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Spielejournalismus und Knete

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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brisgi
Spielkamerad
Beiträge: 22

Spielejournalismus und Knete

Beitragvon brisgi » 4. April 2007, 22:15

Im obigen Beitrag "Kritik der Spielekritik" wurde das Thema bereits angerissen: Spielekritik bringt kein bzw sehr wenig Geld ein; oft wohl nur Rezensionsexemplare. Und weil nichts in die Kasse kommt, gibt`s halt nur Hausmannskost.

Deshalb meine Frage: Wie kann man mit Spielejournalismus Geld verdienen ?

1. Gut sein und bekannt werden. Wer aussergewöhnlich gute Kritiken verfasst und dafür bekannt ist, wird mehr verdienen können.

2. Wie werde ich bekannt/hebe mich hervor? Ein gutes Buch zum Thema Spiele/spielen schreiben ( so wie Michael Knopf ).
Warum gibt es kein Buch, in dem die besten 100 (oder 77 ...) modernen Brettspiele aus berufenem Munde vorgestellt werden ? Das Buch von Glonnegger ist zwar wunderschön, reißt jedoch die neueren Brettspiele nur an. Zu Schach und Skat gibt es X Bücher. Zu den neueren Brettspielen fast nichts.

Und noch eins: Im hiesigen Forum werden zahlreiche spannende Fragen zum Thema Spiele/spielen diskutiert: Weibliche/männliche Spiele; warum sind bestimmte gute Spiele ausgespielt, andere nicht; was macht ein langfristig gutes Spiel aus; wer spielt mit wem und warum; Spielen ist mE für die meisten Menschen intim; was gibt es für Spielepreise und was ist von denen zu halten; wo lässt es sich spielen ... darüber lässt sich doch was schreiben und warum soll das kein Geld bringen ?!?

3.Eigene kostenpflichtige Homepage. Warum hat keiner die Seite von Michael Knopf fortgeführt?

4. Dass sich mit Spielejournalismus Geld verdienen lässt zeigt mE auch Games Workshop. Der White Dwarf kommt monatlich heraus, hat nur Figuren-Hobby zum Thema und in Deutschland eine Auflage von 30.000 Exemplaren (?).

Ich glaube, es gibt Chancen, sie müssen nur wahrgenommen werden.

Würd mich über Reaktionen freuen.

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Henry

Re: Spielejournalismus und Knete

Beitragvon Henry » 4. April 2007, 23:22

Gruß aus Kiel,

brisgi schrieb:
> Deshalb meine Frage: Wie kann man mit Spielejournalismus Geld
> verdienen ?

Ein grundlegendes Problem dürfte die Übersichtlichkeit der Zielgruppe sein. Auch wenn man beim Lesen dieses Forums einen anderen Eindruck bekommen kann: die Zahl der Spieler, die sich für mehr als die Standardkost interessieren, ist in Deutschland nicht sehr hoch. So weit ich weiß, gab es durchaus mal Versuche, Magazine für den Massenmarkt tauglich zu machen. Das ist bisher keinem geglückt.

> 2. Wie werde ich bekannt/hebe mich hervor? Ein gutes Buch zum
> Thema Spiele/spielen schreiben ( so wie Michael Knopf ).
> Warum gibt es kein Buch, in dem die besten 100 (oder 77 ...)
> modernen Brettspiele aus berufenem Munde vorgestellt werden ?
> Das Buch von Glonnegger ist zwar wunderschön, reißt jedoch
> die neueren Brettspiele nur an. Zu Schach und Skat gibt es X
> Bücher. Zu den neueren Brettspielen fast nichts.

Wir versuchen es gerade mit einem solchen Buch (Jahrbuch). Mal schauen...:-)

> Und noch eins: Im hiesigen Forum werden zahlreiche spannende
> Fragen zum Thema Spiele/spielen diskutiert:
> Weibliche/männliche Spiele; warum sind bestimmte gute Spiele
> ausgespielt, andere nicht; was macht ein langfristig gutes
> Spiel aus; wer spielt mit wem und warum; Spielen ist mE für
> die meisten Menschen intim; was gibt es für Spielepreise und
> was ist von denen zu halten; wo lässt es sich spielen ...
> darüber lässt sich doch was schreiben und warum soll das kein
> Geld bringen ?!?

Weil es eben weiterhin ein Special-Interest Gebiet ist. Allerdings verwundert mich das immer wieder, da es m.E. wirklich viele Menschen gibt, die gerne spielen. Sie wissen nur nicht, dass dieses Interesse so vielfältig erfüllt werden kann. Nur vor Weihnachten scheinen Gesellschaftsspiele wieder hier und da den Weg in die "großen" Zeitungen zu finden.

> 4. Dass sich mit Spielejournalismus Geld verdienen lässt
> zeigt mE auch Games Workshop. Der White Dwarf kommt monatlich
> heraus, hat nur Figuren-Hobby zum Thema und in Deutschland
> eine Auflage von 30.000 Exemplaren (?).

Wobei der Fantasy-Bereich durchweg besser aufgestellt zu sein scheint.

Gruß

Henry - Magazin www.Gelegenheitsspieler.de

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Andreas Keirat

Re: Spielejournalismus und Knete

Beitragvon Andreas Keirat » 5. April 2007, 09:03

brisgi schrieb:
>
> Im obigen Beitrag "Kritik der Spielekritik" wurde das Thema
> bereits angerissen: Spielekritik bringt kein bzw sehr wenig
> Geld ein; oft wohl nur Rezensionsexemplare. Und weil nichts
> in die Kasse kommt, gibt`s halt nur Hausmannskost.
>
> Deshalb meine Frage: Wie kann man mit Spielejournalismus Geld
> verdienen ?
>
> 1. Gut sein und bekannt werden. Wer aussergewöhnlich gute
> Kritiken verfasst und dafür bekannt ist, wird mehr verdienen
> können.

Du gehst davon aus, daß eine Zeitung bzw. ein Verlag Interesse an "guten" Rezensionen hat. De facto ist es allerdings so, daß die meisten Zeitungen und Zeitschriften kein (!) Interesse an diesem Themenbereich haben und keine externen Journalisten oder Schreiber aktivieren, weil diese zusätzliches Geld kosten. WENN, wird sehr häufig ein eigener Redakteur ausgewählt, der mal eben was schreiben soll oder einfach den Pressetext mehr oder weniger übernimmt. Das spart Zeit und Geld, was in der angeschlagenen Print-Branche heute sehr wichtig ist, weil z.B. Zeitungsauflagen rückläufig sind. Die junge Generation bildet sich mehr über das Fernsehen und Internet.


> 2. Wie werde ich bekannt/hebe mich hervor? Ein gutes Buch zum
> Thema Spiele/spielen schreiben ( so wie Michael Knopf ).

Auch für ein Buch brauchst Du einen Verlag, in dem es publiziert werden kann. Dieser Verlag macht sicherlich eine Zielgruppen-Analyse und die dürfte in den meisten Fällen nicht positiv genug ausfallen. Es spielen zwar relativ viele Leute, aber ein Buch mit den 100 besten Spielen ist allenfalls im aktuellen Jahr vom Inhalt her zu gebrauchen. Da die Spiele mittlerweile nach dem zweiten Jahr fast immer vom Markt verschwinden, ist es spätestens dann nur noch Altpapier. Was nützt einem ein Buch, bei dem 50-70% der besprochenen Spiele nicht mehr auf dem Markt vorhanden sind?

Bei Schach, Skat oder Bridge ist dies anders. Das liegt daran, daß es zeitlose Klassiker sind, die jeder Verlag reproduzieren kann und die daher immer irgendwo in einem Spielegeschäft zu finden sind. Außerdem gibt es Verbände und Vereine für diese Spiele.

>
> Und noch eins: Im hiesigen Forum werden zahlreiche spannende
> Fragen zum Thema Spiele/spielen diskutiert:
> Weibliche/männliche Spiele; warum sind bestimmte gute Spiele
> ausgespielt, andere nicht; was macht ein langfristig gutes
> Spiel aus; wer spielt mit wem und warum; Spielen ist mE für
> die meisten Menschen intim; was gibt es für Spielepreise und
> was ist von denen zu halten; wo lässt es sich spielen ...

Das sind dagegen eher interessante Ansätze. Diese gehen aber in den Bereich der Kommunikation oder Psychologie. Mit dem klassischen Spielebuch, wie du es Dir vorstellst, hat es dann allerdings weniger zu tun. Diese Themenbereiche eignen sich wahrscheinlich gut für Doktorarbeiten und durch den Poker-Hype wird es wohl einige dazu in der Vergangenheit und der Gegenwart geben.

> darüber lässt sich doch was schreiben und warum soll das kein
> Geld bringen ?!?

Warum sollte dies jemand kaufen ?!? Wie andere schon erwähnt haben, sind Gesellschaftsspiele immer noch ein SPECIAL INTEREST Gebiet.

> 3.Eigene kostenpflichtige Homepage. Warum hat keiner die
> Seite von Michael Knopf fortgeführt?

Dies ist mit einem nicht zu verachtenden Aufwand verbunden. Alleine der Steuerkram/Buchführung ist für jemanden, der nicht aus diesem Genre kommt, schon Abschreckung genug. Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und auch ich muß sagen, daß der Aufwand sich nicht wirklich rentieren wird. Man müßte wahrscheinlich 5-10 Zeitstunden jeden Monat an Kundenpflege/Büroarbeit machen, um dies zu bewerkstelligen. Diese Zeit fehlt einem dann bei der Ausgestaltung der Webseite selbst. Und ANGESTELLTE kosten Geld, die wird man bei diesem Themenbereich nicht einstellen können.
Außerdem werden die meisten Leser (wie auch ich, wenn ich ehrlich bin) die "Geiz ist geil" Mentalität pflegen. Solange es kostenlose Informationsquellen in stattlicher Zahl gibt, weicht man auf diese aus. Ob es nur BGG, Spielbox-Online, Reich der Spiele, Hall 9000, Gelegenheitsspieler oder unsere Seite ist.


> 4. Dass sich mit Spielejournalismus Geld verdienen lässt
> zeigt mE auch Games Workshop. Der White Dwarf kommt monatlich
> heraus, hat nur Figuren-Hobby zum Thema und in Deutschland
> eine Auflage von 30.000 Exemplaren (?).

Games Workshop hat das Monopol in einem sehr begrenzten Spielemarkt. Die Fans dort sind von sich aus sehr aktiv, ob bei Turnieren oder in den Shops beim Spielen. Aber die Leute, die beim White Dwarf die meisten Texte schreiben, sind auch Angestellte der Firma in den Bereichen Regelwerk, Miniatur-Design und Verkauf. Es gibt externe Schreiber, keine Frage, aber die meisten Informationen kommen (verständlicherweise) direkt aus Firmenhand.

>
> Ich glaube, es gibt Chancen, sie müssen nur wahrgenommen
> werden.

Meine Erfahrung lehrt mich dagegen, daß die Chancen eher schlecht stehen. 8-) Aber wenn jemand so ein Projekt wirklich anpackt, hat er meine beiden Daumen und ich wünsche ihm alles Gute.

Ciao,

Andreas Keirat
www.spielphase.de
(der den Udo Bartsch Artikel nicht hat und daher über das Thema auch nichts schreiben kann/wird)

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Uli Blennemann
Kennerspieler
Beiträge: 488

Re: Spielejournalismus und Knete

Beitragvon Uli Blennemann » 5. April 2007, 12:01

Warum gibt es kein Buch, in dem die besten 100 (oder 77 ...) modernen Brettspiele aus berufenem Munde vorgestellt werden ? Das Buch von Glonnegger ist zwar wunderschön, reißt jedoch die neueren Brettspiele nur an. Zu Schach und Skat gibt es X Bücher. Zu den neueren Brettspielen fast nichts.


Nun, es kommt in englischer Sprache im August ein Buch, dass die 100 besten Spiele (nach Meinung von 100 verschiedenen Autoren) auflistet.

HOBBY GAMES: THE 100 BEST
Editor: James Lowder
Publisher: Green Ronin
Release Date: August 2007
ISBN: 1-932442-96-0/978-1-932442-96-0
Format: 400 pages, trade paperback
Cover Price: $24.95 US

Mit Vorworten von Reiner Knizia und Jim Dunnigan, u.a. mit Beiträgen von Gary Gygax, Ian Livingstone und Steve Jackson, Richard Garfield, Bruno Faidutti, Alan R. Moon, Christian T. Petersen, Martin Wallace and yours truly.

Uli

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Henry

Re: Spielejournalismus und Knete

Beitragvon Henry » 5. April 2007, 21:15

Gruß aus Kiel,

zur Ergänzung, ich hoffe man verzeiht mir das bisschen Eigenwerbung, ein entsprechendes Buch in dt. Sprache mit immerhin 61 aktuellen Spielen:

Spiele - Jahrbuch Gelegenheitsspieler 2006 / 2007
März 2007 - kartoniert - 156 Seiten - 62 Farbseiten
16,99 Euro (Der Preis entspricht praktisch den Kosten der Herstellung)
ISBN: 3833494611
EAN: 9783833494611

Gruß

Henry

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Harald Schrapers

Qualität des Spielejournalismus

Beitragvon Harald Schrapers » 8. April 2007, 12:18

Ein Grund dafür, warum nur wenige Leute mit Spielejournalismus keine Knete verdienen, hat Udo Bartsch in seinem Artikel bereits beantwortet: Es liegt gelegentlich an der Qualität des Spielejournalismus.
Ich glaube die Frage, wie bekomme ich Geld mit Spieleberichterstattung, zäumt das Pferd von hinten auf. Zuerst müsste meines Erachtens über die Qualität geredet werden.
Harald
http://fairplay-online.blogspot.com


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