Beitragvon peer » 31. Mai 2007, 15:56
Hi,
Interessant, allerdings kaum neu, oder? Bislang sehe ich nichts, dass der Portner, Faidutti oder Sylvester nicht bereits böten :-)
Wenn es allerdings zu einer Jury kommt - warum nicht. Ich hätte schon Lust an einem Game-100-Projekt mit mehreren ausgesuchen Vielspielern, sofern Aussage und Intention des preises stimmen.
Ich vermute mal, dein Preis ist aus einer spontanen Idee heraus entstanden, denn trotz viel Hintergrundgedanken, fehlen doch entscheidende Kernpunkte (sorry, hier kommt der Preiskritisierer wieder durch):
ludosophicus schrieb:
> Ich finde nicht, dass er das ist. Wo bleibt eigentlich der
> Raum zur Diskussion über die möglicherweise
> „besten“ Spiele des aktuellen Jahrgangs? Wer
> prämiert sie, wenn sie mangels Vertriebsbnetz oder
> ausreichend großer Startauflage keine szeneinterne
> Wahrnehmung erhalten? Wie sollen wir Spieler uns verhalten,
> wenn wir gerne eine an intersubjektiv genormten Kriterien
> gemessene Auszeichnung für Spiele wie ‚Imperial’,
> ‚Maestro Leonardo’ oder ‚Notre Dame’
> hätten? Und wer zeichnet „das beste“
> Zweipersonenspiel des Jahrgangs aus?
Mit einer Auszeichnung ist es nicht getan. Auszeichnungen gibt es weisgott genug. Was ein Preis braucht ist nicht nur eine definitive Aussage, sondern auch eine Legitimation.
Ein Gedankenexperiment: Es bildet sich tatsächlich eine mehr oder minder kompetente Jury, die einen Preis gestaltet und einigermaßen akzeptiert kürt. So wie die Jury es für die Förderung des Kulturgutes Spiel tut. Nun was passiert mit dem Preis:
Die Zielgruppe sind Vielspieler. Die sind in der Regel gut informiert und zahlenmäßig ohnehin nicht gerade üppig bestückt. Das bedeutet: Wird der Preisträger häufiger verkauft? Kaum. Nehmen wir an Colosseum gewinnt den Ludo. Wer wird denn noch hier auf das Spiel aufmerksam, der es nicht ohnehin entweder schon kennt oder sich ausreichend darüber iinformiert hat? Vielleicht sehe ich das pessimistisch, aber ich denke kaum, dass mit dem Preis so wirtschaftliche Bedeutung verknüpft ist.
Als ich den (Spaßpreis) Sylvester letztes Jahr an eher unbekannte Spiele vergab, hatte ich im Hinterkopf diese Spiele zumindest mal bei einigen zu erwähnen. Ein preis soll ja auch Werbung machen - da finde ich es legitim auch was unbekanntes zu wählen. Ein Preis aus den "üblichen Verdächtigen" ist -wie ausführlich dargestellt - nur um des Preises willen unnötig. Bekannte Spiele sind bereits bekannt.
Bleibt noch die Anerkennung. Und darum geht es doch im wesetlichen, oder? Das SdJ wird doch zu 99% hier deswegen diskutiert, weil die Poster enttäuscht sind, dass nicht "ihr" Spiel gewonnen hat. Nun, sollen wir ein Preis ins Leben rufen um das zu ändern. Das geht aber völlig an der Sache vorbei: Ein Preis soll den ehren, der ihn bekommt, nicht Leuten ein gutes Gefühl schenken.
Wie weit nun aber ein unbedeutender Preis irgendwen ehrt sei dahingestellt. Man denke an die Filmszene mit ihren tausend Awards, von denen die meisten aber doch eher unwichtig sind. Die Legitimiation "Damit die Szene glücklich ist" ist doch arg schwach in meinen Augen.
Ein Preis "für uns" geht an den Sinn von Preisen (etwas in den Mittelpunkt zu stellen) vorbei.
Damit das funktioniert würde ich eher auf bestimmte Aspekte achten (siehe auch nächster Punkt).
> Die Auszeichnung ‚Ludo des Jahrgangs’ trifft
> folglich die Aussage: „Das ausgezeichnete Spiel ist
> eines der besten, einfach zu erlernenden und hoch
> entwickelten Strategiespiele, das der Jahrgang zu bieten
> hatte“.
Klingt hochgestochen, sagt aber letztlich nichts aus - Sorry! Wenn man zudem bedenkt das z.B. Venedig auf deiner Liste ist die Frage inwieweit du dich an deine eigene Defintion hälst. Ist Venedig ein Strategiespiel? Kaum, eher Taktik.
Außerdem: Was heißt "bestes": Das Spiel das am meisten Spaß macht? Das Spiel, das ich am häufigsten Spielen will?(nicht zwangsläufig dasselbe - gerade bei anspruchsvollen Spielen) Das Spiel, das am elegantesten designed ist? Das größte Gesamtkunstwerk? (Vergleiche Leonardo und Colosseum - letzteres ist garantiert das bessere Gesamtkunstwerk aufgrund der Ausstattung, ob es mehr Spaß macht, muss jeder für sich entscheiden).
Und was heißt "einfach zu lernenden"? Ich dachte du wolltest ein Vielspielerspiel? Ist "Caylus" einfach zu lernen? Würde ich nun nicht gerade sagen, aber die ASLer mögen widersprechen. Und was "hoch entwickelt" betrifft, bin ich nicht mal sicher, dass ich weiß, was du meinst.
Und "aktueller Jahrgang" meint Kalenderjahr oder Essen-Essen?
Sorry, das ich deine Definition so zerpflücke, aber für mich liest es sich wirklich eher so, als ob du jetzt eine total ausgearbeitete Definition versuchst zu erstellen, die im Prinzip aber eine Auflistung deiner Lieblingsspiele legitimieren soll... :-)
>> eingeklagt, dass es im Falle positiver Resonanz auf die neue
> Spieleauszeichnung für das kommenden Jahr ein durch
> demokratische Wahl legitimiertes Gremium geben soll, das
> unabhängig und unter Berücksichtigung der Durchführung
> öffentlicher Diskussionen über die Spiele des Jahrgangs
> urteilen muss.
Ich denke ein neuer Spielepreis, der nur dazu dienen soll, den DSP er verbessern ist ziemlich überflüssig. Der DSP ist eine Spielerei, aber immerhin einigermassen bekannt.
Wenn es einen neuen Spielepreis geben sollte, so sollte entweder ein Aspekt gewürdigt werden, der im Moment zu kurz kommt oder es sollte ein Preis sein, welcher der Szene dient, in dem er unbekannte Spiele in den Fokus stellt.
Ein paar Vorschläge wären:
- "Originelles Spiel": So ein bissche Richtung "innovation Award", der wirklich neuartige Konzepte in Brettspielen in den Vordergrund stellt. Natürlich reichen Konzepte nicht, das Spiel muss auch was taugen. Das ist ein preis, über den ich mich wirklich freuen würde.
- "Schönes Spiel" - Entweder ein Preis für den Designer/Graphiker oder ein preis für ein "Gesamtkunstwerk Spiel" - also eine Einbindung vonGraphik, Thema und Mechanismus, ähnlich den "Literatur im Spiel" - preis der Jury
- Independent-Preis: Bestes Kleinverlag-Spiel (Hier wäre die Definition was ein Kleinverlag ist. Eventuell macht man auch eine "Negativ-Liste" von etablierten Verlagen, die den Preis nicht bekommen können und wählt aus den verbleibenden. So ein Preis lässt sich aber nur mit viel Vorbereitung ins Leben rufen, denn an die Testspiele ranzukommen ist schwierig.
ciao
peer