einem Spiel aus den USA) oder so.
Allerdings habe ich erst vor kurzem bestellt, und Estland ist ja auch erst seit dem 1.5.04 in der EU. Hattest Du eventuell vorher bestellt? Dann wäre das normal gewesen.
Wie bist Du an einen Versender in Lettland gestoßen? :-?

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Martin

Re: [PEEP] Farlander

Beitragvon Martin » 28. September 2006, 16:00

Kieler habens gut!
Die haben nämlich eine Partnerstadt namens Tallinn und die wiederum haben auf dem Kieler Weihnachtsmarkt nicht nur den besten Punsch, sondern hatten letztes Jahr auch ein paar Farlander.

Martin

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Ralf Jendroska

Re: [PEEP] Farlander

Beitragvon Ralf Jendroska » 29. September 2006, 22:20

Ähem kann auch Lettland gewesen sein.:-)
Zumindest war damals noch keine Bestellmöglichkeit auf Englisch vorhanden.
Und Lettisch oder dergleichen konnte ich gar nicht entziffern.
Eine Dame mit Deutschen Vorfahren hat mir dann haargenau erklärt(per E-Mail)
wie und wo ich was einzutragen habe damit die Kreditkartenzahlung auch funktioniert,
War echt abenteuerlich,hat aber funktioniert.

verspielte Grüße


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