Montag, 16.12.2013 | Spieleabend #6
Was ist denn das? Auf dem Adventskranz brennen ja nun schon drei Kerzen! Und ein Blick auf den Kalender zeigt: Nächste Woche ist ja schon der Heilige Abend! Das kann nur eines bedeuten: Weihnachtsmontagabend! Zwar fielen mir all diese im Nachhinein recht eindeutigen Anzeichen ziemlich spät auf, aber dennoch konnte durch einen beherzten gemeinsamen Einkauf ein Grundstock an Weihnachtsleckereien besorgt werden. Unter anderem ein Glühwein-Abklatsch mit dem klassisch angehauchten Namen "Rumtopf". Das konnte doch gar nicht schiefgehen. Zwar war Erik nicht sonderlich angetan vom Weihnachtsradio und dem angesammelten Weihnachtsquatsch, aber es war mir möglich dieses Unheil zu Gunsten der allgemein sehr heiteren Stimmung zu billigen. Ich hoffe, Erik kann mir verzeihen und mit den Jahren seine ihm tief innewohnende Vorliebe für Weihnachtsmontagabende entdecken. Doch da bin ich sehr zuversichtlich. Nun aber zum eigentlichen Montagabend: Neben dem kritischen Erik waren auch noch David und Mattes eingetroffen, um sich am adventlichen Knabberteller zu laben und die letzten Spiele vor der Weihnachtspause mit der trauten Runde zu zelebrieren.
Bei aller schönen Tradition blieb mir dennoch ein kleiner Wermutstropfen im Rumpunsch: Es gab keine Heftchen. Zur Erklärung will ich kurz ausholen und allen Desinteressierten das Überspringen dieses Absatzes wärmstens empfohlen gehabt haben. Die Heftchen waren schon immer viel Aufwand. Nicht nur musste ich selbst einige Arbeit hineinstecken, was Texte und Layout angeht. Es kam häufig auch noch das Motivieren der Mitspieler hinzu, die viel zu häufig nicht gerade erpicht auf das Schreiben eines Beitrags waren. Letzlich habe ich noch immer alle dazu
bewegen können, aber es war immer ein ziemlicher Angang. Zweitens war das Heftchen immer Zeichen einer tief in sich verwurzelten Spielerunde, die zwar nicht immer von allen Mitgliedern gleich stark frequentiert wurde, aber dennoch immer den Meisten ein Anliegen war. Und diese Entwicklung konnte ich beim neuen Montagabend noch nicht feststellen, was aber auch nach nur sechs Treffen gar nicht schlimm ist. Trotzdem schien es mir insgesamt nicht angemessen, nur um der Tradition willen auch dieses Jahr wieder ein Heftchen zu kreieren. Es wäre auch dem alten Montagabend nicht gerecht geworden, der immerhin bis August, also weit mehr als die Hälfte des Jahres, ebenfalls stattgefunden hat.
Darum nun also diese kleine Weihnachtsfeier heute ohne feinen Zwirn und ohne Heftchen. Und auch ohne Wizard. Stattdessen ging es mit dem los, mit dem wir auch letzte Woche geendet hatten:
Einfach Genial - Wer zu viel riskiert, verliert! Schreiben muss ich dazu ja wohl nichts mehr. Wer es noch nicht hat: Kaufen! Ich habe mir sagen lassen, man soll es wohl schon für unter vier Euro bei bundesweit vertretenen Discountern erstehen können. Klingt nach Trash, macht das Spiel aber nicht schlechter. Was nicht heißen soll, dass es sonderlich gut wäre. Nur nett. Nett ist ohnehin eine Vokabel, die wir momentan vielen der gespielten Spiele zuweisen. Vielleicht etwas zu wenig, wo ich so drüber nachdenke. Ein weiser Mann hat mal gesagt: "Nett ist die kleine Schwester von Scheiße." Ich glaube, es war irgendein Chinese... Wie dem auch sei, der Name fällt mir gerade nicht ein. Emotionen sind bei Einfach Genial mini trotzdem zu Genüge mit im Spiel. Die geradezu stupide Entscheidung, wie viel Risiko man einzugehen bereit ist, hat Potential. Das reicht aber nicht für länger als eine Viertelstunde. Nur gut, dass wir nicht länger gebraucht haben und warmgespielt ins Hauptspiel des Abends starten konnten. Aber wo ihr gerade sagt
Aufwärmer, muss ich doch noch was loswerden: Die einfache Struktur Aufwärmer - Hauptspiel - Absacker ist nämlich bisher zwar immer so praktiziert worden, aber offenbar bei der versammelten Festgemeinde noch nicht angekommen. Ohne Skrupel wurde vorgeschlagen, direkt zum Hauptspiel des Abends überzugehen! Welch Frevel! Aber auch ohne unnötige Überspitzung, die manch ein Schelm hier vermuten könnte, können solche Dinge Indiz dafür sein, dass der Abend noch nicht so etabliert ist, wie er sein könnte. Aber dazu später mehr. Schließlich lest ihr diesen Bericht ja nicht wegen der Umstände, sondern wegen der Spiele. Wenn ihr ihn denn überhaupt lest. Unweihnachtlicher Sinnbruch aus Zeitgründen: Und nun die Punktestände: Erik 0(2(4)), Mattes 0(2(2)), David 5, ich 0(2(5)). Die Klammer dienen der Auflösung von Gleichständen. Wo ich nun schon so groß vom Hautspiel gesprochen habe, was mag das wohl sein? Puerto Rico? Luna? Concordia hat Der Siedler doch noch gar nicht da... Ihr seid aber auch wieder bestens informiert, Hut ab! Aber dann wisst ihr auch sicher schon, dass wir...
Die Siedler von Catan gespielt haben. Ohne Schnörkel, ohne Fischer, ohne Ölquellen und auch ohne Weihnachtsmänner auf Catan. Das Schlimme ist, dass man nicht einmal mit Sicherheit sagen kann, dass es ein solches Szenario nicht gibt! Das Spiel vorstellen muss ich hier wohl nicht. Auch dazu ein kurzer Exkurs: Letzte Woche auf einem etwas größeren, öffentlichen Spieleabend wurde Funkenschlag gespielt und es ist doch wirklich erstaunlich, wie viele Gelegenheitsspieler das Klischee bedienen, als würden sie Geld dafür bekommen. Sie sehen ein Spielbrett, Figuren darauf, Rohstoffe, die sie nicht überblicken und offenbar führt das im 08/15-Spieler-Hirn zu einem Kurzschluss: "Das ist ja wie Siedler!" Irgendwann werde ich glaube ich mal zum Wizbold, wenn ich die Phase der puren Verzweiflung ob dieser Äußerung überwunden habe. Wie wäre es mit: "Das ist die Siedler! Nur in einer moderneren Version, siehst du, hier gibt es auch Kraftwerke." Mal sehen, wer merkt, dass überhaupt keine Würfel benutzt werden... Aber das nur anbei zum Leiden des einigermaßen ambitionierten Spielers. Obwohl sich zu diesem Leiden wohl auch zählen lässt, dass ich heute doch tatsächlich nach Jahren mal wieder die Siedler erklären musste. Und dabei sind mir die Leute, die wissen, dass sie es nicht können, noch lieber als... andere

Nein, nur ein kleiner Schelmenstreich meinerseits, natürlich ging die Erklärung schnell vonstatten. Und in der Gründungsphase kam eine sehr interessant besiedelte Insel zustande, die auf der einen Hälfte noch unheimlich viel Platz für wagemutige Siedler bot und auf der anderen Hälfte kurz gesagt nicht. Und auf dieser völlig zugepflasterten Hälfte war ich natürlich geladent. Aber wer wird verwundert sein, dass ich mir trotzdem den Sieg sichern konnte? Bitte keine Antwort-PN, das ist eine rhetorische Frage. Bei den Mitspielern müssen die Siedler-Sinne noch etwas geschärft werden! Aber gut, dass ist in der ersten Partie nicht verwunderlich, da wird noch etwas blauäugig gespielt und viel zu lieb gehandelt. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einer Partie Siedler mal gerne mehr Aggression sehen würde! Und das auf dem Weihnachtsmontagabend! Nun, heute war es so. Letztlich schälte sich ein sehr klares 5:4:7:10 heraus, wobei David noch Siegeschancen hatte, schließlich war er der Vorbesitzer der Längsten Handelsstraße gewesen, die mir schlussendlich den Sieg gebracht hatte. Aber all das ist nicht weiter von Belang. Siedler ist jetzt einmal beigebracht und muss in meinen Augen noch vertieft werden. Denn, und das möchte ich einmal herausstellen, war das heute der erste budische Montagabend mit einem anständigen Brettspiel! Was für ein feierlicher Anlass!
Und um dem Abend die Ehre zu geben, haben wir zum Schluss eben nicht Wizard gespielt, worum ich recht froh bin, sondern
Nicht die Bohne! Ein kleines Kartenspiel mit erstaunlich geringem Bekanntheitsgrad. Das Spielprinzip ist eigentlich sehr einfach: Ein Spieler legt eine Karte offen aus, den Bohnenchip darauf. Nun wählen die Mitspieler eine Karte aus ihrer Hand und legen diese verdeckt auf den Tisch, um sie dann aufzudecken, wenn alle ihre Wahl getroffen haben. Nun geht es ans Nehmen: Der Spieler mit dem Chip nimmt sich irgendeine der soeben gelegten Karten. Nur die mit dem Bohnenchip ist tabu! Nun ist der Spieler am Zug, dessen Karte genommen wurde. Er wählt abermals aus usw. Der letzte Spieler nimmt dann zwangsläufig die bebohnte Karte und gibt eine neue Karte vor. Das ist der ganze Zauber. Ein sehr einfaches Prinzip, dass aber zu ziemlichen Denkorgien führen kann. Die aber am Ende meist doch nichts bringen, weil es solch schöne Spezialkarten wie die "Minus-Bohne" gibt. Legt man eine solche in die eigene Auslage, zählen alle Punkte der entsprechenden Farbe plötzlich negativ. Und bei der zweiten dann doch wieder positiv. Bei der dritten dann aber endgültig negativ. Obwohl: Es gibt da ja noch die namensgebende "Nicht die Bohne!"-Karte, mit der die Karten einer Farbe einfach zu 0 zusammengefasst werden. Ihr könnt euch denken, dass es da zu interessanten Situationen kommen kann. Und trotzdem bleibt das Spiel sehr zufällig, weil sich ein Mitspieler schnell mal so entscheiden kann, dass der eigene Plan gerade nicht aufgeht oder weil eine punkteträchtige Reihe ganz am Ende ins Gegenteil gekehrt werden könne. Unschön, sowas, aber leider kommt es immer wieder vor. Und deshalb kommt auch dieses eigentlich wirklich gut angelegte Spiel nicht über ein wohlmeinendes "nett" hinweg. Irgendwas fehlt. Wenn ihr jetzt die Punkte seht, werdet ihr zuerst merken, dass mir vor allem ein paar Punkte fehlen, aber das meinte ich jetzt gar nicht speziell. Obwohl es sehr freundlich von euch ist, dass ihr euch um meine Punkte sorgt. 28:-36:16:-20 lautete der Endstand. Ihr seht, mit mir war nicht viel los, und das, obwohl ich bis kurz vor Schluss ein sehr gutes Gefühl hatte. Aber was will man machen, wenn die Mitspieler kollaborieren? Undankbares Volk! Da lädt man die Montag für Montag ein und dann lassen die einen nichtmal gewinnen. Ts, ts...
Zum Abschluss will ich nur noch zwei Dinge loswerden: 1. Der Montagabend war schön und ich hoffe, er bleibt es auch. Es gibt immer wieder Überlegungen, mal woanders zu spielen oder gar wannanders, aber das geht natürlich gar nicht. Ihr kennt mich ja. Nein, im Ernst, ich glaube, etwas Stetigkeit tut dem Ganzen gut und ich hoffe, dabei nicht zu festgefahren zu sein. Wie sich der Abend jedoch entwickelt, kann ich schwer absehen. Kompromisse waren ja irgendwie noch nie so meins, wo ich mal so genauer drüber nachdenke. Ich wusste schon immer, Selbstreflexion ist auch nicht das Wahre

2. Ich habe bisher ganz vergessen, um Kritik zu bitten! Also, Lamas, bespuckt mich! Fresst die Berichte auf! Setzt eure Misthaufen an die richtigen Stellen! Oder benennt euer Junges nach mir! Seid versichert, ich werde die Geste zu deuten wissen. Feedback in jede Richtung ist immer Balsam für Hufe und Seele. Und mit diesen Worten gähnt das Siedler-Lama blökend und verbleibt bis zum Dreikönigstag. Waren da damals nicht auch Lamas im Spiel? Ich glaube, ich bin da einer ganz großen Sache auf der Spur... Hand aufs Erz,
Der Siedler