Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 17. Januar 2007, 14:18
Joachim Zischke schrieb:
> Nimm dir Zeit...
> ...zum Meditieren - nirgends kannst du weiter sehen als in
> deinem Geist.
Das ist eine gute Gelegenheit, die einzige Meditations-Erfahrung meines ganzen Lebens zu berichten.
Vor einigen Jahren ... einer Menge Jahren .. vielleicht 25 oder 30 ... habe ich mal an der Volkshochschule ein Wochenend-Seminar "kreatives Schreiben" besucht.
Nach der ersten Mittagspause erklärte uns der Referent, wie wichtig regelmäßige Meditation ist, wenn man eine Geschichte schreibt, insbesondere, um nach einer Unterbrechung wieder neuen Zugang dazu zu finden.
Er schaltete ein Tonbandgerät - sowas gab´s damals noch - ein, von dem die Klänge irgend eines indischen Instruments zu hören waren. Dann waren wir Seminarteilnehmer aufgefodert, die Augen zu schließen und zu meditieren.
Nun, ich hatte noch nie meditiert, weil ich in Momenten der Untätigkeit meist irgend eine alte, ungelöste Frage habe, über die ich nachdenke ("Was ist der Unterschied zwischen einer Operette und einem Musical?", "Wenn die Illuminaten eine Geheimorganisation sind, warum sollten sie dann Hinweise auf ihre Existenz veröffentlichen?", "Wenn Gott Sodom und Gomorrha vernichtet hat, weil die Menschen dort gesündigt haben, warum hat er dann alle anderen Städte stehen lassen, wo doch mit höchster Wahrscheinlichkeit in jeder Stadt gesündigt wird?") ... aber ich schweife ab.
Jedenfalls habe ich zum Klang dieses Instruments, dessen Namen auf keinen Fall erfahren möchte, die Augen geschlossen, versucht, an gar nichts zu denken ... und schreckte hoch, aufgeweckt durch den Klang meines eigenen Schnarchens, und blickte in ein gutes Dutzend einkalter und strafender Augen-Paare: Offenbar war durch mein Schnarchen keine Meditation zustande gekommen.
Aber das Seminar hat sich trotzdem gelohnt, jedenfalls für mich: Ich schrieb dabei die Rohfassung einer Science Fiction Geschichte, die ich nach einer späteren Überarbeitung unter dem Titel "Forcierte Perspektive" in Isaac Asimovs SF-Magazin Nr. 34 veröffentlicht habe. (Das war damals noch eine ganz tolle Sache für mich, weil ich meine Romane erst Jahre danach an den Mann bzw. Verleger bringen konnte.)
Und jetzt habe ich eine weitere ungelöste Frage zum nachdenken: "Hätte das wohl auch geklappt, wenn wir nach der Mittagspause keine Meditations-Übung gemacht hätten?".
Mit einem lieben Gruß
Gustav