Beitragvon Michael Weber » 22. Oktober 2007, 23:25
Um dann nach der Messe doch noch darauf zu antworten:
Dirk Piesker schrieb:
> mutest Du den Rezensenten da nicht etwas viel zu?
Nein, denn wer Rezensent sein will, muss das normal automatisch so machen. Jedenfalls wäre das mein Anspruch.
> Das wäre ja (jetzt kommt der hinkende Vergleich), als
> fordere man von der FAZ oder der Zeit, einen trashigen
> Horrorfilm als Zielgruppenorientiert zu beurteilen
> und dann (vielleicht) als hervorragend (für Horror-Fans)
> zu bewerten.
Ich hinke mit: Würde Reich-Ranicki einen Comic rezensieren oder einen neuen Simmel? Doch eher nein. Und genau das erwarte ich auch von einem Rezensenten: Wenn er keinen Zugang zu so einem Spiel hat, muss er auf eine Rezension verzichten oder aber versuchen, das Spiel vor dem Hintergrund seiner Zielgruppe einzuordnen. Es geht mir, um das noch einmal deutlich zu sagen, nicht darumm, dass er es nicht verreißen darf, wenn es schlecht ist. Es geht mir vielmehr darum, dass er es nicht verreißen darf, NUR weil er solche Art von Spiel eh nicht mag.
> Leider ist die Spieleszene zu klein für dutzende
> Zielgruppenorientierte Fachblätter. Alles nun von 2,3
> Zeitschriften einzufordern scheint mir übertrieben.
Sag das mal den Betreibern der vielen neuen Webseiten, die Spiele rezensieren (können wollen) ;-)
Zurück zum Thema: Ich denke, dass alle Publikationen, die sich an eine breitere Leserschaft richten, auch entsprechende Texte liefern sollten. Nur weil jemand nur Puerto Rico und Caylus mag, muss Tabu noch lange kein schlechtes Spiel sein. Erst, wenn es zehn Spiele gibt, die bessere Kommunikations- und Partyspiele als Tabu sind, darf man Tabu schlecht machen. So in etwas meine ich das.
Und schon wäre auch die Spieleszene nicht mehr so klein, wie sie unsere 2-3 Magazine leider durch die Auswahl von Rezensionen machen. Also am Ende doch alles Rezensionen für Vielspieler? Frag doch mal die Verlage, wo eine Rezension für Famileinspiele mehr bringt: in der Spielbox, im Reich der Spiele oder in einer Tageszeitung. Die Antwort wird in der Reihenfolge gar nicht überraschend genau andersherum sein.
> Man kann Dinge nur am eigenen Anspruch bewerten, alles
> andere halte ich für Käse.
Und genau dann sind Besprechungen nur noch subjektive PMEP (Persönliche-Mehrfache-Eindrücke-Postings), aber keine Rezensionen mehr. Unabhängig von der Tatsache, dass niemand seinen persönlichen Anspruch am Spiel ganz ausblenden kann.
Diskussionsfreudige Grüße
Michael